Buch trifft Kopf

"Wenn ein Buch gegen einen Kopf schlägt und es klingt hohl, ist es dann immer das Buch?" Dieser Spruch eines Deutschlehrers fällt seinem ehemaligen Schüler ein, als er eine Wippe betrachtet, die ausgeglichen in der Waagerechten ruht, obgleich auf ihrer einen Seite zehnmal so viele Bücher liegen wie auf der anderen. Dieses Eine wiegt alle anderen auf, obschon jedes Einzelne vom Stapel sich von seiner Dicke her mit ihm messen könnte. An der Anzahl der Seiten liegt es also nicht, vielleicht an deren Papiergewicht oder dem Umschlag? Wohl kaum, auch die Druckerschwärze wird nicht den Ausschlag geben.

Wenn es keine Momentaufnahme ist, kein Standbild eines Augenblicks in der Kippbewegung, so wird hier wohl der Inhalt abgewogen. Die Frage ist: Wie kann dessen Schwere bestimmt werden? Nach der Anzahl der Worte, der Schwierigkeit der Gedankengänge, nach der Komplexität der Handlung oder nach der Gehobenheit des Ausdrucks? Oder bestimmt es letztlich der Leser und die Wippe bewegt sich nach dessen Vorstellung?

Liegt der Sinn der Botschaft und sein Erkennen nicht eh rein beim Empfänger? Das hieße, dass ein hohles Buch und ein hohler Kopf beim Zusammenstoßen für dessen Ohren nicht hohl klingen würde und die Wippe ausgeglichen wäre. Sollte aber ein hohler Kopf auf ein schweres Buch im Sinne der Wippe treffen, klänge es hohl. Nähme man hingegen ein Buch der anderen Seite, hörte sich das Ergebnis wieder anders an.

Was aber, wenn das Buch hohl und der Kopf voll ist? Dann ertönte ein dumpfer Klang, da der Leser die Botschaft bestimmt. Und was wäre mit der Wippe? Ein hohles Buch fiele kaum ins Gewicht.

Damit aber wäre die oben gestellte Frage allumfänglich geklärt – jedenfalls für den Schüler.