BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 30. Juni 2014, 23:05
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I hear(d)t New York

New York
The Big Apple
wichtigstes Finanzzentrum der Welt
Sitz der Vereinten Nationen
beliebtes Ziel von Terro-, pardon Touristen
die wohl meistbesungene Stadt der Moderne

Und auch sonst in vielerlei musikalischer Hinsicht von einiger Bedeutung.

Findet sich hier doch die bedeutendste Location für Konzerte, die es auf diesem Planeten gibt: der Madison Square Garden.
Es gilt genreübergreifend eine Regel in der gesamten Musikwelt:
Wenn du diese Halle ausverkaufen kannst, bist du einer der ganz Großen. Und nur dann!
Geschafft haben dieses Kunststück u.a. schon MADONNA, JUSTIN BIEBER oder JAY-Z.
Aus deutscher Sicht sieht es da eher mau aus. Lediglich die SCORPIONS (1984, dafür aber gleich 3 Abende in Folge) und jüngst RAMMSTEIN (2010) sorgten im MSG für volles Haus. Das RAMMSTEIN-Konzert war sogar schon nach 20 Minuten ausverkauft.

Für Richard Z. Kruspe dürfte das nicht weiter verwunderlich gewesen sein. Der RAMMSTEIN-Gitarrist hat seinen Lebensmittelpunkt inzwischen weitesgehend nach New York verlagert. Nur wenn er in Sachen seiner Hauptband eingespannt ist, etwa wenn ein neues Album geschrieben und aufgenommen wird, kommt er für einen längeren Zeitraum nach Deutschland zurück. Allerdings nimmt er keinen der Songs, die er in New York schreibt, mit, um ihn für RAMMSTEIN zu verwenden. Diese Songs benutzt er für sein Soloprojekt EMIGRATE.
In einem Interview sagte er einmal, dass er RAMMSTEIN-Songs nur in Deutschland schreiben könnte und EMIGRATE-Songs nur in New York. Soll wohl an den verschiedenen Stimmungen liegen, die er jeweils auffängt und die nur jeweils zum "heimischen" Betätigungsfeld passen. Klingt komisch, ist aber so.

Genau so komisch mag es klingen, dass die Unzufriedenheit der Kids auf den Straßen von Brooklyn und der Bronx in den 70ern und frühen 80ern gleich 2 Musikrichtungen vervorbrachten, die auch heute noch, gerade bei jüngeren Menschen, sehr angesagt sind: Hip Hop und Hardcore (Punk).

Schon von Anfang an war Hip Hop nicht nur Musik, sondern eine Lebenseinstellung und eine Subkultur, die aus 4 wesentlichen Elementen bestand:
- DJing (Discjockeys)
- MCing (Rapper, MC ist die Kurzform von "Master of Ceremony")
- Graffiti-Writing und
- B-Boying (Breakdance)

In den Texten der MCs ging es um das Leben auf der Straße, um rassistische Übergriffe der (größtenteils) weißen Polizisten auf die (größtenteils) schwarzen Kids, aber auch darum, das Beste aus der Situation zu machen und eine gute Zeit zu haben.
Wer genau den Hip Hop nun erfand, lässt sich nicht eindeutig festlegen. Fakt ist jedenfalls, dass in den 70er Jahren DJs anfingen, nur die Beats einzelner Soul- oder Funksongs zu spielen oder auch die Platte mal kurz mit der Hand anzuhalten, was ein kratzendes Geräusch (das sog. "scratchen") verursachte.
Gerade bei Blockpartys in Brooklyn und der Bronx erfreute sich diese Technik großer Beliebtheit. Die DJs waren dabei die wichtigsten Leute und standen demzufolge auch immer als erste auf den Flyern. Die MCs wurden wenn, dann erst weiter unten genannt.
Die Begriffe "Rapper" bzw. "rappen" wurden erst 1979 durch den Song "Rapper's Delight" der SUGARHILL GANG etabliert. Dieser Song war auch gleichzeitig der erste Superhit dieser Musikrichtung und öffnete die Tore in die Charts und zum Mainstreampublikum.

