andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Mittwoch, 09. November 2005, 18:14
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Katzenmenschen

Urlaub im Ausland, nie nehme ich die Werbung im deutschen Fernsehen bewusster wahr, spüre ihre Aussage deutlicher und ihre Botschaften eindringlicher – und ihre inhaltlichen Hänger. Eigentlich logisch, denn die seltene Konfrontation mit der deutschen Sprache lässt mich geradezu nach jedem Satz lechzen.
In Spanien hat mich diesmal Katzenfutterwerbung kalt erwischt: Eine junge (und natürlich sehr elegante) Frau in einem dunklen Kostümchen läuft mit ihrer Katze (Kartäuser, darunter geht es nicht) durch einen parkartigen Garten, füttert ihren Liebling (ohne Petersilienverzierung, oh Wunder) und kuschelt danach noch ein wenig auf einer halbrunden Steinbank ohne Polsterkissen, wie sie selbstverständlich alle Katzenbesitzerinnen in ihren 2000 Quadratmeter großen Gärten haben.
Was will mir diese Werbung sagen? Katzenbesitzerinnen sind jung, gertenschlank, in teuren Kostümen gekleidet und haben chronische Blasenentzündungen, weil sie sich immer auf kalten Steinbänken räkeln?
Nein, natürlich nicht. Aber es stellt sich schon die Frage, warum manche Frauen (und Männer) so auf Katzen abfahren. Laut Psychologen stehen Haustiere ja symbolisch für das, was man haben oder sein möchte. Sprich: es gibt zwei Möglichkeiten.

1. Die Katze repräsentiert den ersehnten Traumpartner
2. Die Katze steht für die Selbstsicht (und sei es nur der Wunsch danach)

Nehmen wir Punkt eins : der Traumpartner. – Flauschig, schmusig, kuschelig, elegant, geschmeidig, aber auch unabhängig und mit eigenem Kopf und freiem Willen... Hui... und tja... Jemand, der jammert, wenn das Essen nicht pünktlich parat steht und der nur zum Schmusen kommt, wenn ihm danach ist.
Haarig soll er sein, fauchen und die Krallen ausfahren, wenn er seine Ruhe will und süße Mäuse zum “spielen“ mit nach Hause bringen (wobei die folgenden Grausamkeiten der Katzen gerne mit den Worten: „so ist nun einmal ihre Natur...“ entschuldigt wird; - meist mit einem vielsagendem verklärten Blick begleitet, der mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt).
Dieser Traumtyp darf auch neben das Klo machen, wenn es ihm nicht sauber genug ist (was endlich die Frage klärt, warum manche Männer...). Nächtelanges Wegbleiben scheint okay zu sein, genauso wie die Suche nach Sexualpartnern außerhalb der eigenen vier Wände; einer recht wahllosen Suche obendrein, bei der Alles genommen wird, das bereit dazu ist. Und wenn er dann stinkend und verkratzt nach dem Nächteumdieohrenschlagen (schlagen auch wörtlich zu nehmen, - „so sind Katzen halt...“) zurück kommt, dann wird er selbstverständlich sauber gemacht, gefüttert und gestreichelt. – So stelle ich mir auch meinen Traumpartner vor!

Also wohl doch eher Punkt zwei, oder? Der Katzenmensch fühlt sich selber als verkappte Katze. – Ach je... Bei der Beschreibung zu Punkt eins...
Da schwenke ich doch lieber zu Hundebesitzern um. Hunde sind treu, lieben ohne Fragen, verlieren den Verstand bei... ähm... wälzen sich gerne in... Oha. Wenn ich es recht bedenke, habe ich gar keine Zeit mehr. Ich muss doch noch mit Paul Gassi gehen...

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 bratmiez (10.11.05)
gilt das gleiche eigentlich auch für wellensittiche? hehe, hab mich köstlich amüsiert. dat miez ;o)

 Triton (11.11.05)
Hmm, grins, für mich sind die meisten Hunde eher anbiedernd, was ihr Verhalten betrifft. Hund nur, wenn er so nahe es geht am Wolf bleibt. Dann doch lieber Katze. Geschmeidig, unbeugsam, eigensinnig. LG Triton
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