Beltaneball

Prolog zum Thema Fantasie

von  Rhona

Von hier oben konnte er sie sehen, all die Feuer welche in dieser Nacht brannten um die Götter zu ehren. Als wäre die Ebene unterhalb der Drachenfeste von einem Schwarm riesiger Feuerkäfer besiedelt worden, erstrahlten immer mehr Feuer und zogen sich bald auch über die Gipfel der umliegenden Berge. Die Feierlichkeiten zu Beltane hatten begonnen und überall würden in nächster Zeit Männer und Frauen tanzen und singen, Trommeln und Flöten erklingen und die Hitze sich in extatische Höhen schrauben lassen.
Hoch oben auf dem ausladenden Balkon des Ballsaales begrüßte Cadoc die eisigen Finger des Windes. Lockend, neckend und aufreizend zupften sie an seinem Haar und der Kleidung und trieben die Musik, welche aus dem Saal an seine Ohren drang, von ihm weg. Wie gerne würde er diesem Locken nachgeben und sich in die Luft erheben, weg von all den Tanzenden und feiernden Drachenadeligen. Weg von der hinterlistigen Gesellschaft die einen anlächelte nur um einen in Sicherheit zu wägen, während man den Dolch bereits wetzte.
»Gefühlte fünfzig Prinzessinen sind dort drinnen und suchen deine Aufmerksamkeit und du brütest hier in der Kälte vor dich hin?« Während Darian sich grinsend seinem Bruder näherte, hörte man von Cadoc nur ein tiefes Knurren, ehe er sich die losen, schwarzen Strähnen aus dem markanten Gesicht strich. Vergebens, zupfte der Wind sie direkt wieder nach vor. Wie gerne hätte er seinem KLEINEN Bruder dieses Grinsen aus dem Gesicht gewischt, aber er hatte es seiner Mutter versprochen. Diesen Abend würde er seinen Pflichten nachkommen. Er würde ihnen nachkommen ohne Ärger zu provozieren um das Fest frühzeitig verlassen zu können.
Kurz zuckte Darian die Schultern und lies sich das flammendrote Haar um den Kopf wehen als würde auch er den lockenden Ruf vernehmen und den kurzen Moment genießen. »Wenn du nicht willst… Die Eine oder Andere interessiert mich schon. Und es ist Beltane, ich habe nicht vor ohne ein Weibchen ins Bett zu gehen. Ich wollte dir ja nur die erste Wahl lassen.« Das Grinsen auf den Zügen des jüngeren Drachenprinzen verriet zu deutlich das er sich genau das zum Ziel des heutigen Ball’s gesetzt hat. Er würde sich eine oder sogar zwei der Weibchen aussuchen, vielleicht sogar eine der Fürstentöchter, die heut so zahlreich erschienen sind. Schnaubend schüttelte Cadoc den Kopf und richtete den Blick wieder auf all die Lichter tief unter ihnen. Es war ihm egal ob sich Darian ein oder drei Weibchen mit in sein Domizil nahm. Und die Fürstentöchter konnte er gerne haben. Zumindest war sich sein Bruder bewusst das sie ihm nur schmeicheln würden um an seinen begehrten Bruder zu kommen. Den zukünftigen Drachenkönig, den Erben des Weltenbrechers, der König welcher sie alle unter sich vereinen sollte. Darian mochte die Spiele der Adeligen ignorieren können, oder sie gar nicht erkennen, aber zu oft hat man die Klauen nach Cadoc ausgestreckt. Er hatte es satt.
Darian kam weiter auf ihn zu, immer noch mit dem feixenden Grinsen auf den Lippen. »Bruderherz, ich versteh ja was in dir vorgeht,« Allein diese Worte brachten ihm ein weiteres Knurren ein. Cadoc’s Geduldsfaden war bereits jetzt zum zerreißen gespannt. »aber… dich hier im dunklen zu verkriechen nimmt dir wirklich jeden Spass am Leben. Du wirst noch ein griesgrämiger Eremit wenn du weiter vor dem Leben und den Freunden weg läufst.« Wohlwollend drückte Darian seinem Bruder die Schulter, ehe er sich dem Saal zu wand um sich erneut in das fröhliche Treiben des Beltaneballes zu werfen. Tanzen, lachen, trinken und dann…
