KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 01. November 2019, 17:20
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Atropa belladonna

691. Kolumne


Der Tod und die Weiber haben gleichen Sinn, heißt es, sag ich, wer sie flieht, den suchen sie, und wer sie sucht, vor dem fliehen sie. Soll ich also vor dem Leben davonlaufen, damit es zu mir kommt?
Ich glaube, sagt Schatten, das ist nur ein Gleichnis, das sagt, das Glück kommt eher zu dir, wenn du es nicht jagst.
Aber was haben die Frauen mit dem Tod zu tun, sage ich, sie sind doch viel schöner als er.
Sie sind beide frei wie der Zufall, den du anziehst, wenn du nichts tust. Was du dann für Zufall hältst, wenn du Glück bei einer Frau hast, ist ein abgekartetes Spiel: Sie wählte dich.
Gut, sage ich, das kann es geben. Es kommt aber auch vor, dass ich mit meiner Flucht ihre Wahl provozierte, dann wählte ich ihre Wahl, und so wählte sie nicht mich, sondern ich sie!
So willst du die Frauen überlisten, sagt Schatten.
Nein, sage ich, ich will den Tod überlisten.
Ich fürchte, sagt Schatten, deine List hat der Tod längst einkalkuliert. Du glaubst, du gewinnst, und bist von vornherein verloren.
Meinst du, sage ich, ich sollte mich begnügen mit meinem Glück bei den Frauen?
Wenn sie dich gewinnen lassen, sagt Schatten.
Das kalkuliere ich ein, sage ich. Schade nur, dass der Tod keine Frau ist.
Keine Angst, sagt Schatten, der Tod ist kein wilder Knochenmann, der Tod ist immer eine Frau, die dir den letzten Kuss gibt.
So könnte ich sterben, sage ich, das ist ein schöner Tod.

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