andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 11. Januar 2007, 04:54
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ahnend

Vor kurzem landete ich zufällig in einem Forum zum Thema “Namen“ und fand dort einen interessanten Eintrag: „Googelt doch mal nach euren Namen. Ihr glaubt gar nicht, was für Spinner mit eurem Namen herumlaufen …“. – Das wollte ich genauer wissen …

Gedacht, getan. – Hoppla, nur 429 Einträge; genauer: ungefähr 429 (erklärt mir mal jemand, was das “ungefähr“ vor einer genauen Zahl macht?).
Nun … überrascht bin ich nicht. Mein Nachname klingt zwar geläufig, ist es aber nicht. So bin ich es aus meiner Geburtsstadt gewöhnt, dass ich jeden Eintrag dieses Namens im Telefonbuch persönlich zuordnen kann (was bei Verwandten auch normal sein sollte, nicht?). – Es könnte sogar sein, dass alle Trägerinnen und Träger dieses Namens auf einen Bauernhof in Wattenscheid-Leithe zurückgehen … aber vielleicht ist die Annahme auch vermessen.
Im Telefonbuch finden sich jedenfalls nur 50 Einträge, - deutschlandweit. In Österreich und in der Schweiz existiert der Name nicht (zumindest im digitalen Telefonbuch), andere Länder habe ich nicht getestet. Diejenigen dazu zählend, die sich nicht in Telefonbuch eintragen lassen: ungefähr100. Das wäre nicht einmal eine große Familienfeier.
Also weiter mit dem Nachnamen bei Google. Langsam verstehe ich die Ahnenforscher, die nach den Wurzeln ihrer Familien (oder nach der eigenen Identität?) suchen. Wird nicht immer wieder laut getönt, dass die Gene uns beherrschen, unseren Charakter formen und Verwandte so ähnlich machen? Gilt nicht die Familie Bach als bestes Beispiel dafür (Musiker, Musiker, Musiker …)?
Bei meiner Familie hat das ja leider nicht geklappt: Talente, Hobbys und Interessen scheinen angewürfelt und nicht angeboren zu sein. Selbst für die Cousins und die Cousine gilt das: ein Kfz-Mechaniker, Zahnärzte, Programmierer, ein Koch, ein Künstler, ein LKW-Fahrer, ein Autoverkäufer … eine Linie ist da nicht rein zu bekommen.
Beim Internet muss ich natürlich vorsichtig sein, klar. Nur wenige Berufe erfordern eine Internetpräsenz und die meisten Fundstücke werden wohl im Hobby-Bereich liegen. Auch die künstlerische Komponente wird vermutlich überrepräsentiert sein. Also los:

625 Einträge … hmmm … nicht sehr viel. Liegt das am seltenen Namen? – Ich sichte das Ergebnis und habe meinen Spaß:
Ah, ein Seelsorger. Der passt ja gut zu meiner spirituellen Ader. *räusper*
Ein Wirt! – Prima, das war wohl zu erwarten. Aber warum nur einer?
Eine echte Prinzessin! Wattenscheider Stadtprinzessin sogar (1968/69). Von der GüKaGe, der Günnigfelder Karnevalsgesellschaft (Karneval … die Zeit, die ich im Keller verbringen möchte …).
Musiker. Sehr schön. Gitarre, Alt-Saxophon, Mitglied im Kirchenchor … klar, die spirituelle Ader wieder.
Krankenpfleger … der Pressesprecher eines großen Konzerns, den ich seit 20 Jahre boykottiere (den Konzern, nicht den Pressesprecher) ... gleich mehrere aus einem Sportschützenverein (muss ein Seitenzweig sein: ich hasse Schusswaffen!) … ein Theater-Regisseur (hach, die künstlerische Ader …) … eine Gärtnerei (Biologie war zu erwarten) … eine Lehrerin für orientalische Tänze und Ausdruckstanz (ich sag ja: Künstler) … ein Yoga-Lehrer aus Dallas/Texas (das Spirituelle geht mir langsam auf den Geist).
Dann endlich eine Autorin: sie schrieb/schreibt Kochbücher für Dr. Oetker (kein Kommentar).
Und: peruanische Böcke … ähm … gemeint sind Nager: eine Meerschweinzüchterin.
Als Krönung: Angelika! – Sie macht “lebendige Astrologie“ (die tote ist aber auch langweilig), “Innere-Kind-Arbeit“, “Charakterreading“, organisiert “Jahreszeitenfeste“ und “Schwitzhüttensitzungen“ und beherrscht “schamanische Techniken“. Ich bin schon richtig stolz (wo ich Esoterik so liebe), da kommt der absolute Höhepunkt: “yogische Darmreinigung“. – Darauf hat die Welt gewartet.

Ergebnis: ich hatte einige Stunden Spaß, mein Familienname kommt vielleicht aus Ostpreußen, es gab früher Namensvettern in Salzburg (total wichtig) – und ich hätte genauso gut nach dem Zufallprinzip vorgehen können (Würfel, nicht Gene). – Oder? … Quark! – Eine wichtige Neuigkeit habe ich erfahren: Heiner (einer meiner Vettern) ist zum Buddhismus übergetreten und nennt sich jetzt Veetmoha.

*seufz*


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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Ropa (33)
(11.01.07)
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wupperzeit (58)
(11.01.07)
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