BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 07. März 2016, 23:47
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Frontbericht: "Der Grenzgänger" Teil 2

Das Gute am Metalfest in Pilsen war, dass der Headliner schon relativ früh auf die Bühne ging, so dass (offiziell) um 23:00 Uhr Schluss war.
Gut für mich. So saß ich bereits um halb zwölf wieder im Auto und machte mich auf den Weg zurück nach Geiselwind, wo ich gegen 02:00 Uhr in der Nacht ankam.

Samstag, 31.05.2014 "Out & Loud"

Da ich jetzt über zwölf Stunden Zeit hatte (ein Luxus auf Festivals), schlief ich erst einmal schön aus und machte mich (im Anschluss an mein obligatorisches Frühstück) auf den Weg zum Rasthof, um ein Sakrileg zu begehen.
Ich meine nicht die Benutzung einer befestigten Toilette (das fällt auch in die Kategorie "Luxus auf Festivals"), sondern die einer Dusche. Mit dem Wissen, dass ich unter der Dusche immer etwas länger brauche, kaufte ich mir gleich drei Duschmarken, von denen mir aber zwei genügen sollten.
Jetzt hieß es warten. Ich war nämlich nicht der Einzige, der diese glorreiche Idee hatte. Normalerweise dusche ich ja nicht auf Festivals (Haare waschen ausgenommen, die sollen ja fliegen), aber vier Tage gehen nunmal nicht spurlos an einem vorbei. Außerdem erwartete ich für den weiteren Verlauf des Tages noch die Gegenwart und vielleicht sogar Gesellschaft einiger hübscher Damen und da wollte ich nicht ungepflegt auftauchen. Mehr davon später.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim Schlange stehen in der (laut Schild an der Tür) Truckerdusche.
Und wie immer, wenn Metaler zusammen stehen, wird (auf gut deutsch) Scheiße gelabert. Ich weiß nicht warum, aber ich finde in jeder Schlange, die "kaputtesten" Typen. Und natürlich stehen sie entweder direkt vor, oder direkt hinter mir. So auch dieses Mal. Und was soll ich sagen? Die Warterei hätte auch durchaus langweiliger sein können.

Fast zwei Stunden, nachdem ich mein Auto verlassen hatte, kehrte ich dorthin zurück. Frisch wie der junge Morgen packte ich mir also meinen Stuhl und ein (noch immer recht gut temperiertes) Bier und setzte mich zu den drei Kerlen, die ich für die Besatzung des Wohnmobils hielt, das neben mir parkte.

Wie sich herausstellte, waren aber nur zwei von ihnen meine Nachbarn. Der Dritte parkte etwas oberhalb und war erst kurz vor mir zu der Gruppe gestoßen. Wir kamen relativ schnell ins Gespräch über unsere Lieblingsmusik (bleibt halt nicht aus) und Bier (bleibt auch nicht aus).
Nach einiger Zeit (ich war schon bei der zweiten Dose) sprach einer von den Jungs ein Mädel an, die gerade vorbei ging. Sie gesellte sich zu uns und wir saßen noch etwa eine weitere Stunde beisammen.

Ich war es dann, der als Erster den Weg zum Festivalgelände antrat, weil ich MAJESTY sehen wollte.
Es war zwar noch nicht so viel los, aber ich dachte mir trotzdem, ich schaue sie mir vom Wellenbrecher aus an. Doch
1. kommt es anders und
2. als man denkt.
Vom rechten Rand meines Blickfeldes bewegt sich nämlich ein mir wohlbekanntes rot-schwarz kariertes Holzfällerhemd unter einer Lederkutte in Begleitung einer ansehlichen jungen Dame in Richtung der vorderen Reihen. Ich gehe also hinterher und rufe als ich noch etwa einen Meter hinter ihm bin "TOSCHI!"
Seine Überraschung stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben und wir umarmten uns erst einmal herzlich. Dann stellte er mich seiner Freundin vor und bemerkte anschließend, dass er kurz vorher noch zu ihr meinte, dass gar keine ihm bekannten Gesichter da wären. In der Tat waren wir (soweit ich es mitbekommen habe) auch so ziemlich die einzigen Vertreter der nordhessischen Szene. Aber irgendwer muss ja die "Banners high" halten.

