BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 15. Oktober 2012, 23:14
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Harte Stromgitarrenmusik. Ohne Gitarren!?

Die Pflanze namens Heavy Metal schlägt manchmal schon komische Blüten. In letzter Zeit sogar vermehrt solche, die ganz ohne elektrische Gitarren auskommen.
Aber, Metal ohne Gitarren, geht das überhaupt?
Ich sage: "Ja."

Bereits seit 1993 beweisen dass die finnischen Cello Metaler von APOCALYPTICA. Anfangs, wie auch der Name des Debutalbums vermuten lässt ("Apocalyptica plays Metallica by four Cellos"), waren derer noch 4 zu hören. Inzwischen besteht die Band nur noch aus 3 Cellisten. Das 4. Bandmitglied ist Schlagzeuger.
Auf der Extended Version ihres 2. Albums ("Cult") finden sich auch erstmals 2 ihrer Stücke mit Gastgesang dargeboten. Eine Praxis, die auf den weiteren Alben fortgeführt wurde.
Inzwischen hat sich schon eine ziemlich illustre Liste an Gastsängern angesammelt, so u.a. COREY TAYLOR (SLIPKNOT, STONE SOUR), SANDRA NASIC (GUANO APES), MARTA JANDOVÁ (DIE HAPPY), VILLE VALO (HIM), LAURI YLÖNEN (THE RASMUS) oder NINA HAGEN.
APOCALYPTICA werden auch gern von anderen Bands wie METALLICA oder RAMMSTEIN als Gaststars auf die Bühne geholt, um diese bei einem oder mehreren Songs zu begleiten.

Im Gegensatz zu APOCALYPTICA war bei VAN CANTO der Schlagzeuger schon von Anfang an dabei. Allerdings auch als einziges "richtiges" Instrument in dieser Band. Die restliche Musik (also Gitarren, Bass, Keyboard) werden allesamt von 3 weiteren Bandmitgliedern mittels ihrer Stimmen erzeugt. Sie nennen diese Art Gesang selbst "Rakkatakka"-Gesang (für die Gitarren), bzw. "Dan Dan"-Gesang für den Bass.
Ein weiterer Sänger, sowie eine Sängerin, sorgen dann noch für den "eigentlichen" Gesang.
Ein weiterer Unterschied zu APOCALYPTICA ist auch, dass VAN CANTO (deren Name sich im Übrigen vom lateinischen Wort "cantare" - "ich singe" ableitet, wogegen das "VAN" einfach nur angefügt wurde, weil es auf Plakaten schön aussieht) bereits seit ihrem ersten Album mehr auf Eigenkompositionen setzen. Aber auch bei ihnen finden sich immer wieder Coverversionen (u.a. von MANOWAR, NIGHTWISH und IRON MAIDEN) und auch Gastauftritte bekannter Sänger und Musiker aus dem Metal-Bereich sind nicht selten. Hier kann man u.a. HANSI KÜRSCH (BLIND GUARDIAN), CHRIS BOLTENDAHL (GRAVE DIGGER), JOAKIM BRODEN (SABATON) oder VICTOR SMOLSKI (RAGE) nennen.

Der Schlagzeuger von VAN CANTO scheint bei denen aber noch nicht ganz ausgelastet zu sein. Deswegen hat er auch eine Band namens IN LEGEND ins Leben gerufen, die ihren Stil als "Hand hammered Piano Craft" bezeichnen.
Besagter Schlagzeuger singt nicht nur in dieser Band, sondern spielt auch E-Piano. Unterstützt wird er dabei von einem Keyboarder, einem Bassisten und einem Schlagzeuger. Eine Gitarre, geschweige denn jemanden, der sie spielt, sucht man auch hier vergebens.

Manch eine/r mag jetzt vielleicht einwerfen

"Ey Moment mal! Der Bass is doch auch 'ne Gitarre!"

womit er/sie formal gesehen sogar Recht hätte. Allgemein gilt aber der Bass innerhalb einer Band nicht als Gitarre und der Bassist auch nicht als Gitarrist.
Mit der Rollenverteilung innerhalb eines Bandgefüges, werde ich mich in einer meiner nächsten Kolumnen mal eingehender befassen. So einfach ist das nämlich gar nicht.

Das musste auch HELLOWEEN-Bassist MARKUS GROßKOPF feststellen, als er 2008 seine langgehegte Idee in die Tat umsetzte, ein Album aufzunehmen, auf dem nur Bassisten mitspielen. Diesem Album namens "Hellbassbeaters" von BASSINVADERS (dem Namen dieses Projektes) wurde allerdings kein großer Erfolg zuteil.

Wir stellen also fest: Metal kann auch ohne Gitarren funktionieren. Muss aber nicht.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der besten gitarrenlosen "Metal"songs:

Platz 5:  IN LEGEND - "Pandemonium"
Platz 4:  MAMBO KURT - "South of Heaven" (SLAYER-Cover)
Platz 3:  VAN CANTO - "The Seller of Souls"
Platz 2:  ELÄKELÄISET - "Humppalaki" (JUDAS PRIEST-Cover von "Breaking the Law")

und

Platz 1:  APOCALYPTICA feat. MATTHIAS SAYER - "Hope vol. 2"

Danke fürs Reinhören.


Euer BLACKHEART

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(16.10.12)
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 BLACKHEART (16.10.12)
Ich habe zu danken.
Ohne solche Kritik (über die ich mich im Übrigen sehr freue) wäre diese Kolumne auch nicht das, was sie wäre.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich selbst beim Schreiben auch noch viel lerne. Aber man kann ja auch unmöglich alles wissen oder kennen.

Gerade was die Vorurteile der Metal-Szene kenne ich mich natürlich bestens auch. Allerdings versuche ich auch immer wieder, diese zu widerlegen wo und wann immer ich kann. Das ist auch eines der Sekundärziele, das ich mit dieser Kolumne verfolge.

Man möge mich nicht falsch verstehen. Ich will hier keinesfalls missionieren. Ich möchte lediglich den musikalischen Horizont meiner Leser erweitern. Und anscheinend gelingt mir das auch.

Wie gesagt: Danke für deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

 Melodia (17.10.12)
Mal wieder sehr gut!
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