KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 09. August 2019, 21:31
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Vive la différance

680. Kolumne


Man sagt, sagt Echo, unsere Sprache sei metaphysisch.
Unglaublich, sage ich.
Aber wahr, sagt Echo. Wenn wir miteinander sprechen, sagen wir nur ungefähr, was wir meinen, die Wörter sind nur Zeigefinger.
Metaphysische Zeigefinger?, frage ich.
Wir reden mit Händen und Füßen, sagt Echo, aber was wir sagen, hat am Ende doch nicht Hand und Fuß. Du siehst, man kann die Metaphysik geradezu mit Händen greifen.
Das sind Wortspiele, sage ich, wir verstehen uns doch gut mit unseren ungefähren Worten. Ich weiß genau, was du mir sagen willst.
Weil wir an unsere Worte glauben, sagt Echo. Aber die Sprache hinkt unseren Gedanken hinterher, oder sie eilt ihnen voraus, der eine versteht mehr, der andere weniger, und von diesen Unterschieden leben neue Gedanken.
Dann ist unsere metaphysische Sprache gut, sage ich.
Ja, sagt Echo, im ungefähren Raum der Wörter treffen wir uns gut genug.
Mit mir selbst, sage ich, verstehe ich mich noch besser als mit dir. Mein Selbstgespräch ist genauer, ich muss nicht metaphysisch mit mir reden.
Das denkst du nur, sagt Echo, deine Sprache ist immer metaphysisch. Die Wörter fließen mit der Zeit, sie erzählen alte Geschichten, sie werden neu in einer neuen Geschichte derselben Geschichte. Das spaltet mein Herz, und dein Herz auch.
Das spüre ich nicht, sage ich.
Weil du gar nicht richtig mit dir redest, sagt Echo. Indem ich über meine Sprache spreche, wird mir die ganze Schizophrenie meiner engen Welt klar.
Deswegen redest du mit mir?, sage ich.
Ich muss meinen Horizont verdoppeln, sagt Echo, um die Spaltung meines Denkens auszuhalten.
Verdoppelst du nicht deine Schizophrenie?
Kann sein, sagt Echo. Wenn aber zwei gespaltene Herzen halten, was sie sich versprechen, halten sie das Leben besser aus.
Das ist aber doppelt metaphysisch, sage ich. Du verlierst den Boden unter den Füßen.
Na und?, sagt Echo, ich gewinne mich selbst!
Und die Metaphysik?
Die hebe ich auf, sagt Echo.
Und die Schizophrenie?
Das macht keinen Unterschihd, sagt Echo.
Was bleibt uns dann noch?, frage ich.
Eine neue Metaphysik!, sagt Echo.

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