Der Titeltrack ihres aktuellen Albums war nur eine von vielen True Metal-Granaten, die in den folgenden 40 Minuten von MAJESTY gezündet wurden. Fliegende Haare und gereckte Fäuste waren der Dank für eine Band, der man die Spielfreude in jeder Faser ihrer Gesichter ansah. Besonders Sänger TAREK war anzumerken, wie erfreut und auch erleichtert er war, dass die treuen Fans ihm und seiner Band auch nach der unsäglichen Phase, in der sie als METALFORCE unter der Agide von MANOWAR-Chefredner JOEY DiMAIO dahinsiechten, weiter die Treue halten.
Dass MAJESTY inzwischen eh truer als die selbsternannten "Kings of Metal" (deren Untergang übrigens vor neun Jahren an gleicher Stelle auf dem "Earthshaker Festival 2005" begann) sind, hat spätestens nach diesem Auftritt auch der letzte Zweifler verstanden. Ganz groß.

Ich unterhielt mich noch ein wenig weiter mit TOSCHI und seiner Freundin, bevor unsere Wege sich trennten. Wir hofften, uns während des Festivals noch einmal wieder zu sehen, aber dazu sollte es leider nicht mehr kommen.
Mein Weg führte mich in die (mal wieder) gut gefüllte Halle, wo die mit Ziegenmasken verhüllten MILKING THE GOATMACHINE ihren Grindcore aufs Volk losließen.
Trotz voller Halle war es "luftig" genug, dass ich zwischen den Leuten bis ziemlich weit nach vorne durch kam. Keinen Meter von mir entfernt tobte fast nonstop ein Circle bzw. Moshpit.
Da ich aber nicht hineingezogen wurde, war er mir genau so egal, wie die Band auf der Bühne. Ich war nur jetzt schon da, um mir einen guten Platz in der ersten Reihe bei der nächsten Band zu sichern: ARVEN.

Diese Maßnahme erwies sich aber als überflüssig, da sich die Halle fast komplett leerte. Superwetter draußen (über 20° und strahlender Sonnenschein) + der russische Pagan Metal von ARKONA (deren Frontfrau MASHA trotzdem nicht auf ihr Wolfspelz-Outfit verzichtete, wie mir später erzählt wurde) ergaben halt eine Summe, die den meisten Festivalbesuchern zusagte.
Hätte sie mir ehrlich gesagt auch, aber den ersten Auftritt von ARVEN auf einem großen Open Air-Festival (auch wenn er in der Halle stattfand) wollte und konnte ich mir natürlich auf keinen Fall entgehen lassen.

Ähnlich ging es auch HORST und JENS, die aber zumindest noch ein bisschen was von ARKONA sehen wollten, ehe sie sich zu mir gesellten. Kurz darauf erblickten wir auch KARL-HEINZ etwas weiter rechts von uns aber auch in der ersten Reihe. Wie sich das gehört.

Apropos: Einen solchen Sound, wie ARVEN an dem Tag hatten, hatten wir (und darin stimmten wir im Nachhinein alle überein) noch nie bei ihnen gehört. Voll und klar klang es uns aus den Boxen entgegen und wir bekamen jeden kleinen Fehler direkt mit. Aber den einen oder anderen Verspieler oder verpassten Einsatz kann man auf die Nervosität schieben. Vor so vielen Leuten hatten ARVEN schließlich noch nie gespielt. Wider Erwarten war die Halle nämlich auch jetzt wieder proppevoll und nur die Die-hard-VADER-Fans müssen draußen geblieben sein.

Alle anderen bekamen eine (trotz o.g. Fehlerchen) energiegeladene und mitreißende Show geboten. Die vier Mädels und zwei Jungs nutzten die Größe der Bühne optimal aus, die Setlist war harmonisch zwischen langsameren und schnelleren, härteren Stücken ausbalanciert und selbst das Synchron-Headbanging klappte überraschender Weise fast perfekt. Eins meiner persönlichen Highlights an diesen Festivaltagen.

