andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 17. August 2006, 04:04
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vom Dings

„Ach, Du weißt schon …“ – Herrliche vier Wörter, auf die mir nie etwas vernünftiges einfällt. Sagen sie nicht: Du kennst mich so gut, dass ich nicht zu Ende sprechen brauche? Sprechen sie nicht von eine Intimität (nein, nicht dieser), die jenseits des schnöden Informierens liegt? Ist es nicht eine Nähe, die ohne viele Worte auskommt?
Bei mir ruft jede dieser Situationen Kindheitserinnerungen ab. Bilder von meiner Mutter, die all zu oft mit einem: „Gibst Du mir mal das … Dings.“ auskam, wenn sie etwa beim Kochen ein Gewürz, ein Messer oder ein Brettchen wollte. Die Variation war nicht sehr groß und umfasste meist nur noch die beiden weiteren Formen „die Dings“ (z.B.: eine Gabel) und „der Dings“ (z.B.: einen Löffel), was sehr deutlich machte, wie nah wir uns standen. Denn: ich verstand es zu 99 % der Fälle richtig.
Als Kind fand ich das nicht so bemerkenswert wie manch ein zufälliger Beobachter, da ich es ja “verstanden“ und nicht “gedeutet“ habe. Und auch heute noch erscheint es mir nicht besonders schwierig, denn so groß war die Auswahl gar nicht. Immer stand es im direkten Zusammenhang mit der jeweiligen Tätigkeit, die ich durch langes Dabeisein sehr genau kannte. Niemals wollte meine Mutter beim Fensterputzen einen Kochlöffel angereicht bekommen oder beim Kochen ein Fensterleder benutzen. Oder um ein anderes Beispiel zu nehmen: wenn da jemand mit einem Strauß frisch angeschnittener Rosen steht, was wird dann wohl mit “einer Dings“ erwartet? Eine Gabel? Eine Leiter? Oder doch eine Blumenvase?
So fällt es mir auch heute noch recht leicht das “Dings“ meiner Mutter zu identifizieren, auch wenn meine Trefferquote inzwischen wesentlich niedriger geworden ist. Anders ist das bei Freunden, wenn ich etwa nach einer halbjährigen Funkstille höre: „… und wenn Du kommst, dann vergiss nicht … ach, Du weißt schon …“. Da ist nicht einmal die Richtung klar, in die der Code zielt, und ich schwanke zwischen dem schmeichelndem Wir-sind-uns-so-nah und völligem Unverständnis. Kann ich zugeben, dass ich nicht weiß, worum es geht? Oder stehe ich dann als tumber Schnösel da, der zu unsensibel für Nähe ist?

Moment bitte … Brigitte fragt nach diesem Zettel, den sie letztens … Sie meint natürlich den Wisch von diesem Dings, der dieses Teil ... – Ach, Ihr wisst schon …

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Eumel (17.08.06)
Och ... Wieso finde ich denn das Dings, ich mein...du weißt schon... rechts in der Spalte, nicht den...den anderen ... ähm... "Kolumne emfpehlen" Button...zum anklicken? Warum gibts den denn nicht?

Zum schmunzeln schön geschrieben, da werden Erinnerungen wach.
Liebe Grüße, Jess

 Nicht registrierter NutzerWoschanova (17.08.06)
http://www.ding`s.de

ist noch frei.


anmelden und kohle machen,
lass und dings`s verticken
brauch doch jeder. lol

lg wolfgang
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