Schicksalsschläge

Text zum Thema Allzu Menschliches

von  B_B

Ich spüre wieder unseren Fäden nach. Am Dom, am Wall. Dort bin ich öfter durch diese Gasse, diesen Schleichweg zwischen den Unigebäuden- zu dir in das dreckige Bett. Man kann nicht mehr bis zum Haus, in dem du gewohnt hast, sehen, es ist alles zugewachsen.


Vielleicht macht der Herbst mich grad sentimental. Dieser Geruch. Wie oft habe ich schon diese Veränderungszeit in meinem Leben gehabt. Neue Stadt, neuer Abschnitt. Immer im Herbst.

Aber wir haben uns im Sommer kennenglernt. Ich erinnere mich noch gut an das Wassermelonengeklecker.


Ich bin nicht besonders hübsch heute. Ich weiß nicht, wie ich auf dich wirken würde. Ich weiß nicht, wie du auf mich wirken würdest. Was würde wohl in deinen Augen aufblitzen, wenn du mich entdeckst und erkennst.


Ich erinnere mich kaum daran, wie es zusammen war. Da sind nur unscharfe Bilder. War da Geborgenheit? Habe ich was übersehen? Wie kann es sein, dass ich diese Beziehungung so anders wahrgenommen habe, als du.


Da ist Baustellenlärm in der Nähe und trotzdem ist es idyllisch.


Dass mir Greifswald sehr gut gefallen hätte als Studentin, denke ich. Wie das gewesen wäre, wenn ich hier studiert hätte.

Ich erinnere mich nichtmal, ob ich so richtig weg wollte- von dem hier

und von dir.

Und ich frage mich, ob du damals irgendwas davon gesagt hast, dass ich dir wichtig bin. Etwas von Liebe mir gegenüber, vor dem ganzen Scheiß, den du dann abgezogen hast. Nur Worte. Aber sie hätten etwas Verbindlicheres gehabt als Schweigen und Spekulation.

Ich habe es mit Worten versucht. Du hast meinen Brief zerrissen. Nunja, es ist lange her. 

Und nun betrachte ich ein gelbes Lindenblatt in meiner Hand, die Adern, das Leuchten in der Sonne. Ich drehe es am Stiel zwischen den Fingern. Es ist flauschig.


Dass ich grad so sentimental und voll von Gefühlen sein muss, wegen der Ausstellung im Dom, in die ich gestolpert bin, denk ich scheinheilig. Da kamen mir schon die Tränen.
Was du wohl denken und fühlen und tun würdest, wenn du wüsstest, dass ich hier sitze mit diesen Gedanken.

Dass ich dem nicht nachgeben darf, denke ich.

Ich denke es etwas zu leise.

Ganz ehrlich, wenn wir uns jetzt begegneten, ich würde es als Schicksal deuten 

und annehmen.



Anmerkung von B_B:

Das ist keine Einladung.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (25.02.23, 10:06)
Beziehungs-schwülstiger Text.
Die wenigen Ortsbeschreibungen gefallen mit gut, den Rest kennt man hier aus vielen anderen Texten, sorry!

 B_B meinte dazu am 25.02.23 um 13:58:
Danke für das Feedback, ich kann es nachvollziehen!
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