Auch heutzutage behaupten noch viele Rapper, von der Straße zu kommen und dort aufgewachsen zu sein. In Wahrheit stammen die meisten aber inzwischen aus einem guten Elternhaus und haben keine Ahnung, wie es auf den Straßen (immer noch) zugeht. Trotzdem wird darüber gerappt, weil man ja sonst nicht als "Gangsta" gilt.
Da ist in jedem Fall von den Wurzeln nicht mehr viel übrig geblieben.

Ganz im Gegensatz dazu beim Hardcore.
Um Verwechslungen gleich von vornherein zu vermeiden: Ich rede hier von Hardcore Punk, nicht von Hardcore Techno.
Der Hardcore entwickelte sich parallel zum Hip Hop in Brooklyn. Während ein Großteil der schwarzen Kids zum Hip Hop tendierte, waren es eher die weißen Kids, die sich bei härteren Klängen wohler fühlten. Natürlich gab es in beiden Szenen auch Leute der jeweils anderen Hautfarbe, aber das waren dann doch eher die Ausnahmen.
Die Kids in Brooklyn fanden sich in den Songs der großen Rockbands nicht wieder und auch der Punk (Rock), der in den 70ern aufgekommen war, war nicht wirklich das, was den Alltag dieser Kids wiederspiegeltete. Also entschloss man sich, selbst zu den Instrumenten zu greifen und eigene Texte zu schreiben. Bands der ersten Stunde, die auch heute noch zur Speerspitze der Szene zähen sind u.a. AGNOSTIC FRONT, BIOHAZARD, MADBALL oder SICK OF IT ALL. Grundlage der Musik war zwar der Punk, allerdings ging man deutlich rigoroser und härter zur Sache.

Und auch fairer. Im Gegensatz zum Hip Hop, wo schon bald Beleidigungen und Beschimpfungen, später sogar körperliche Gewalt bis hin zu Körperverletzung und Mord Einzug hielten, finden sich im Hardcore immer wieder die Worte "Family" (Familie) und "Unity" (Einheit). Die Szene hält, damals wie heute, zusammen und macht sich nicht untereinander gegenseitig fertig. In der Beziehung haben die Hardcoreler sogar mehr mit den Metalern gemeinsam, als mit den Hip Hoppern, obwohl es da die gleichen Wurzeln gibt.

Diese Wurzeln haben auch ANTHRAX und OVER KILL. Diese beiden New Yorker Urgesteine des Thrash Metal waren zu Beginn ihrer Karrieren ebenfalls stark von der Punk und Hardcore-Szene beeinflusst. Alte ANTHRAX-Shirts oder Patches (Aufnäher) zeigen z.B. noch das  NYHC (New York HardCore) -Zeichen. Ich weiß das, weil ich im Besitz eines solchen Patches bin.

Und noch eine (Thrash) Metal Band hat New York einiges zu verdanken, auch wenn sie ursprünglich aus San Francisco kommen. Die Rede ist natürlich von METALLICA, die nach New York zogen, um hier ihre ersten Schritte zu machen und das legendäre Debüt "Kill'em all" aufzunehmen. Sie brachten praktisch das Flair der Bay Area mit nach New York und mischten es mit dem hiesigen. Und legten somit den Grundstein einer Weltkarriere, die sie natürlich auch wieder nach New York zurück führen sollte.
Natürlich in den Madison Square Garden.
Natürlich war der ausverkauft.
Und natürlich habt ihr euch das denken können. Oder?

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der besten "New York"-Songs aller Zeiten:

Platz 5: "NY, NY" von THA DOGGPOUND
Platz 4: "Save in New York City" von AC/DC
Platz 3: "New York Groove" von HELLO
Platz 2: "Ich war noch niemals in New York" von UDO JÜRGENS

und

Platz 1: "New York, New York" von FRANK SINATRA

Danke fürs Reinhören.


Euer BLACKHEART

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Melodia (04.04.12)
jetzt habe ich wieder lust, alte platten raus zu kramen... sick of it all... anthrax... schon große nummern.^^

freu mich jede woche auf deine kolumne!

lg
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