Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 28. Februar 2024, 16:01
(bisher 25x aufgerufen)

Außerdem im Kino gesehen, Folge 2: A Touch of Zen (Taiwan/Hong Kong 1971)

von  Dieter_Rotmund


Mit den Filmen aus Fernost, die sich eines eher mittelalterlichen Setting bedienen, ist das so eine Sache. Tiger and Dragon, Hero, und House of the Flying Dagger haben diesem Genre auf ein neues, qualitativ besseres Niveau gehoben. Zudem orientierte man sich stärker an westlichen Erzählweisen (Aristoteles!) - das macht es natürlich leichter, diese Filme zu analysieren und sie in einen gewissen Kanon zu stellen - oder eben auch nicht.
Leider prägten jahrelang die Filme eines Mannes aus San Francisco das Bild des Films aus Fernost. Das ständige, peitschenartige Klatschen von Fäusten auf andere Körperteile klingelt mir noch heute in den Ohren. De Bruce-Lee-Filme waren vielleicht für die 10-Jährigen, die sich für Chuck Norris nicht begeistern wollten, eine Alternative und haben im Subgenre Martial-Arts-Film durch aus eine gewisse zeitgeschichtliche Bedeutung, aber den Ruf der Kinofilms aus Fernost haben sie eher geschadet als gefördert.
In den 1990er Jahren sah ich zwar auf zwei, drei Asia Film Festivals immer wieder Werke aus den 1960er bis 1980ern, die durchaus nicht trashig gemacht waren - aber welcher diese Filme ist quasi der Missing Link zu den obengenannten Statthaltern? Wer schaffte es nachhaltig in die Köpfe westlicher Filmemacher und erzeugte den Widerhall, das Echo (vor allem das quasi schwerelose Wuxia), das uns heutzutage in vielen Filmen begegnet?
Nun, wir waren jung an diesem Februar-Wochenende im Jahre 2024 und wir hatten einen sonnigen Vormittag verbracht und wollten auch ins Kino, und wir wussten aus der Erfahrung, dass uns das kleine Programmkino keinen Mist vorsetzt. Also fuhren wir hin und kauften uns Karten für einen 50 Jahren Film aus Fernost.
A Touch of Zen beginnt eher zaghaft, zuerst mit Schriftzeichen-Opening-Credits und dann mit einer Hauptfigur, die wir nicht erwartet hatten. Kein dämliches Karate Kid, sondern Ku, dem Dorfschreiber, dem Prügeln so fremd ist wie der Katze das Baden. Er führt uns in eine Handlung ein, die zunächst - wieder unerwartet - Suspense zeigt: Wer sind diese ganzen neuen Personen in diesem abgelegenen Provinznest, die offenbar nicht das sind, was sie ausgeben zu sein? Was wollen sie? Ku ist in dieser Anfangsphase unser einziger verlässlicher Punkt. 
Natürlich sind die Karten irgendwann aufgedeckt, natürlich kommt es irgendwann zum Kampf, den die "Guten" gewinnen. (Übrigens gibt es auch eine rührend harmlose Liebesgeschichte). 
Aber es gibt ein großes Dilemma: Man kann viele Schlachten gewinnen, aber den Krieg verlieren. In einem quasi unendlich großen Reich kann man den Repräsentanten der Reichsmacht nicht entgehen, denn diese stehen mit ihrem Wort dafür. Sind sie auch tot, folgen andere, nicht weniger beflissene Staatsdiener nach. Ein ewiges Leben auf der Flucht ist keine Lösung. 
Die Lösung ist ein wenig wie das bekannte Deus ex machina: Es ist Zen, in dem solche Zuschreibungen gegenstands- und wertlos sind. Natürlich ist damit nicht Zen als ganzes dargestellt (Es ist nur ein Spielfilm, der unterhaltsam und kurzweilig sein will!). Es ist eben nur ein wenig Zen in diesem Film, eben A Touch of Zen.


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Graeculus (29.02.24, 21:40)
Danke für den erbetenen Bericht.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram