andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Donnerstag, 06. September 2007, 06:34
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Hund und Katz

Seit vielen Jahren beobachte ich die Diskussionen über die Intelligenz von Hunden und Katzen. Eine Zeit lang ging es darin hoch her, doch inzwischen hat sich die Allgemeinheit wohl darauf geeinigt, dass Katzen schlau und Hunde dumm sind. Dabei war diese Meinung auch schon vor der Diskussion weit verbreitet, wobei dem Hund wohl angelastet wurde und wird, dass er sich freiwillig und “hündisch“ dem Menschen anschließt. Katzen hingegen bleiben frei und ordnen sich nicht unter. Ein klarer Fall von Intelligenz.

Echt?

In den letzten Jahren haben sich einige Wissenschaftler auf ein neues Forschungsfeld geworfen, da es gewisse Umwälzungen zum Thema “Intelligenz“ verspricht: sie untersuchen, ob Intelligenz einer Funktion folgt. Oder anders ausgedrückt: ob Tiere in unterschiedlichen Lebensräumen unterschiedliche Formen von Intelligenz entwickeln.
Warum sollten Delfine die gleiche Form von Intelligenz entwickeln wie Affen? Sie leben in Lebensräumen mit völlig unterschiedlichen Außenbedingungen. Wenn es für den Einen wichtig ist mit einem exakten Sprung einen Ast in zwei Metern Entfernung zu erreichen, so spielt das für den Anderen keine Rolle.
Ist es deswegen so schwierig sich auf die Intelligenzvorherrschaft von Katze oder Hund zu einigen?

Nehmen wir die Fähigkeit Türen zu öffnen. Meine Katze Mascha konnte das. Sie sprang einfach an die Türklinke und umklammerte sie mit den Vorderpfoten.
Gut, das konnte schon ’mal etwas dauern. Sie verschätzte sich anfangs häufig und baumelte dann nicht am Ende der Klinke, sondern dort, wo sie sich auch am Querriegel festhalten konnte. Aber sie lernte schnell und bald montierte mein Vater die Türklinken senkrecht.
Das Problem hatte ich mit meinen ersten Hunden nicht. Keiner von ihnen erkannte den Zusammenhang von Klinke und Türöffnen. Einer versuchte sich sogar unter der Tür durchzugraben, aber: Schwamm drüber.
Dafür zeigten die Hunde Fähigkeiten, die meine Katze nicht einmal ansatzweise zustande brachte. Namen etwa.
Menschen, Spielzeug, andere Hunde, Situationen … sie wussten ganz genau, wer oder was gemeint war. Wörter wie „Spaziergang“ oder „duschen“ waren tabu – und die Umschreibungen kamen auch bald auf die rote Liste.
Da konnte Werner schon mal Pech haben, wenn er mich und Charly besuchte, weil ich bei Charly den Besuch von Babsi angekündigt hatte. Der Hund schaute nun völlig uninteressiert an Werner vorbei und erwartete Babsi (das funktionierte auch umgekehrt).
Na ja … meine Katze brauchte diese Fähigkeit natürlich nicht: sie freute sich nie über Besuch. Fremde waren ihr lästig (dazu zählte sie auch meinen Vater und meine Schwester).

Ist das jetzt ein Beweis für unterschiedliche Intelligenz? – Es sieht ganz so aus, nicht?

… wenn da nicht Paul wäre.
Paul ist ein dummer Hund: der Name eines Spielzeugs ist für ihn eine Blubberblase. „Ball? – Ich bring mal das Erste, was mir in die Schnauze kommt. – Das passt schon.“
„Menschennamen? – Ich erkenne das Auto, die Stimme zehn Meter hinter der geschlossenen Tür, die Schritte, den Geruch … Wozu brauche ich Namen?“
„Hundenamen? – Kein Bedarf.“
„Wörter für eine Situation? – Wenn Du mit mir raus gehst, dann nimmst Du die Leine in die Hand. Wenn’s Fressen gibt, dann höre ich den Kühlschranktür – oder die Klapptür – oder die Futterkiste. Wenn’s in den Garten geht, dann höre ich das – oder Du rufst mich.“
Hundeaufgaben, die ohne den Einsatz der Vorderpfote gelöst werden müssen (die setzt er nämlich immer ein), erzeugen tiefe Falten auf Pauls Stirn. Der Festspeicher in seinem Kopf war nach dem Lernen von fünf Kommandos voll (aber es soll ja auch Menschen geben, die so vielen Wörtern zurecht kommen). Und sollte die Überforderung zu groß werden, so legt er sich auf den Rücken und macht einen auf “ich bin ja so niedlich“.
Nein, klug kann Paul nicht genannt werden. Aber er öffnet Türen, indem er die Klinke herunter drückt!

Ist Paul eine Katze, die im Körper eines Boxers gefangen ist?



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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 SimpleSteffi (06.09.07)
Und unsere Katzen sind "Hutzen". Sie verstehen definitiv Worte wie "Essen" "Bettzeit" und unsere und ihre Namen. Das mit der Türklinke schaffen sie auch und die Kleine springt immer wieder mit Wonne in das ablaufende Duschwasser... Aber das mit der lebensraumbedingten Intelligenz erscheint mir logisch. Und demzufolge ist auch Paul nicht "dumm" oder gar "Katze"...du verstehst ihn und er dich - er verhält sich also seinem Lebensraum angepasst. Oder hab ich das jetzt falsch verstanden?
wupperzeit (58)
(06.09.07)
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