Der "Ich-Habe-Noch-Nie"-Bund (Kurz: IHNN) versammelte sich jeden Ichhabenochniefreitag, um Ich-Habe-Noch-Nie-Geständnisse abzulegen. Dabei ging es nicht um einen Wettbewerb des besten Geständnisses oder so. Es war schlicht und einfach wie der Gang in die Kirche, um zu beichten.
Mitglieder des IHNN-Bunds waren Vampire und Werwölfe aus ganz Vampirölfe, eingeführt von Vladimir Lichtlieb (13 Jahre alt, Oberhaupt der Lichtmondstreife, Ordnungsamt für Vampire und Werwölfe), um das Seelenheil der Gesellschaft zu fördern.
»Ich habe noch nie Zähne geputzt«, gestand ein Vampir, von dem keiner gerne gebissen werden wollte.
»Ich hatte noch nie einen freien Tag«, sagte ein Ordnungsämtler traurig. Ja, 24/7 arbeiten. So funktionierte die Arbeitskultur der Lichtmondstreife. Es reichte nicht, die Arbeit zu lieben. Man musste die Arbeit leben.
»Ich habe noch nie Danke gesagt«, beichtete ein Werwolf. Das Resultat waren böse Blicke, aus denen er sich einen Sarg hätte bauen können. In Zeiten der Nächstenliebe und des Weltfriedens war dieses Geständnis unter aller Sau. »Ab heute bessere ich mich. Danke für euer Verständnis«, korrigierte sich der Werwolf, der die Beerdigung auf später verschieben wollte.
»Ich habe meine Opfer noch nie am Leben gelassen«, warf eine unbekannte Person in die Versammlung.
Empörtes Luftatmen, panische Schreie, fliehende Leute – diese eine Beichte war zu viel für den IHNN-Bund. Lediglich der vermeintliche und professionelle Mörder blieb zurück. Er stand da und war mit einer Fliegenklatsche bewaffnet. Überrascht äußerte er sich: »Jeden Tag töte und begrabe ich lästige Fliegen. Heute sechs Leichen. Nervig, die brummenden Dinger.«
Ende gut, alles gut – wegen Panikmache wurde der Fliegenmörder trotzdem von der Lichtmondstreife in Gewahrsam genommen, aber kurz darauf wieder entlassen, als er seine Fliegenkillerkünste demonstriert hatte.
Nun war er offizieller Fliegenmörder der Lichtmondstreife, denn die sorgten selbst im Ordnungsamt für Unordnung.
