andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 31. Mai 2007, 04:09
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einschlagend

Häufig gegebene Antworten auf noch ungelöste Fragen spiegeln häufig den jeweiligen Zeitgeist wieder. Früher waren es Gott oder die Götter, das Schicksal oder die Vorbestimmung und später wurde auch schon mal Alles mit der Durchsetzung des Stärkeren begründet (eine noch immer populäre Fehldeutung der Evolution). In naher Vergangenheit kamen auch mal Außerirdische ins Spiel.
Wissenschaftlich läuft das selbstverständlich anders ab. Hier beginnt eine Antworten als Vermutung und Erklärungsversuch, wächst sich zur These aus und wird dann zu einer Theorie erklärt. Danach ist im Idealfall der Schritt zur Lehrmeinung nicht weit, wo sie gepäppelt und gehegt wird. Später muss sie verteidigt werden, dann kommt der Zweifel und die Widerlegung. Sie erfährt garantiert noch eine Renaissance, in der sie wieder hervor gekramt wird. Letztlich kommt aber klammheimlich eine andere Theorien und löst sie ab.
War die Idee schön griffig, dauert es höchstens 15 Jahre, bis die tote Theorie in ein neues Leben gerufen wird: in die Schulbücher. Nun darf sie sich in den Köpfen von Kindern festsetzen und darauf hoffen, dass Hollywood sie entdeckt.
So weiß inzwischen jeder, dass in der Antike alle Häuser aus weißem Marmor gebaut wurden und bunte Farben verpönt waren. Mittelalterliche Ritter liefen ständig in schweren Rüstungen herum und hatten komfortable Burgen und einen sehr modernen Ehrenkodex. Neandertaler waren grunzende Primitivlinge, die dem modernen Menschen keine Sekunde gewachsen waren. Das Mammut starb aus, weil die Eiszeit zu Ende war. Und das höhere Leben entwickelte sich aus echten Fischen, die so lebten wie Schlammspringer heute noch. – Klar.

Warum sind diese Vorstellungen so haltbar? Liegt es daran, dass sie so leicht zu merken sind? Beeinflusst uns unser Bildergedächtnis, das Szenen liefert, die wir im Fernsehen und Kino gesehen haben? Oder ist es nur die Tradition, ein Festhalten an Antworten, die wir schon so lange kennen?

Noch griffiger sind natürlich Erklärungen, die mehr als nur auf eine Frage Antwort geben. Eine Universalantwort, sozusagen, wie sie schon im Buch “Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams gesucht (und gefunden) wurde. Hier war es “die letzte Frage nach dem Leben, dem Universum und dem Rest“, was ziemlich gut die aktuellen Überlegungen in dieser Richtung wiederspiegelt: es soll einfach und möglichst umfassend sein.
Früher erfüllte der göttliche Einfluss diesen Anspruch. Heute liegt es im Trend, dass Naturkatastrophen für Alles herhalten müssen. Flutwellen, Vulkanausbrüche (Erdbeben nicht, die sind out) und Meteoriteneinschläge haben die unerklärlichen Umwälzungen ausgelöst. Schon haben wir den griffigen Grund.
Warum sind die Trilobiten ausgestorben? Warum gab es das Massensterben am Ende des Perm? – Ganz klar: ein Meteorit.
Das Massensterben im Devon? – Ein Meteorit.
Im Trias? – Ein Meteorit.
Die Dinosaurier? – Ein Meteorit.
Neuerdings gibt es auch eine Antwort auf die Mammutfrage: ein Meteorit.
Und warum ist die Clovis-Zivilisation in Nordamerika verschwunden? – Klar: ein Meteorit.
Jetzt fehlt noch das Aussterben der Neandertaler und der Beginn der Völkerwanderung. Eiszeiten könnten auch so erklärt werden. Und bei der Entstehung des Lebens wird schon länger darüber diskutiert. – Meteoriten!
Und die kleineren Fragen, die uns auch so bewegen? – Was ist mit den Islamisten, die uns mit dem Fundamentalismus bedrohen? Könnten sie auch …?
Nun … in Mekka steht doch die Kaaba und dort ist ein Stein eingearbeitet, den der Engel Gabriel dem Abraham gegeben haben soll. Und was ist das für ein Stein? – Ein …

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Ropa (33)
(31.05.07)
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