Nachdem wir uns noch etwas über diesen Gig unterhalten hatten, ging ich mit JENS zurück zum Parkplatz. Umziehen war angesagt. Mit HORST hatten wir uns links vor der Open Air-Bühne verabredet, um von dort gemeinsam ENSIFERUM zu schauen.
Die Finnen legten als erste Hälfte des nun folgen Wikinger-Doppelpacks schon mal ordentlich vor. Egal ob Mitsinghymnen wie "Deathbringer from the Sky" oder kultiges wie "LAI LAI HEY", die Pagan-Party war in vollem Gange. Bei letztgenanntem Song packte ich sogar den Kopfpropeller aus, worauf ich mich an zwei Leuten festhalten musste. Ich hatte das halt schon ewig nicht mehr gemacht.
Und hätten ENSI auch "Token of Time" noch gespielt, hätte mein Nacken vielleicht sogar noch einmal auf Dauerrotation geschaltet.

War nur leider nicht so und ich begleitete JENS im Anschluss ein weiteres Mal zum Parkplatz. Beide Male hatten wir übrigens sehr anregende Unterhaltungen mit einer Dame von der Security, die an der Einfahrt zum Gelände eingeteilt war und uns einige Anekdoten aus ihrer Arbeitsalltag erzählte. Allein mit dem, was sie auf diesem Festival erlebt hat, könnte sie schon einen Auftritt im Quatsch Comedy Club absolvieren.
Security ist beileibe kein Job für jedermann, aber man lernt viel über das Verhalten der Menschen.

Wieder auf dem Gelände stolperten wir direkt über die ARVEN-Mitglieder. Natürlich bleiben wir (fast) alle direkt beieinander und da ein Bierpilz in unmittelbarer Nähe war sahen wir auch keinen Grund, uns großartig fortzubewegen.
Zumal AMON AMARTH auch nicht wirklich unser Interesse wecken konnten. Zu den geilen Songs (z.B. "Guardians of Asgaard" oder das mächtige "The Pursuit of Vikings") sind wir zwar abgegangen (Kopfpropeller, die Zweite), aber ansonsten unterhielten wir uns mehr, als dass wir uns auf die Bühne konzentrierten. Die beiden letzten Alben von AMON AMARTH, deren Songs gefühlt die Hälfe des Sets ausmachten, waren nunmal einfach nur mittelmäßig und auch live zündeten diese Songs nicht. Sorry, aber das können die Schweden besser.

Unser Kreis hatte sich inzwischen um einige neue Fans erweitert und auch Bassistin LISA, die sich AMON AMARTH mit ihrem Freund aus der Menge heraus angeschaut hatte, war wieder da, so dass ich mit ihr die Details für die Fahrt am kommenden Tag absprechen konnte.

Nachdem alles geklärt war gingen wir verbleibenden (JENS, HORST, der inzwischen zu uns gefunden hatte, Sängerin CARINA, Gitarristin ANASTASIA, Schlagzeuger TILL und ich) nach vorne, um möglichst nah an BLIND GUARDIAN dran zu sein, die ihre einzige deutsche Festival-Show an diesem Abend spielten.

Und wie immer waren sie überragend.
Ohne Kostüme, Masken, Laser oder sonstigen Krimskrams.
Einfach nur erstklassige Musiker, ein charismatischer Frontmann und natürlich Hits, Hits und noch mehr Hits. Klingt einfach, aber das hat sich die Band in fast 30 Jahren auch mühevoll erarbeiten müssen.
Die Treue der Fans ist der Lohn für die Mühen und wenn "The Bard's Song (In the Forest)" von mehreren zehntausend Kehlen fast im Alleingang gesungen wird, dann weiß man, dass man als Band alles richtig gemacht hat.
Aber auch der Rest des Sets bestand, wie bereits erwähnt, nur aus Hits. Ob neueres wie "Sacred World", Songs der Alben "Imaginations from the other Side" ("Bright Eyes", "Mordred's Song", "Born in a Mourning Hall", "The Script for my Requiem", der Titelsong) und "Nightfall in Middle Earth" ("Nightfall", "Into the Storm", "Mirror, Mirror" als Zugabe) oder Klassiker wie "Lord of the Rings" und "Valhalla", es war ein wahres musikalisches Feuerwerk. Lediglich "Time stands still (at the Iron Hill)" fehlte mir persönlich, um das Rundum-Wohlfühl-Paket komplett zu schnüren.

