BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Sonntag, 11. Oktober 2015, 20:34
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Frontbericht: "Other Bands play..."

19.06.2015: Während ein gefühltes Viertel meiner Facebook-Freunde zu Neffen und Nichten wurden, und zu den ONKELZ pilgerten, hoffte der Schwarzherzige, dass er etwas früher Feierabend machen kann, damit er rechtzeitig nach Kassel zum Konzert von NANOWAR OF STEEL im K19 kommt. Glücklicherweise war dem so und ich konnte um 18:20 Uhr, bis auf die Schuhe bereits vollständig umgezogen (inklusive Kutte, die der Hingucker, aber auch Grundlage für einigen Spott, bzw. völlig aus dem Rahmen gerissene Kommentare der Marke "Da muss noch ein Aufkleber(!!!) von den "Bandidos" drauf." war), abstempeln und mich direkt auf den Weg machen.
Trotz Beachtung aller geltenden Tempolimits schaffte ich es, um kurz vor 19:00 Uhr am K19 anzukommen. Nur um festzustellen, dass nicht nur mein Stammparkplatz belegt war, sondern auch noch einer vom Ordnungsamt dort herumstreunte. Gar nicht auffällig in seiner neongelben Jacke mit orangefarbener Aufschrift "Ordnungsamt".
Deshalb musste ich nicht nur am Ende einer Seitenstraße mehrere hundert Meter von der Location entfernt parken, sondern zu allem Überfluss auch noch für eine Stunde einen Parkschein ziehen. Passte irgendwie zur zurückliegenden Woche. Aber naja.

Trotz alledem kam ich relativ zeitnah am K19 an und lief direkt TOSCHI in die Arme. Er ist nicht nur ein Urgestein der nordhessischen Szene und wird von allen respektiert, er ist auch einer meiner besten Kumpel in dem Bereich und ich finde es schade, dass wir uns eigentlich nur auf Konzerten und Festivals mal über den Weg laufen. Dafür genießen wir diese gemeinsame Zeit dann aber auch umso mehr. Gemeinsame Luftgitarren-Sessions inklusive, die wir an diesem Abend auch wieder ausgiebig zelebrieren sollten.
Wie sich herausstellte, verschob sich der Ablauf des gesamten Abends um 45 Minuten nach hinten, so dass es erst um 19:45 Uhr mit den Death Thrashern SOLACE losging. Diese waren kurzfristig für die GLAMCORE MOTHERFUCKERS eingesprungen, die den Gig aufgrund gesundheitlicher Probleme des Sängers absagen mussten, und spielten ihre Rolle als Opener gar nicht mal schlecht.
Auch wenn mir persönlich der Gesang nicht zusagte, musste ich die technischen Fertigkeiten der Instrumentalfraktion zweifelsfrei anerkennen. Und die fliegenden Mähnen vor der Bühne dürften ein weiteres Indiz für einen überzeugenden Gig gewesen sein.

Einen solchen legte auch die aus Bebra stammende BLACK SABBATH-Tribute Band THE UGLY EARTHLINGS hin. Ich kannte sie bereits aus dem vergangenen Jahr, als sie bei der  "Long Heavy Night" ihr Live-Debüt gegeben hatten, und im Vergleich zum letzten Jahr hatten sie sich nochmals gesteigert. Aber mit Songs, die die Ursuppe des Heavy Metal bilden, kann man auch nicht viel falsch machen. Egal ob Klassiker wie "Paranoid" und "Iron Man", das überragende, im Original von RONNIE JAMES DIO eingesungene "Heaven & Hell" oder das vom aktuellen Album "13" stammende "God is dead", die Songs griffen da, wo sie greifen mussten: Direkt in der Nackenmuskulatur, die während dieser 45 Minuten ordentlich malträtiert wurde. Dieser knapp bemessenen Spielzeit fiel leider "War Pigs" zum Opfer, aber es war auch so ein bockstarker Auftritt. Und für mich persönlich nach einer ziemlich besch...eidenen Woche genau das, was ich brauchte, um den Kopf wieder frei zu bekommen.