»Eremit,« brummte Cadoc leise in seine Hände als er sich über das Gesicht rieb und schließlich den Kopf an die kalte Steinwand hinter sich fallen lies. Sein Blick richtete sich auf die Sterne und den Mond. Die Himmelskörper schienen mit den Feuer um die Wette leuchten zu wollen in dieser Nacht. Das Leben als Eremit, abseits der Politik und Kämpfe. Es wäre ein Gefängnis. Ein anderes Gefängnis als dieses in dem er jetzt lebte. Ein Gefängnis das er sich selbst ausgesucht und gewählt hätte, nach eigenen Regeln.
»Benimm dich, wie es von dir verlangt wird!« Das bedrohliche Grollen war kaum zu hören über den Lärm der Musik und das Singen des Windes. Innerlich verfluchte sich Cadoc dafür das er keinen ruhigeren Ort gefunden hatte, aber im Schatten an der Felswand würde man ihn vielleicht nicht bemerken. Ein wunderbarer Drachenprinz war er, das er hier stehen blieb, statt sich zu zeigen, aber die Stimme war nicht zu verkennen, Bhalthair… Drachenfürst und mächtiger Verbündeter oder Feind, je nachdem wie die Situation es eben wollte. Schon lange arbeitete diese Echse auf eine Allianz hin. Ein Bündnis mit dem Königshaus dessen Gast er an diesem Abend war.
»Vater…ich….« Von seinem Platz an der Wand konnte Cadoc nicht sehen was geschah, aber er hörte es. Das klatschen der Ohrfeige drang bis zu ihm durch und sorgte dafür das er sich instinktiv anspannte. »Du vergisst deine Pflichten, mein Kind.« Knurrte der elende Bastard. Bhaltair war als radikaler Fürst und unerbittlicher Kämpfer bekannt. Brutal durch und durch. Es war nicht verwunderlich das er seinen Worten mit Schlägen Ausdruck verlieh, aber das er sein eigenes Kind sogar auf einem Ball züchtigte war grausam.
Es war nicht Cadocs Problem. Er wollte es nicht zu seinem Problem machen, wo ihm selbst so viel durch den Kopf ging und er sich nur die angenehme Kühle des Windes um seinen Körper wünschte. Ein Teil der Drachen, so überlegen und wissend sie sein mochten, war immer noch wild und animalisch. Tiefste Triebe und Instinkte welche sie nie los lassen werden und sie zu dem machen was sie sind. Herrscher, Kämpfer, Eroberer. Ihm war bewusst das nicht jeder das Glück haben konnte eine Mutter zu haben, welche zumindest zu ihren Kindern gütig und liebevoll war, neben der Strenge die sie walten lies. Er würde sich nicht einmischen in Streitigkeiten anderer Familien.
Wieder drang ein Grollen an seine Ohren, doch dieses mal nicht von dem alten König. »Vater, ich werde ihn nicht heiraten!« Noch ehe er das junge Weibchen für ihren Mut bewundern und gleichzeitig für unsagbar Dumm erklären konnte, krachte ein Körper auf den steinernen Balkonboden und schlitterte darüber. Im Schein des vollen Mondes und der Lichter aus dem Ballsaal konnte er den grünen Stoff des Kleides ausmachen und den zusammen gekrümmten Leib der jungen Frau der nahe der Balkonbrüstung zum liegen kam. Als hätte man einen Haufen weiches Moos dort hin geworfen, blieb die Prinzessin liegen. »Verschwende nie wieder meine Zeit, Edana! Du wirst tun was ich von dir verlange.« Oder du wirst sterben. Die Worte hingen in der Luft als sich die Frau noch mehr zusammen krümmte und Cadoc sich von seinem Platz löste. Er wusste nicht wer sie war. Ihr Vater war ihm bekannt, aber seine Tochter nicht. Gerne würde Cadoc behaupten das er eingreifen wollte weil er Mitgefühl mit ihr hatte, aber er war nicht nobel wie in Heldengeschichten. Einzig die Tatsache das er damit Bhaltair in den Weg treten konnte und er es nicht mocht das man auf SEINEM Ball Drohungen ausstieß, lies ihn handeln.
Mit tiefer, ruhiger Stimme und einem Lächeln auf den Lippen, welches gestandene Krieger das Fürchten lehrte, trat Cadoc aus den Schatten hervor. »Bhalthair, mir scheint Ihr habt den Sinn dieses Balles etwas falsch verstanden.« Wie eine schützende Wand schob sich der Drachenprinz zwischen den Bastard und seine Tochter und drehte sich dem moosgrünen Bündel zu um ihr auf zu helfen. Anbietend streckte er ihr die Hand entgegen, musste jedoch einen Schritt zurück machen. Flammen hüllten die am Boden kauernde Gestalt ein als sie sich wandelte. Die unerwartete Helligkeit der Flammen lies ihn den Kopf für einen Moment wegdrehen und ein leises Knurren entkam als die plötzliche Helligkeit in seinen Augen stach.
