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Fr., 16. April
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760. Kolumne
Rohdiamant und Kieselstein
Die Zeiten sind schwer, Corona lähmt unser Leben immer noch aber die Gedanken sind leicht, nicht immer, klar, aber wenn man jung ist, dann ist das Denken nur eine Last, wenn man denken soll, was man nicht denken will. Latein übersetzen, zum Beispiel, oder quadratische Gleichungen lösen, oder einen Essay über Sinn und Scheitern der Kreuzzüge lesen, nicht freiwillig, sondern für die Schule.
Mein Enkel Felix, der ist so ein man, der will nur lernen, was ihn interessiert. Er sagt, die Entwicklung des deutschen Schulsystems verrate immer mehr das, was Humboldt forderte: eine Schule ohne Noten, eine Schule, die zum Lernen anregt, und zwar alle Themen übergreifend. Er, Felix, will eine Schule, wo das Lernen und Arbeiten Freude macht, wo man problemorientiert arbeitet. Und daher sollten die Schulstoffe Bezug haben mit heute, oder die Lehrer sollten diesen Bezug herstellen und die Schüler motivieren. Ich stimme ihm in vielem zu, gebe nur zu bedenken, dass Denken manchmal auch anstrengend ist oder dass Interesse nicht nur durch Motivation von außen entsteht und frage ihn: Woher soll man alle diese tollen Lehrer hernehmen und bezahlen ...
Aber nicht genug Felix will die Welt retten. Die Schule lässt sich nur revolutionieren und auf Humboldt-Kurs bringen, wenn das Schulsystem, das wir haben, erst einmal abgeschafft wird und dann mit den fähigsten Lehrern aufgebaut wird. So ähnlich meine das auch Precht, sagt Felix. Die Schule hat ja die jungen Menschen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten nur versaut, da müssen neue Menschen heranwachsen, und das klappt auch, wenn man das richtig macht.
Felix ist 16 und geht auf dem Päda, so der Kosename der Otto-Kühne-Schule (auf der auch ich war, sein Großvater, und mein Sohn, sein Vater), in die 10. Klasse, die schon lange nicht mehr Untersekunda oder UII genannt wird, sondern heißt neuerdings an einem Gymnasium (vom Typ G8) Jahrgangsstufe EF, das bedeutet Einführungsphase im Kurssystem für die Q1 und Q2, die beiden Jahrgangsstufen der Qualifikation fürs Abitur.
Jüngst hat Felix sich Hegels Phänomenologie des Geistes vorgenommen, drei Seiten gelesen und einen Wikipedia-Absatz. Seither gestaltet sich seine Argumentationsweise etwa so:
Wir müssen die Probleme unserer Zeit dialektisch betrachten, sonst kommen wir nicht weiter ...
Ich freue mich, wie der Geist meines Enkels explodiert. Er beurteilt die politische Problematik der Corona-Pandemie, spricht von Güterabwägungen bei ethischen Fragen, er denkt nach über Sinn und Unsinn der Ehe, Zweck und Verdruss der Höflichkeit, Schein und Sein in der Politik usw. und es ist eine wahre Freude, mit ihm zu diskutieren. Eltern und Großeltern sind dann Punchingbälle fürs Training effektvollen Argumentierens.
Die Punchingbälle haben früher selber mal mit ihren Eltern geboxt und sehen ein, dass dieses Training sein muss. Sie lernen aber auch selber dazu, denn über viele Fragen haben sie ja schon lange nicht mehr nachgedacht.
Und so geht es auch mir, wenn Felix sagt:
Weißt du, Uli, wenn ich mit meinem Vater diskutiere, bewege ich mich ja zwangsläufig auf Talkshow-Niveau ... das geht zwar bei dir etwas besser, du bist abgeklärter, kannst die Dinge entspannter sehen als die Generation, die noch voll im Arbeitsleben steht, da ist man leicht betriebsblind ... aber andererseits bist du für mich so ein vom Leben abgewetzter Kieselstein ...
Und was bist du?, frage ich.
Rohdiamant ...
Ach so, sage ich, ach so ...
Ja, sagt er.
Da fehlt aber noch der Schliff, oder?
Na klar, sagt Felix, das ist nur eine Frage der angewandten Dialektik.
Und wie vollzieht sich das konkret?, frage ich.
Kein Problem, sagt der Glückliche, das mach ich selber.
Bravo!, sage ich, dann strahlen bald alle Kieselsteine.
Uli, das war ja wohl ein unglücklicher Kalauer. Weißt du, ich brauche ja, unter anderem, nur die Fehler zu vermeiden, die den Generationen vor mir unterlaufen sind.
Das habe ich auch mal gedacht, sage ich.
Siehst du, sagt er, so reden Kieselsteine!
Ich gebe auf. Er hat ja recht. Vielleicht ist ja seine Generation wirklich aus härterem Material ...
Rohdiamant ... Das war ich doch auch mal.
Oder?
Ulrich Bergmann
![]() ![]() | Und wieso, oder?
Warst Du oder warst Du wirklich einer der wenigen als Kieselstein geboren und als Kieselstein gestorbenen, lach. Was hält er, der Rohdiamant, aus dem Leben gegriffen oder efunden/nachempfunden/beobachtet, von der Notwendigkeit, sich Selbst zu kennen, bei all der Diskussion/Dialektik/F_einschleiferei? |
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war mir bewusst, d.h. ich hatte auch das Gefühl, dass es den Raum für weitere Perspektiven öffnen wollte, insofern wäre es dann doch ein wenig ernst gemeint, aber nicht im Sinne eines Zweifels. Wir haben in unserem Alter ja den Vor-&Nachteil bereits einen Weg gegangen zu sein. shine on you crazy diamond , kommt mir in den Sinn, und haben wir etwas über das "Schleifen" zu erzählen. Wo war es umverhältnismäßig, also jetzt nach so vielen Schritten in dem daraus entstandenen Profil und Schuhwerk? |
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