Ein Tagesausflug im Frühjahr 2024

Anekdote zum Thema Wirklichkeit

von  KonstantinF.

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen, sagte man früher. Heute braucht es nur einen Tagesausflug, um etwas zu erleben.

Das Wetter spielte ausnahmsweise mit, der lange Spaziergang entspannte, und danach genossen wir Kaffee und Kuchen auf einer Café-Terrasse mit Weitblick.

Beim Rückweg durch den kleinen Ferienort kamen wir an einem geschlossenen alten Hotel direkt an der Straße vorbei. An einem der Eingänge hingen zwei verbeulte blecherne Briefkästen, ein Fenster war mit einem schmuddeligen Tuch verhängt.

„Ich geh hier herum“, teilte ich meiner Frau mit, obwohl ich nicht erkennen konnte, ob der Weg rechts vom Hotel öffentlich war. Ein Verbotsschild oder einen Hinweis auf ein Privatgrundstück gab es aber auch nicht. Meine Frau blieb auf dem Gehsteig und ging dann links um das Hotel herum. Auf dem dahinterliegenden Wanderweg würden wir uns treffen.

Hinter dem Gebäude befanden sich ein paar Mülltonnen, an denen sich ein dunkelhäutiger Mann zu schaffen machte. Ich grüßte freundlich. Im selben Moment schoss aus der offenen Tür eines Nebengebäudes ein Kampfhund, so eine Art Bullterrier, auf mich zu, der die Befehle seines Herrchens zunächst komplett ignorierte. Der Mann konnte den Hund gerade noch vom Schlimmsten abhalten. Mein linkes Hosenbein hatte der Hund schon am Wickel.

Ich muss etwas verstört gewirkt haben, als meine Frau auf mich zukam. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie entgeistert. Ein leichter Vorwurf wegen meines Alleinganges blieb natürlich nicht aus.

Die Rückfahrt im Auto verlief reibungslos, bis wir gegen 19.00 Uhr an einem Gasthaus an der Landstraße vorbeikamen. Vor uns stockte der Verkehr, und wir konnten zunächst keinen Grund dafür erkennen. Bis wir zwei schwarzhaarige Männer mit verbissenen Gesichtern bemerkten, die sich abseits der Straße prügelten: Sie schubsten sich, gingen immer wieder mit Fäusten aufeinander los und gerieten dabei sehr schnell auf die Fahrbahn. Der eine trieb den anderen zwischen unserem Auto und dem Vordermann an den gegenüberliegenden Straßenrand.

Die Autokolonne setzte sich vorsichtig wieder in Bewegung. Doch nun drängten sich die beiden Kampfhähne urplötzlich zurück, der eine stolperte nur wenige Millimeter an unserem Auto vorbei. Im Rückspiegel konnte ich beobachten, dass die Prügelei weiterging.
Ich vermute, keiner der Autofahrer fand sich zum Aussteigen und Schlichten bereit. Aus gutem Grund.


 



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