Angst trübte Edanas Blick als Cadoc erneut auf sie zu trat um sie zu beruhigen. Was musste ihr Vater ihr schon alles angetan haben. Sie war ein zierliches Geschöpf mit Schuppen von mehreren Rotnuancen welche wie Glut im Licht des Mondes schimmerten. Oder eher schimmern würden, denn selbst ihre Schuppen wirkten matt, als sie sich an der Brüstung zusammenkauerte. Ein verletztes Tier, in die Enge getrieben und kurz davor den Kampf um das eigene Leben auf zu geben.
Knurrend blickte Cadoc über seine Schulter zu Bhaltair. Am liebsten hätte er ihm die Augen heraus gerissen. Selbst wenn der Bastard versuchte eine Maske der Entrüstung aufzusetzen, konnte er das Funkeln in den Augen nicht verbergen. Er genoss es wie sein Kind voller Angst dort kauerte und das noch dazu vor dem zukünftigen König der Drachen. Er genoss es das sein Kind so bloß gestellt wurde und er sich wohl bald jedes Recht heraus nehmen würde sie dafür zu bestrafen.
Ein falsches Wort und er würde ihm die Kehle heraus reißen. Die leichte Bewegung an der Brüstung lies ihn den Kopf wieder zu Edana drehen. Onyxfarbene Krallen blitzten auf und schrammten über seine Wange noch ehe er sie wieder richtig ins Auge fassen konnte. Ein verletztes Tier das um sich schlug.
Cadocs Hände ballten sich zu Fäusten als ihm das Blut über die Wange lief. Seine Instinkte verlangten eine Reaktion auf diesen Angriff und sein ganzer Körper spannte sich. Tief einatmend wollte er die Frau beruhigen. Er wollte ihr versichern das er es nicht als Angriff auf ihn sah.  Noch bevor er die Hände beschwichtigend heben konnte, drang das wutentbrannte Brüllen Bhaltari’s an seine Ohren »DEIN LEBEN IST VERWIRKT FÜR DIESE SCHANDTAT!«
Mit einem erstickten Aufschrei kauerte sich das junge Weibchen zusammen, ehe sie die ledrigen Schwingen spreizte und sich vom Balkon stürzte. Weg von dem Ball, weg von dem blutenden Prinzen und weg von ihrem Vater. Weg von all jenen die nun ihr Leben fordern würden als Wiedergutmachung für den Angriff auf den Kronprinzen.
Bhaltair trat schnaubend an die Brüstung und schien Edana folgen zu wollen. Die Maske der Entrüstung, welche seine Belustigung verbergen sollte, war gefallen und zurück geblieben ist kalte Wut. Noch ehe er seine Drachenform annehmen konnte um ihr nach zu jagen, streckte Cadoc den Arm aus und hielt ihn zurück. »Ich werde sie Euch bringen, mein Prinz. Dann könnt Ihr über sie richten.« Knurrte der Drache. »Mit dem Angriff auf Euch hat sie ihr Leben verwirkt.« Kein Flehen seine Tochter zu verschonen. Keine Entschuldigung für ihr Verhalten. Kein Wunsch sein Kind vor dem sicheren Tot zu retten.
»Ihr Leben ist nicht verwirkt, habt Ihr das verstanden, oder muss ich es verdeutlichen?« Die Bronzeaugen des Prinzen richteten sich auf den Mann.  Mit tötlicher Ruhe sah er ihn an. Ein Befehl der keine Zweifel daran lies das jedes zuwiderhandeln Konsequenzen haben würde. Tief verbeugte sich der Drachenfürst. »Wie Ihr es wünscht, mein Prinz.« Noch ehe sich die skrupellose Echse wieder aufgerichtet hatte, stand Cadoc bereits auf der Balkonbrüstung und lies sich in die Tiefe fallen.
Der Wind umfing ihn wie eine eiskalte Umarmung, bis ihn die Flammen der Wandlung umhüllten und er mit einem Aufbrüllen seinen Schwingen ausbreitete um in den Himmel empor zu steigen. Fort von dem Versprechen seiner Mutter gegenüber auf dem Ball zu bleiben. Fort von den Intrigen und Spielen des Hofes. Fort von dem Leben, welches ihm die Luft zum Atmen nahm.


