andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 21. Dezember 2006, 05:10
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Opfer Mann

Es heißt, dass Frauen ein gewisses Alter entweder nie oder sehr häufig überschreiten. Dreißig gehört dazu, aber auch vierzig und fünfzig. In Einzelfällen auch mal zwanzig (so eine kannte ich mal) oder sechzig. Und sogar von einer alten Dame, die immer wieder neunundsechzig wurde, habe ich gehört. Sie schaffte das immerhin zehn Mal, bevor sie in einem Gelsenkirchener Altenheim verstarb. Zumindest gingen die Pflegekräfte davon aus. Ihrem Pass nach war sie jedoch neunundneunzig geworden und stand kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag.
Unter den Zivildienstleistenden entstand schnell das gemeine Gerücht, dass sie wohl aus Angst gestorben wäre. Immerhin ist es in Gelsenkirchen üblich, dass zum vollendeten Jahrhundert der Oberbürgermeister vor der Tür steht. Alle hätten es erfahren! Kann Scham tödlich sein?
Nun … bei dem genannten Alter soll es eine Entwicklung gegeben zu haben. Früher wurde die Neun als zweite Zahl bevorzugt, also 29, 39, 49 …, heute wirkt angeblich auch die Null jung genug. Manch andere Frau hängt einfach nur ein paar Jahre nach, was nicht so auffällig ist wie ein sich ständig wiederholender Geburtstag (der jedoch viel preiswerter ist; man bedenke nur die Tisch- und Tortendekoration!).
In meinem Bekanntenkreis kenne ich das Phänomen leider gar nicht mehr, was vielleicht dafür spricht, dass so eine Verschleierung inzwischen nicht mehr üblich ist. Vielleicht war sie aber auch nie sehr verbreitet – oder ich habe einen seltsamen Bekanntenkreis.
Vielleicht liegt es aber auch am Feminismus. In der heutigen Zeit liegt ja Vieles am Feminismus und an der Emanzipation der Frau. Der häufig zitierte Soziologe Rainer Paris nennt das:

"Wenn das Geschlechterverhältnis auf seine pure Machtdimension reduziert ist, wird ein emotionales Hinterland zerstört, Nischen für eine Chance auf Glück."

Daraus hat sich dann das ganze Übel gebildet, das uns in der heutigen Zeit so plagt: die zerrütteten Familien, die Schwemme an Singlehaushalten, die emotionale Haltlosigkeit der Kinder (da Mama nicht zu Hause am Herd wartet), der Geburtenrückgang, die zunehmende Gewaltbereitschaft bei Männern (die Reaktion und nicht Aktion ist), die schleppende Wirtschaftslage, die Zunahme von psychischen Problemen (Depressionen, Borderline u.a.) und die Potenzprobleme der Männer. Daraus folgt natürlich auch der Verlust der moralischen Ordnung, die Zunahme der Pornografie (als Flucht der Männer …) und so manches andere Ding. – Denn letztlich ist der Mann das Opfer dieser männerfeindlichen Denkmuster. – Klar? – Klar.
In die gleiche Richtung schlagen seit vielen Jahren auch andere Mahner Alarm. Physiologen, Biologen und Psychologen betonen die grundlegenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die Gehirne arbeiten anders, die Hormone beeinflussen je nach Geschlecht, die Gene sind ja so unterschiedlich … Sogar religiöse Gruppierungen greifen das auf, obwohl sie der Wissenschaft sonst immer skeptisch gegenüber stehen.
Und die Medien? – Die sind selbstverständlich neutral. So wie immer. Überschriften wie: „Endlich fühle ich mich als Frau“ entsprechen der journalistischen Pflicht auf Berichterstattung. Immerhin warnen viele Menschen vor den Gefahren für die Frau, die allein lebend nicht Autonomie, sondern Einsamkeit findet. Denn diese Freiheit kostet die Romantik und die erotische Spannung (nach Rainer Paris).
Sie werden Erfolg haben, davon können wir ausgehen. Von den Emanzen – oder besser: Emmamanzen – redet doch kaum noch jemand. Besonders in den jungen Generationen ist es verpönt. Denn: alles Gute ist erreicht und unwiederbringlich verankert, jetzt kann das Schlechte entfernt werden. Wir sind frei, Frauen wie Männer.
Als einziges feministisches Sprachrohr dümpelt in Köln noch eine Zeitschrift herum, die von den nachwachsenden Generationen nicht gelesen wird. Es ist die Zeitschrift dieser Besserwisserin Alice Schwarzer, die in der EMMA völlig unmoderne Themen durchwurstet. Schon vor Jahren warnte sie vor dem islamischen Fundamentalismus, vor dem Scheitern der Integration, vor der Zunahme von Sexismus und Pornographie, vor ungleicher Geschlechterverteilung in den Führungspositionen, vor Gewalt gegen Frauen und vor der Liberalisierung der Prostitution.
Und? – Hatte diese Zeitschrift etwa Recht? – Wir haben doch sogar eine Bundeskanzlerin!
Demütige Frauen mit Kopftüchern sind viel angenehmer als diese aufgekratzten Mädels – und völlig gleichberechtigt sind sie sowieso. Ehrenmorde gehören zum kulturellen Erbe, das wir akzeptieren müssen. Die Integration klappt prima. Pornographie kennen wir im Internetzeitalter gar nicht mehr. In den Managerpositionen gibt es ganz viele Frauen. Die Gewalt gegen Frauen nimmt ab (darum können wir auch Frauenhäuser schließen). Und die Prostitution? Wo ist das Problem? Sie ist jetzt ein anerkannter Beruf und dadurch völlig in Ordnung. Diejenigen, die dahin vermittelt werden, sollen sich nicht so anstellen. Das ist eine saubere und zumutbare Arbeit, die sogar in der eigenen Wohnung ausgeübt werden kann. Also bitte!

Aber der beste Beweis für das unnatürliche Rollenverständnis der EMMA liefert die Zeitschrift in diesen Tagen selbst. Sie wird dreißig – und feiert das auch noch!
Von haltbarer Tischdekoration halten diese Frauen wohl gar nichts.



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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Marla (21.12.06)
Erinnert mich an irgendwas. =) Und du bist die (der) einzige, männliche Emmanze(rich), die (den) ich kenne. Schöner Idealismus, den du da schreibst. Aber ich glaube manchmal, dass ich als Hausfrau froher wäre. Nojo. Grüße!
Ropa (33)
(21.12.06)
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wupperzeit (58)
(21.12.06)
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 Theseusel (21.12.06)
...und paßt ausgezeichnet zum Interview, das ich heute mit Alice im Wunderdeutschland gesehen habe - eine nette Konservative!
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