Der Tod von Robert Enke oder wie einen die Erinnerung wieder einholen kann

Gedanke zum Thema Depression

von  Stone

Letzte Woche - am Dienstag nachmittag - erreichte mich, durch einen Telefonanruf eines Freundes, die Meldung, dass Robert Enke tot sei. Später erfuhr ich, dass er sich vor einen Zug geworfen hat. Da tauchten bei mir fast schon vergessene, verdrängte Erinnerungen auf. 1982 wars, als meine Mutter - am 13.September genau - am Bahnhof Berliner Tor sich vor die S-Bahn schmiss. Der einzige Unterschied: bei Enke war es ein Zug, bei meiner Mutter die S-Bahn. Auch meine Mutter litt unter Depressionen. Bei ihr war es die Angst vor einer Wohnungsbesichtigung des Vermieters, weil die Wohnung weder aufgeräumt, noch renoviert war. Noch während ich dieses schreibe, packen mich Zweifel, ob dieser "Text"  überhaupt hierher gehört, ob ich durch diese niedergeschriebenen Gedanken nicht zuviel preisgebe, zuviel von meinem Innenleben, meinen Emotionen, meinen Ängsten; obwohl: wahrscheinlich liest diesen Text sowieso kaum einer.
Jedenfalls versuchte ich einen Zusammenhang zu finden, zwischen meiner Mutter und Enke. Während meine Mutter nur über eine kleine Rente verfügte und wir(meine Schwester, meine Mutter und ich) des öfteren unter finaziellen Problemen zu leiden hatten, war Robert Enke - was DAS betrifft, ohne Sorgen. Dennoch fand ich einen Zusammenhang.
So wie meine Mutter Angst vor "Entdeckung" hatte, nämlich dahingehend, dass die Wohnung in einem ziemlich schlechten Zustand war und sie unter der Vorstellung leidete, möglicherweise obdachlos zu werden, so litt Enke davor dass seine Krankheit öffentlich werden würde, er vielleicht seine Adoptivtochter verlieren würde, seinen "guten Ruf" einbüßen würde.
Auch ich leide zeitweise unter depressiven Zuständen, allerdings bilde ich mir ein, dass ich diese im Griff habe. Worum es mir ging, war eigentlich nur , diese Gedanken einmal niedergeschrieben zu haben und es "rauszulassen", da mich seit dem vergangenen Dienstag alte, nur scheinbar verarbeitete Sachverhalte bedrücken. Aber damit werde ich wohl bis zu meinem Lebensende zu kämpfen haben.

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Kommentare zu diesem Text

yodafan (47)
(16.11.09)
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 Stone meinte dazu am 16.11.09:
Danke für deine aufmunternden Worte, ich glaube, dass es am wichtigsten ist, wenn man Freunde hat, mit denen man reden kann, wenn einen düstere Gedanken "überfallen", was nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit einer depressiven Erkrankung, aber durchaus ein Symptom sein kann. LG
Frank
chichi† (80) antwortete darauf am 16.11.09:
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Max (43)
(16.11.09)
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 Stone schrieb daraufhin am 16.11.09:
Ich danke dir, Max, für deine Zeilen; dass ich mit diesem Text gleich innerhalb einer Stunde zwei Komms bekomme. damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich denke, dass die furchtbar große "Betroffenheit" daher rührt, dass Herr Enke eine öffentliche Person war, die noch dazu zugegebenermaßen ein Sympathieträger war; obgleich viele - zuviele Menschen jeden Tag Suizid begehen, die ebenso viel oder weniger wert sind wie dieser Fussballer. Traurig an der ganzen Sache ist nur, dass irgendwann mit der gleichen Gleichgültigkeit weitergelebt wird ohne dass wirklich ein Umdenken stattfinden wird - allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.
Frank.
Dolphilia (48)
(16.11.09)
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 Stone äußerte darauf am 17.11.09:
Liebe Dolphi, ich habe ein gewisses Verständnis, wenn die Medien sich ernsthaft und seriös mit diesen Dingen beschäftigen, gerade wenn es sich - wie in diesem Fall - um einen scheinbar lieben vorbildlichen Menschen handelte("...gab auch noch dem letzten Fan ein Autogramm, nahm streunende Hunde bei sich auf, engagierte sich für soziale Projekte"), aber auch ich finde es extrem unerträglich wenn eine Zeitlang Tag für Tag über dieses Thema herumlaviert wird, nur damit weiter die Seiten bzw. die Sendezeit gefüllt werden kann. Ganz egal ob nun zum hundertsten Mal dieselbe Grütze wieder hochgekocht wird, was letztlich zu nichts führt.
Viele liebe Grüße
Frank
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