Anmerkung von Rhona:

Der Prolog zu einem Fantasyroman welcher mir seit einiger Zeit im Kopf herum schwirrt und endlich nicht nur in meinen Gehirnwindungen festgehalten werden möchte.

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Kommentare zu diesem Text


 linkeln (07.04.21)
Hallo Rhona,
ich habe ein wenig Probleme mit deinen Rollenbilder. Die Frauen kommen nicht gut weg. Und manchmal wirkt der Text sehr pathetisch. Schade du hast Potential.
lg
linkeln

 Rhona meinte dazu am 08.04.21:
Vielen Dank für deine Kritik und ich nehm es durchaus auch als Kompliment das du Potential siehst.
Kurz zur Erklärung, es ist nur ein etwas klischeebehafteter Einstieg in eine längere Geschichte rund um die Charaktäre und es geht vorallem um ihre Entwicklung .
Mir ist bewusst das ich damit das Klischee der ach so armen Adeligentochter bediene, die verheiratet werden soll und nichts zu Lachen hat.
Ich nehm mir deine Worte aber zu Herzen und da es die erste Rohfassung ist, überlege ich ob sich das bei der Überarbeitung noch ändert.

 Dieter_Rotmund (18.04.21)
Sehr schwülstig.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 23.04.21:
Kommas fehlen, Deppenapostroph gesichtet.

Einen guten Morgen wünsche ich.

 Rhona schrieb daraufhin am 29.04.21:
Man kann seine Kritik auch nett formulieren, aber danke fürs Lesen.

Bin eben leider keine Deutschprofessorin die jeden Fehler sieht, aber wird ohnehin noch überarbeitet bis es mal endlich fertig ist, da werde ich dann sicher auch fehlende Kommas und die von dir angeführten Deppenapostrophe finden.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 29.04.21:
Sorry, von mir gibt's nur ehrliche, direkte Hinweise. Das mit dem Deppenapostroph ("Cadoc’s") ist extrem peinlich, selbst für Abiturienten, das würde ich schnell korrigieren.

 Rhona ergänzte dazu am 29.04.21:
Ich habe nichts gegen Ehrlichkeit. Dafür stelle ich das ja auch ein. Aber ich bin eben auch nur eine einfache Frau und mach einige Rechtschreibfehler, dazu steh ich. Wenn man mich dann darauf hinweist so wie hier wo du mir den Fehler direkt nennst, kann ich damit auch was anfangen.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 30.04.21:
Nun ja, hier werden normalerweise keine Lektorate gemacht. Ein Hinweis auf den Fehlertyp sollte schon reichen, z.B. hat das gute alte Deppenapostroph sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Was ist mehr wert, einem Hungernden einen Fisch zu schenken, damit er für einen Tag versorgt ist oder ihm das Fischen beibringen?
Aries (34)
(28.04.21)
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 Rhona meinte dazu am 29.04.21:
Cadoc hat vorallem die Schnauze voll von Intriegen. Wenn ich endlich mal wieder richtig zum schreiben komme, wird es dazu dann auch mehr geben und damit auch noch einiges erklären.

Vielen Dank fürs Lesen!
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