Als nächstes standen die Lokalmatadoren MESMERIZED auf der Bühne. Und in Kassel gilt eine eiserne Regel: heimische Bands ziehen die meisten Leute vor die Bühne.
Auch wenn das K19 bei Weitem nicht ausverkauft war, konnte bei diesem Auftritt die größte "Masse" an Menschen vor der Bühne gezählt werden. Die dargebotene Mischung aus Power und Thrash Metal mit einer ordentlichen Prise progressiven Elementen in Kombination mit einer spielfreudigen Band (die auch viele Freunde und Bekannte dabei hatte) und einem charismatischen (und großen) Frontmann sorgte für gute Stimmung vor und auf der Bühne. MESMERIZED gehen einfach immer.

So angeheizt brauchte es schon einiges, um das Publikum bei Laune zu halten. Aber was NANOWAR OF STEEL ablieferten lässt sich kaum in Worte fassen. So etwas Schwules habe ich bislang (im musikalischen Bereich) noch nicht gesehen. Und das meine ich absolut positiv. Frei nach dem Motto "Other Bands play, NONOWAR gay."
Die fünf durchgeknallten Italiener, die hier erst ihren fünften Auftritt in Deutschland (ihren zweiten in Kassel nach 2007) absolvierten, waren mir bis dato nur vom Namen her als eine Art MANOWAR-Verar$(e-Band bekannt.
Aber dass sie es so dermaßen übertreiben (u.a. ein Sänger im rosa Tütü, der andere im glitzernden FREDDIE MERCURY-Gedächtnis-Body mit passender Mütze, der Schlagzeuger im übergroßen Strampelanzug und der Gitarrist als "Ali Baba" verkleidet) und dabei so ernsthaft ihren Stiefel durchziehen würden, hätte ich nicht gedacht. Genau so, wie ich noch nie so viel während eines Konzertes galacht habe.
Es war zwar Klamauk und die genretypischen Klischees (Drachen, Schwerter, mächtige Krieger, etc.) wurden gnadenlos aufs Korn genommen, aber der musikalischen Professionalität, die jederzeit zu erkennen war, mussten selbst die truesten Gralshüter Tribut zollen.
Bei "The Number of the Bitch" hatte selbst TOSCHI als eingefleischter IRON MAIDEN-Fan Freudentränen in den Augenwinkeln.
Ein weiteres Highlight war das, vom Bassisten auf deutsch gesungene "Schwanzwald", sowie das, ebenfalls von ihm in der Zugabe gebrachte Medley aus deutschen Saufliedern wie "Es gibt kein Bier auf Hawaii."
Nach ca. anderthalb Stunden, die sich aber wie mindestens drei volle angefühlt hatten, wurden alle Anwesenden mit einem fetten Grinsen in die Nacht entlassen. Natürlich nicht ohne CDs und ein Tourshirt dieser Truppe, die gerne wieder kommen darf.

Ich fuhr TOSCHI noch nach Hause, wobei wir den obligatorischen Zwischenstop im Restaurant "Zur goldenen Möwe" einlegten. Während der Fahrt fachsimpelten wir noch ausgiebig über das Konzert und unsere Lieblingsmusik im Allgemeinen.
Zum Abschluss fragte ich ihn noch, ob er nicht mal eine Gastkolumne schreiben möchte. Wäre cool, wenn es mal klappen würde.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Cover-/Tribute-Bands.

Platz 5: THE GREEDY BASTARDS (covern METALLICA)
Platz 4: FEAR OF THE DAWN (covern IRON MAIDEN)
Platz 3: FA/KE (covern AC/DC)
Platz 2: HIMSELF (covern HIM)

und

Platz 1: KISSIN' TIME (covern KISS)

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "High and low" von SERIOUS BLACK

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (23.06.15)
Genau. Mehr Gast-Kolumnisten für "BlackHört / Un-Erhörtes aus der Musikwelt"!
Und "Hell angels"-Sticker für alle!
Graeculus (69)
(23.06.15)
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