ANASTASIA und CARINA waren schon einige Songs vorm Ende gegangen, weil sie für den nächsten Morgen fit sein wollten und auch ich machte mich bald nach Ende des Auftritts, der auch der letzte dieses Festivals war, zu meinem Auto auf, um etwas Schlaf zu bekommen. Zur Abwechslung fuhr ich nämlich mal nicht nachts, sondern erst am Morgen des

Sonntag, 01.06.2014 "Metalfest Pilsen"

Mir sollten zwar nur etwa fünf Stunden Schlaf vergönnt bleiben, aber in normalen Arbeitswochen schlafe ich auch selten länger. ARVEN wollten um 08:10 Uhr abfahren und ich hatte mich so eingerichtet, dass ich noch genügend Zeit zum packen und für ein McFrühstück hatte.
Kurz nach acht stand ich bereits an der Ausfahrt des Rasthofes. In einiger Entfernung konnte ich auf dem Band-Campingplatz des Bus der "Wacken Foundation" erkennen, den ARVEN für diese Festivals als Tourbus zur Verfügung hatten.
Bald darauf setzte sich der Bus in Bewegung und als er das Gelände verließ, hängte ich mich mit meinem "Yellow Bastard" an seinen Auspuff.
Die Fahrt auf der Autobahn endete allerdings schon an der nächsten Abfahrt, da man die restlichen Bandmitglieder (Gitarrist BENNI, Keyboarderin ELENA und "Roadie" ANDREAS) in einem Landhotel abholen musste, in dem sie aus gesundheitlichen Gründen abgestiegen waren.
Schon jetzt war eine gewisse Hektik zu bemerken, weshalb ich mich bemühte, mich weitesgehend im Hintergrund zu halten, ohne etwas schreibenswertes zu verpassen.
Ich nutzte lediglich die Gelegenheit, um auf die Vignettenpflicht, sowie einige verkehrstechnische Dinge in Tschechien hinzuweisen.

Auf dem Weg nach Pilsen stoppten wir noch zwei Mal.
Das erste Mal, um die Vignette für den Tourbus zu holen (übrigens am selben Rasthof, an dem auch ich zwei Nächte vorher meine Vignette geholt hatte).
Den zweiten Stopp machten wir bereits in Tschechien, auf einem Rastplatz einige Kilometer vor Pilsen. Während wir Jungs den Stopp für eine Pinkelpause nutzten, legten die Mädels schon mal ihr Make up auf. Wir waren nämlich ziemlich knapp in der Zeit, so dass die Bühnenoutfits kurzerhand schon auf der Autobahn angelegt werden mussten. Ich will gar nicht wissen, was da in dem Bus so alles los war.

Kurz vor der Abfahrt nach Pilsen setzte ich mich an die Spitze unserer kleinen Karawane und führte die Band sicher zum Festivalgelände.
Hier trennten sich unsere Wege, da ich mir einen Parkplatz beim nahegelegenen Zoo suchte und sie in den Backstage-Bereich des Areals abbogen.
Übrigens keine Minute zu früh. Die Band, die vor ARVEN spielte, war gerade beim letzten Song, als ich das Gelände betrat. Für die Bandmitglieder bedeutete das also raus aus dem Bus, Equipment und Instrumente ausladen, auf die Bühne gehen, Soundcheck machen und spielen.
Klingt nach Stress? War es auch, aber das gehört zum Leben eines Musikers dazu. Zumal wenn man es nicht hauptberuflich macht.

Ich hatte mir inzwischen einen Platz in der ersten Reihe erkämpft und harrte nun der Dinge, die da kommen sollten.
Schließlich war das nicht nur ihr erster Auftritt in Tschechien, sondern auch ihr "wirklich" erster Auftritt auf einem großen Open Air, nachdem sie am Vortag ja auf der Indoor Stage spielten.
Aufgrund der etwas längeren Spielzeit konnten sich die Tschechen (und auch ich) über einen Song mehr freuen, als ARVEN auf den vorigen Gigs gespielt hatten.

