Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Samstag, 25. März 2017, 00:05
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Rings: Fortsetzung ins digitale Zeitalter / Jackie: Ihre schlimmste Woche

von  Dieter_Rotmund


Über Rings, USA 2017, einem aktuellen Horrorfilm in unseren Kinos

Wenn man im Internet so liest, was selbsternannte Filmkritiker (also solche wie ich) über diesen Film schreiben, so wird oft gesagt, er wäre keine gute Fortsetzung von Rings, USA 2005, der hier und da auch Ring 2 heisst, und von The Ring (2002). Man gibt sich also wissend. Das beeindruckt. Dass beide auf dem Fundament von Ringu, Japan 1998, stehen, wird übersehen. Vermutlich, weil die Schreiber zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren waren. Der Verfasser dieser Zeilen hingegen kennt nur jenen Rings, USA 2017, der im Moment in diesen unseren Kinos läuft.
Nun, der Film hat eine Crux: Ein Videofilmchen, das tödlich sein soll? Heutzutage sind diese (youtube-)Filmchen ja eher nerv-tötend, da sie für alles und jedes herhalten sollen. Zu Beginn des Filmes (Rings, USA 2017) befindet sich das mutmaßlich tödliche Kurz-Werk noch auf einer schimmeligen VHS-Kassette. Da war die Bedrohung noch halbwegs nachvollziehbar. Eigentlich mutig, dass die Macher die VHS-Kassette überhaupt noch ins Spiel gebracht haben, vermutlich wissen die wenigsten unserer (jugendlichen) Kinogänger, was das war. Es wird ja im Film gleich zu Beginn auch deutlich gemacht, dass das Opa-Technik (lame!) ist. Danach kommt der Film nur noch als mov-Datei auf smarten Laptops vor. Schick!
Man darf sich ja eigentlich nicht beschweren. Der Horrorfilm im Kino hat es schwer. Selbst in den 20:30 Uhr-Vorstellungen kommen noch die U12-Animationsfilme. Für den Erwachsenen, der zu blöd für richtige Filme ist? Der Raum für Horrorfilme im Kino ist knapp geworden. Aber wer will sich denn einen Horrorfilm zuhause von einer faden DVD ansehen, wo jederzeit das Telefon klingeln kann oder Mutti steht vor der Tür. Das ist mitunter auch Horror, aber ein anderer.
Und noch etwas: (Rings, USA 2017) ist sexistisch. Während man Alex Roe (Holt) gefühlt die Hälfte des Films oben-ohne agieren sieht, sind entsprechende Bilder von Matilda Lutz (Julia) nicht vorhanden. Dies nur am Rande.

Jackie (Chile / Frankreich / USA 2016): Ihre schlimmste Woche

Die schlimmste Woche im Leben der Jacqueline „Jackie“ Lee Bouvier Kennedy Onassis, könnte man den Film auch nennen. Das ist natürlich zu lang, fast ebenso lang wie die 100 Minuten des Werks. In aller Kürze: Hauptdarstellerin Nathalie Portman wirkt hier und da zu jung für die Verkörperung der Jacqueline Kennedy, obwohl sie durchaus im "richtigen" Alter war, will sagen: Etwa so alt wie das Vorbild. Am besten ist der Film, wenn Portmann einfach die Ehefrau eines Mannes ist, dem bei einer Fahrt im offenen Cabrio der Kopf weggeschossen wurde - das Präsidentengedöns ist hier und da eher lästig als einem spannenden Erzählverlauf förderlich.
Schön: Man hat sich - obwohl der Film natürlich als konventionelle digitale Filmkopie in den Kinos läuft - um die alte Krisseligkeit und Farbgebung der Filme der 1960er Jahre bemüht. Laut der Filmdatenbank imdb.com haben die Macher tatsächlich echten 16 und 35mm Kodak-Film benützt und diese in einem Technicolor-Labor entwickeln lassen. Das ist toll, aber wer weiss das heute noch zu schätzen? Echte 35mm-Filmkopien den Kinos anzubieten war dann doch vielleicht zu abseitig, ich jedenfalls habe von keinem Fall bezüglich Jackie irgendwo lesen können.
Billy Cudrup überzeugt als kantiger Journalist mit schlecht gebundener Krawatte und John Hurt als schrulliger Priester weiss auch zu brillieren. Peter Sarsgard sieht zwar nicht aus wie Bobby Kennedy, macht aber seine Sache ebenfalls gut. Kleiner Wermutstropfen: Der Film hat Längen. 85 bis 90 Minuten hätten auch völlig gereicht. Dennoch sehenswert, finde ich.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(16.02.17)
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 Dieter_Rotmund (16.02.17)
Ich weiß von den beiden Programmkinos in meiner Stadt, dass sie echten 16 und 35 bzw. 35 und 70mm-Film zeigen können und dies auch recht oft tun.
Ganz sicher bin ich nicht, aber ich denke die allemeisten Multiplexkinos werden die 35mm-Projektoren schon lange ausgemustert haben.
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