Modernes Theater - vierte Szene - Das Altersheim

Theaterstück

von  BerndtB

Modernes Theater – Vierte Szene

 

Das Altersheim. Herr Rund, Herr Glückauf, Frau Lindner, Frau Höcker, Frau Brösel, Pflegerin (Monika), Pfleger (Frank)

 

 

Pflegerin 

„Guten Morgen. Wunderschönes Wetter heute. Wir wollen jetzt alle gemeinsam frühstücken.“

 

Frau Lindner 

„Ich will jetzt nach Hause. Wo sind meine Koffer?“

 

Pflegerin 

„Wir sind doch hier zu Hause. Jetzt gibt es Frühstück. Sehen Sie, Frau Lindner, hier ist Kaffee. Und dazu eine Scheibe Toastbrot.“

 

Frau Lindner 

„Hier sind wir zu Hause? Wo ist Alfred? Ist er in der Küche?“

 

Pflegerin 

„Alfred ist doch schon im Himmel. Kommen Sie, Frau Lindner. Jetzt erstmal was essen.“

 

Frau Lindner 

„Ist das wieder echter Bohnenkaffee oder Muckefuck?“

 

Pflegerin 

„Echter deutscher Filterkaffee. Einfach probieren.“

 

Herr Rund 

„Bald kommen die Russen. Mein Vater hat das früher schon gesagt. Im Fernsehen habe ich es gesehen. Die Russen greifen an. Wir müssen bald fliehen.“

 

Pfleger 

„Im Fernsehen zeigen sie doch nur Bilder von der Ukraine. Die Russen haben die Ukraine überfallen. Aber die kommen nicht zu uns. Wir haben ja die Nato.“ 

 

Herr Glückauf 

„Das meinen Sie, junger Mann. Wenn der Iwan angreift, steht er in wenigen Stunden am Rhein. Wir haben kein richtiges Militär mehr.“

 

Pfleger 

„Und trotzdem haben wir doch die Nato. Die Russen kämen ja nicht einmal durch Polen; sofort würden sie von Nato-Truppen aufgehalten.“

 

Frau Höcker 

„Die Pollacken haben unser Land geklaut. Die sind immer nur am Klauen. Unsere Autos, unsere Häuser…“

 

Pflegerin 

Unterbricht: „Aber Frau Höcker, sie sind doch in Deutschland geboren und in Sicherheit. Die Polen sind unsere Freunde. Das sehen Sie doch im Fernsehen.“


Frau Höcker
 

„Papperlapapp. Wer glaubt denn an das blöde Fernsehen? Ihr jungen Leute habt ja keine Ahnung. Mein Vater kam aus Breslau. Das ist und war Deutsch. Heute nennen es die Pollacken und die Fernsehleute ‚Wroclav‘. Solch ein hässliches Wort. Geklaut haben sie alles…“

 

Pflegerin 

„Kommen Sie, Frau Höcker. In Breslau leben ja gar keine Deutschen mehr. Jetzt wollen wir gemeinsam frühstücken.“

 

Herr Glückauf 

„Wenn Frau Höcker Recht hat, hat sie Recht. In Deutschland haben wir das Recht auf freie Meinungsäußerung. Das steht im Grundgesetz. Nur unsere Politiker halten sich nicht daran. Wer nicht die offizielle Meinung hat, wird bestraft--- Oder kommt ins Altersheim, hä, hä, hä…“

Er lacht über seinen Witz. 

 

Pfleger 

„Ist ja gut, Herr Glückauf. Auch im Pflegeheim können Sie wählen. Ganz frei und geheim. Wir wollen jetzt frühstücken, wie Monika gesagt hat.“

 

Frau Brösel 

„Und unsere gute Egerländer Musik wird nicht mehr gespielt. Sie summt eine Melodie. Sind wir überhaupt noch in Deutschland? Oder in der Tschechei? Wo ist unsere Heimat?“

 

Pfleger 

„Das heißt doch Tschechien, Frau Brösel.“ (Frau Brösel schüttelt energisch den Kopf)

 

Pflegerin 

Zum Pfleger: „Komm Frank, lass es. Du weißt doch, dass das keinen Sinn hat. Wir werden jetzt mit unseren Leuten fröhlich frühstücken…Aber, Herr Rund (dieser schießt Papierkügelchen auf Frau Lindner), wir sind doch nicht im Krieg. Bitte schießen Sie nicht auf Frau Lindner!“

 

Herr Rund 

„Wir müssen üben, wenn der Iwan kommt. Da müssen alle helfen, Jung und Alt. Da brauchen wir einen neuen Volkssturm. Aber Ihr seid ja so verweichlicht…(Er schaut die Pflegerin und den Pfleger verächtlich an). Mit Euch kann man keinen Krieg gewinnen.“

 

Pfleger 

„Jetzt reicht es. Bitte hören Sie sofort auf.“

 

Frau Lindner 

„Ich will endlich nach Hause.“ (Summt die Egerländer Melodie von Frau Brösel.

 

 



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Kommentare zu diesem Text

IsoldeEhrlich (12)
(22.08.22, 09:35)
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 BerndtB meinte dazu am 22.08.22 um 09:43:
Recht herzlichen Dank, auch für die Empfehlung!

Liebe Grüße

Berndt
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