Aller Stress und alle Hektik schienen wie weggeblasen, als sie um 11:50 Uhr loslegten. Die Spielfreude der Band wurde vom Publikum dankbar aufgenommen und vielfach wieder zurückgegeben. Selbst die "Regentropfengeste" beim "Rainsong" wurde von einigen Leuten mitgemacht, ohne dass man sie dazu auffordern musste.
Der Applaus, den es am Ende des Gigs gab, entschädigte dann entgültig für den Stress des Vormittags und die gerissene Saite an BENNIs Gitarre. Seinen (vorerst?) letzten Auftritt mit ARVEN wird er auf jeden Fall so schnell nicht vergessen.

Während die Band jetzt backstage war und sich etwas ausruhte, genehmigte ich mir eine Portion Dönerfleisch mit gebratenen Nudeln (Warum gibt es sowas in Deutschland nicht?), die ich mir zu den Retro Rock-Klängen von ZODIAC auf dem Rasen sitzend schmecken ließ. "Woodstock" lässt grüßen.

Danach begab ich mich auf den Vorplatz des Amphitheaters, wo bald die Autogrammstunde von ARVEN anstand.
"Anstand" ist das passende Wort. Vom Altrocker bis zum Gothic-Girlie standen alle möglichen Leute an, um sich die Autogramme der sechs zu holen. Ein Fan hatte sogar ein selbstgemachtes Plakat dabei mit dem er und die Band im Anschluss an die Autogramm(halbe)stunde noch ein Erinnerungsfoto schossen. Auch während der Autogrammstunde mussten sie schon des Öfteren für Fotos mit den Fans posieren, die von dieser Möglichkeit auch ausgiebig Gebrauch machten. Alles in allem ein Triumphzug für die Band.

Nachdem alle Fotos geschossen waren (ich selbst wurde auch mehrfach gebeten welche zu machen) ging ich mit TILL, BENNI und dem tschechischen Fan wieder hinein, um uns XANDRIA anzuschauen. ARVEN hatten am Wochenende vor den Festivals bei zwei Konzerten für XANDRIA eröffnet (ich selbst war in Hamburg dabei, allerdings nur für ARVEN) und so wollten sie sich zumindest diese Band anschauen, bevor sie wieder den langen Heimweg antraten. Während des Gigs von XANDRIA gesellten sich auch ANASTASIA, CARINA und LISA noch zu uns, und so verlebten wir noch einige gemeinsame Minuten, bevor es an den Abschied ging.
Dieser war kurz aber herzlich. Im Anschluss ging ich zu meinem Auto und machte mich auf den Weg zu dem Hotel, das ich kurzfristig ein paar Tage vorher noch gebucht hatte.

Und natürlich passierte, was passieren musste: ich verfuhr mich.
Zum Glück fand ich relativ schnell wieder zurück zu der (verkehrsberuhigten) Straße, in der mein Hotel lag und ich konnte in aller Ruhe einchecken. Der Anblick eines richtigen Bettes hätte mich fast dazu veranlasst gleich da zu bleiben. Aber da ein paar Bands spielten, die ich noch sehen wollte, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zurück zum Festivalgelände, das ich nach etwa 15 Minuten auch wieder erreichte, gerade als KISSIN' DYNAMITE ihre letzten Takte spielten.
Ich hätte die Band zwar einerseits gerne gesehen (ursprünglich hatte ich geplant, während XANDRIA zum Hotel zu fahren), aber andererseits interessierten mich die nachfolgenden Bands noch mehr.

Allen voran TIAMAT, die hier eine der letzten Shows mit Sänger JOHAN EDLUND spielten. Hätten sie es mal gelassen.
Dass bewusstseinserweiternde Substanzen sich positiv auf den Kreativprozess von Künstlern auswirken, ist spätestens seit STEPHEN KINGs Anfangswerken bekannt. Auch das Überalbum "Wildhoney" entstand, weil EDLUND bekifft war, als er es schrieb.
Was aber keine Entschuldigung dafür ist, die Songs auch vollkommen breit live performen zu wollen. Minutenlange Pausen zwischen den Songs, Ansagen im Zeitlupentempo und offensichtliche Koordinationsschwächen machten den Auftritt leider vollkommen kaputt. Ebenso das Bild dieser einstigen Legende.
Schade, ich hatte mich wirklich auf den Auftritt gefreut.

