andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Mittwoch, 01. Juli 2009, 22:47
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beim Einkauf

Das durchschnittliche Gespräch hat etwa das Niveau eines Wortes, das beim Scrabble entsteht, wenn alle Buchstaben willkürlich zusammengelegt werden. Es geht ums Wetter, ums Fernsehen, um tagespolitische Meldungen in der Presse oder um persönliche Erlebnisse des Vortages, die so spannend wie die Nacherzählung eine Pilcher-Verfilmung klingen.
Selten genug bietet der Alltag eine Abwechslung, wobei die Wahrscheinlichkeit immer kleiner wird, je unbekannter das Gegenüber ist. Ganz oben (oder unten?) stehen die Wortwechsel mit Verkäufern, die nur aus Mangel an nicht beleidigenden Begriffen als Verkaufsgespräche bezeichnet werden können. Aber es gibt auch Ausnahmen:

(Vorbemerkung: es geht um die Tickets, auf denen kein Name eingetragen ist, die also auch ohne Personalausweis gültig sind und darum anonym ge- und verkauft werden)

Kunde: „Nabend.“
Verkäufer: „Guten Morgen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
Kunde: „Ich hätt’ gern diese Monatskarte in schön.“
Verkäufer: „Schön haben wir leider nicht, aber für den schönen Juli ist eine da.“
Kunde: „Okay, die nehme ich.“
Verkäufer: „Bar oder mit EC-Karte?“
Kunde: „Bar.“
(Geldscheine wechseln die Thekenseite und werden beim Einsortieren in die Kasse prompt fallen gelassen)
Verkäufer: „Na, ich werfe heute wieder mit dem Geld um mich ...“
Kunde: „Dann werfen Sie doch mal in meine Richtung.“
Verkäufer: „Wenn ich im Lotto gewinne, gebe ich Ihnen gerne etwas ab.“
Kunde: „Prima. Sagen Sie mir dann Bescheid?“
Verkäufer: „Klar, ich rufe sie an. Dann können Sie es abholen.“
Kunde: „Schön. Ich stehe im Telefonbuch.“
Verkäufer: „Dann kann ich es auch schicken. Große oder kleine Scheine?“
Kunde: „Kleine Scheine, nur kleine Scheine. Und bitte als Überweisung.“
Verkäufer: „Oder lieber als Fax?“
Kunde: „Auch gut. Aber sagen Sie mir vorher Bescheid, damit ich mein Sparschwein unter den Drucker stellen kann.“
Verkäufer: „Ich schick’ Ihnen vorher ne e-mail.“
Kunde: „Klasse, dann buche ich jetzt schon mal den Urlaub für uns beide.“
Verkäufer: „Aber nicht in die Karibik. Ich vertrage den Döner nicht.“
Kunde: „Lieber ne Kreuzfahrt?“
Verkäufer: „Geht nicht, bin Moslem.“

Leider brach das Verkaufsgespräch hier ab, weil eine ältere Dame den Kunden beiseite schob und dabei murmelte: „Sie sind ja sowieso fertig.“
Leider musste sie aber doch ein wenig warten, da synchron: „Voll fertig.“ gesagt wurde. Das kam aber nicht nur aus zwei Mündern, sondern aus mindestens fünf.

Mal schauen, vielleicht reden wir beim nächsten Mal übers Wetter …


Andreas Gahmann

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (02.07.09)
"Leider musste sie aber doch ein wenig warten, da synchron: „Voll fertig.“ gesagt wurde."

Den Satz verstehe ich nicht, aber ansonsten war's lustig. Besonders das mit der Kreuzfahrt.
wupperzeit (58)
(02.07.09)
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