Frau Meiers Hund.

Erlebnisgedicht zum Thema Absurdes

von  Orion

Des Morgens früh, die Lerche singt,
es kommt Frau Meiers Hund, er springt,
weil er nicht angeleint,
ins Feld hinein, Frau Meier meint,
„Du liebes Tier, komm her zu mir!“
Der Hund jagt lieber Wildgetier.

Ein aufgespürtes kleines Reh
sucht angstvoll seiner Mutter Näh’,
Frau Meiers Hund verhindert dies
durch einen schnellen Nackenbiss
und bald schon färbt den Wiesengrund
das Blut des Rehes lustig bunt.

Nachdem der Hund sich ausgetobt
da wünscht er sich, dass man ihn lobt.
Sein Frauchen ist dazu bereit
und schenkt ihm ihre Zärtlichkeit.
Sie denkt bei sich: “Es ist ja nur
des guten Hundes Jagd-Natur.“

Ein Bär ist aus dem Zoo entwichen
und hungrig durch den Wald gestrichen.
Er hat von Ferne gleich vernommen
wie es dort mit dem Reh gekommen
und brüllend stürzt er sich aufs Paar,
das eben noch so glücklich war.

Gleich schlägt die Tatze in den Hund
und steckt ihn in den Bärenschlund,
derweil, vor Panik zwar benommen,
gelingt’s Frau Meier, zu entkommen.
Doch denkt sie nicht: „Es ist ja nur
des guten Bären Jagd-Natur.“

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Kommentare zu diesem Text

MannImMond (23)
(08.07.08)
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 Orion meinte dazu am 08.07.08:
Hallo mim, freut mich, dass Dir das Gedicht gefällt. Vielen Dank dafür. Achim

 Isaban (08.07.08)
Eine hübsche Verserzählung mit interessanter Conclusio.
Das Metrum fließt ohne große Hoppelei und durch den Paarreim entsteht eine lockerflockige, Erwartungen auf einen humoristischen Text weckende Stimmung, die dem ernsten, blutigen Inhalt widerspricht: Ein hier geschickt eingesetztes Mittel der Betonung durch gegensätzliche Stilelemente - auch wenn mir, rein subjektiv, das gewählte Reimschema etwas widerstrebt.

Weitere interessante Stilmitttel:

- die bildliche Kürzung von S1, V3 um eine Hebung (Hüpf und weg)
- der wortspielende Fastschüttelreim V5/6
(„Du liebes Tier, komm her zu mir!“
Der Hund jagt lieber Wildgetier.
)

- die Ankuschelelision bei Näh', S2, V2
- der unsaubere Beißreim S2, V4/5 (dies/Nackenbiss), der den Gewaltakt durch den kurzen, knappen, verschärften Wortlaut (Biss) andeutet
- die dem Reimschema angepasste Wortwahl (lustig bunt) als weiteres hier grotesk die Bluttat betonendes Stilmittel

- in S4 herrschen, mit dem Auftauchen des rächenden Bären, dann plötzlich weibliche Kadenzen vor, nur in den letzten beiden Versen dieser Strophe flackert noch mal das Hundeabenteuerglück in männlicher Kadenz durch

Etwas unglücklich gewählt: das Verb "stecken" zur Beschreibung des (vermutlich stückweisen ) Verschwindens des Hundes im Bärenschlund in der letzten Strophe
- auch hier gut gemacht, wie der Perspektivwechsel ( bei der Blende auf Frau Meier) mit dem erneuten Kadenzwechsel einhergeht.
- Conclusio kommt gut und aberwitzig anstelle eines Hilfeschreis oder des rettenden Försters o.ä.

Insgesamt gelungen, der erhobene Zeigefinger ist hier spannend, sarkastisch und ziemlich blutig verpackt, aber die Botschaft kommt durchaus unterhaltsam, gut und deutlich rüber.

Liebe Grüße,
Sabine

 Orion antwortete darauf am 09.07.08:
Hallo Sabine, ich bedanke mich sehr für den angenehmen und lehrreichen Kommentar und Deine Empfehlung. Es erstaunt mich wirklich zu lesen, was in einem solch einfachen Gedicht so alles "stecken" kann. Tschüss Achim
Desdemona (42)
(08.07.08)
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 Orion schrieb daraufhin am 09.07.08:
Hallo Desdemona, danke sehr für Deine Zeilen und die Empfehlung. Und darüber zu lachen ist völlig okay. Außer vielleicht, man ist ein Hundefrauchen wie beschrieben. Tschüss Achim
LimeLuke (35)
(08.07.08)
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 Orion äußerte darauf am 09.07.08:
Hallo Limeluke, vielen Dank für Deinen Kommentar. Der war ja zum Glück nicht bissig. Tschüss Achim
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