Umso mehr freute ich mich auf den nun folgenden Auftritt der "Helsinki Vampires" von THE 69 EYES, da ich mir sicher war, dass sie mit ihrem Goth'n'Roll die Dunkelheit verbreiten würden, die bei TIAMAT leider nur im Hirn von JOHAN EDLUND vorgeherrscht hat.
Und die Finnen legten auch gleich fulminant mit "Framed in blood" los, bevor sie sich durch ein durchaus gelungenes Set spielten, das bei mir nur eine Frage offen ließ: Wars das jetzt etwa schon? Die (meiner Ansicht nach) besten Songs fehlten nämlich noch.
Aber es gab ja noch eine Zugabe, für die man sich die Kracher ("Brandon Lee", "Lost Boys", "Gothic Girl") aufgehoben hatte.
Alles richtig gemacht.

Und nach dem "Gothic Girl" kam die "Metal Queen".
DORO feiert anno 2014 ihr 30jähriges Bühnenjubiläum und das u.a. auch hier in Pilsen. Die folgenden anderthalb Stunden waren ein Feuerwerk aus Kultklassikern ("I rule the Ruins", "Earthshaker Rock"), Songs ihrer alten Band WARLOCK ("Burning the Witches"), neueren ("Night of the Warlock", "Raise your Fist in the Air") und selten gespeilten ("Metal Tango") Stücken.
Highlight war natürlich die emotionale Powerballade "Für immer" und auch der Tribut an JUDAS PRIEST (die erste Band, mit der WARLOCK in den 80ern auf Tour waren) durfte in Form von "Breaking the Law" nicht fehlen.
DORO und ihre Band waren in der Form ihres Lebens und ich kann nur sagen: Gratulation und auf die nächsten 30 Jahre.
Long live the Queen!

Im Anschluss schleppte ich mich müde aber glücklich in mein Hotelzimmer zurück und genoss die erste Nacht dieser Odyssee, die ich in einem Bett verbringen durfte.

Am nächsten Tag besichtigte ich noch die "Pilsener Urquell Brauerei", das Brauerei-Museum, sowie die Ausstellung in den historischen Kellern von Pilsen. Wenn man schon mal vor Ort ist, muss man auch ein bisschen Sightseeing machen, finde ich. Eine schönere Art der Entspannung kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.

Dienstag, den 03. Juni fuhr ich dann schließlich nach Hause. Meine letzten Kronen investierte ich auf einem Rasthof kurz vor der Grenze in Benzin und Zigaretten, bevor ich nonstop nach Hause durchfuhr.
Insgesamt habe ich in diesen sechs Tagen über 1500 Kilometer zurückgelegt. Ob es sich gelohnt hat? Daran dürfte nach diesen beiden Frontberichten ja wohl kein Zweifel mehr bestehen, oder?

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Bands, die ich auf diesen Festivals zwar sehen wollte, aber nicht dazu kam.

Platz 5: DYMYTRY (Metalfest Pilsen)
Platz 4: DUST BOLT (Out & Loud)
Platz 3: EVIL INVADERS (Metalfest Pilsen)
Platz 2: ARKONA (Out & Loud)

und

Platz 1: KISSIN' DYNAMITE (Metalfest Pilsen)

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Heaven & Hell" von BLACK SABBATH

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 FRP (17.06.14)
Obwohl ich der Musik, die Du da hörst, so schnell als möglich aus dem Klangspektrum gehe und dafür Ohrenschützer in Alarmbereitschaft habe und Geld zahlen würde, um sie nicht hören zu müssen und meine Vorstellung von Hölle und Purgatorium so ein Festival mit all seinen Schikanen und Schlamm usw. wäre (Led Zeppelin stets gern gehört; zu Deep Purple oder den ersten beiden Black Sabbath reicht es seltenst und gerade noch) lese ich Deine Berichte von der heavy-Front stets gern und mit Genuss. Gruss.

 Dieter_Rotmund (19.06.14)
Mir geht's da ja ganz ähnlich...

P.S.: Ich kenne den "Wellenbrecher" im Küstenschutz und Bootsbau, aber auf RocknrollMetalusw.-Konzerten? Verstehe nicht, was das sein könnte...

 Dieter_Rotmund (26.06.14)
Im Blackheart-Wörterbuch der Meltalmusiksezne

(http://www.keinverlag.de/kolumne.php?blog=9389&bid=32)

steht der Bergriff auch nicht...
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