Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 18. Juni 2012, 20:07
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Frauenarbeitsplätze und Männerarbeitsplätze

von  AlmaMarieSchneider


Der jüngst geschehene Zusammenbruch der Drogeriekette Schlecker kann als eine der größten Insolvenzen überhaupt betrachtet werden. Sie brachte vor allem Frauen um ihre Existenzgrundlage. Insgesamt soll Schlecker 25 000, in der Regel von Frauen besetzten Arbeitsplätze, gestrichen haben. Die Peripheriearbeitsplätze, wie Lieferlogistik und Arbeitsplätze bei Lieferanten nicht mitgerechnet. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten liegt bei 46 Jahren und die meisten sind ungelernt. Wobei „ungelernt“ bei oft dreißig Jahren im Handel eher ein vernachlässigbarer Zustand ist. Doch für die erneute Arbeitssuche ein unüberwindbares Hindernis. Was zählen da langjährige Praxis, Fleiß und Firmentreue. Was zählt so ein Frauenarbeitsplatz überhaupt?
Die „Zuverdienerin„ scheint sich hartnäckig in den Köpfen untätiger Gewerkschafter und Politiker festgesetzt zu haben.
Sind bei Opel ein paar Männerarbeitsplätze betroffen, sind plötzlich Gewerkschaften, Politiker und Stadträte sehr rührig geworden. Auffanggesellschaften, ausgestattet mit vielen Millionen Euro für Weiterbildungs- und Umschulungsprogrammen würden alles daran setzen den größten Teil der Entlassenen wieder einen Arbeitsplatz möglich zu machen.
Für die Schleckerfrauen wird sich nur das Arbeitsamt interessieren und in der Regel ist dort das Interesse an älteren Frauen gering.
Nun wird gerade in der Altenpflege ein Mangel an Fachkräften festgestellt und die Schleckerfrauen kämen da gerade recht. Denn auch in diesem Sektor zeichnet sich nach und nach ein Drama für die Pflegebedürftigen ab. Karge Löhne, oft schwere Hebearbeit und hohe psychische Belastung locken immer weniger Frauen in diesen Beruf. Man muss da schon einiges sehen können um bis zum 67sten Lebensjahr durch zu halten. Welche vom Berufsleben angeschlagene fünfzig jährige Schleckerfrau kann das noch durchstehen? Seltsamerweise würde man Opel-Männern einen derartigen Vorschlag gar nicht erst machen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (19.06.12)
Schlecker-Frauen, Opel-Männer, was gibt es noch? Milka-Kinder, VW-Wölfe, Ubisoft-Nerds, Red Bull-Junkies, Playboy-Häschen?

Verwunderlich bleibt weiterhin, dass die Schlecker-Arbeitsplätze jahrelang einen sehr schlechten Ruf hatten, jetzt aber plötzlich im Nachhinein als geradezu paradiesisch beschrieben werden...

 AlmaMarieSchneider (20.06.12)
Jack, ein jahrtausend alter Zustand. Die Kirchen gehören dabei zu den größten Hetzern.

@Dieter_Rotmund
Jeder weiß durch die Medien, daß bei Schlecker viel im Argen lag. In Altenheimen derzeit auch, hauptsächlich für die Pflegebedürftigen. Die haben noch weniger Lobby als ihre Pflegekräfte. Hoffentlich baden das auch ein paar aus, die diese Zustände beschönigen oder sie gar ableugnen.
Im Übrigem habe ich mit Sicherheit keinen Schleckerarbeitsplatz als paradiesisch beschrieben, sondern nur die etwas wurstige und beschämende Abwicklung nach dem Konkurs. Aber wie gesagt, es sind ja nur tausende von Frauen betroffen.
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