andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Mittwoch, 30. Januar 2008, 16:04
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schon Pläne für die Wiedergeburt?

Vor ein paar Tagen wurde ich mal wieder Zeuge eines Gesprächs. Das Thema war interessant und die Meinungen überdacht (was ja nicht gerade häufig vorkommt …) – und doch …

„Wie soll das eigentlich funktionieren, dass die gleichzeitig ein Zentralabitur einführen und die Schulzeit um ein Jahr senken?“ Die Frage war rhetorisch gemeint und setzte das Wissen voraus, dass sich durch das Zentralabitur die Menge des Lehrstoffs erhöht hat.
„Keine Ahnung. Mein Sohn lernt in der fünften Klasse gerade die unterschiedlichen Blütenformen, hat aber von den Grundlagen keine Ahnung. Sollte die Schule nicht die Grundlagen lehren?“
„Und was sind die Grundlagen?“
„Zum Beispiel die Systematik der Biologie, der Aufbau von Pflanzen und Tieren … so etwas.“
„In der Mathematik geht das, aber in der Biologie? – Das ändert sich doch ständig.“
„Dann soll der Lehrer halt sagen, dass es zur Zeit so erklärt wird, vorher etwas anders und morgen vielleicht wieder ganz neu.“
„Und Du denkst, dass in unserem Schulsystem so ein Unterricht stattfinden könnte? Der Lehrstoff ist doch mehr als zwanzig Jahre alt.“
„In der Systematik würde es auf jeden Fall helfen. Man kann die Verwandtschaften doch gut erkennen und die Entwicklung vom Primitiven zum Höheren.“
„Du meinst: die Fische sind die Vorfahren der Amphibien, daraus gingen die Reptilien hervor und daraus dann die Säugetiere?“
„So allgemein und auch noch spezieller. Kloakentiere legen Eier, dann kommt der Beutel, dann die höheren Säugetiere.“
„Uff! – Hast Du das jetzt wirklich gesagt?“
„Ja klar.“
„Aber das stimmt doch gar nicht.“
„Du meinst dieses Geblubber von den gemeinsamen Vorfahren? Da begreift doch eh keiner den Unterschied.“
„Aber der Unterschied ist fundamental!“
„Dann nenn mir doch mal einen Unterschied, der jedem sofort klar wird und gleichzeitig spannend ist.“
„Okay, nehmen wir etwas, das die Schulkinder wirklich interessiert: den Sex.“
„Jetzt bin ich aber gespannt.“
„Du kennst den Aufbau der Sexualorgane bei den Säugetieren?“
„Klar. Eine Vagina, eine Gebärmutter, zwei Eierstöcke … ein Penis, zwei Hoden … dazu noch diverse andere Organe, die diesen Aufbau aber nur unterstützen.“
„Und wo liegt der Unterschied zwischen Beuteltieren und höheren Säugetieren?“
„In der Anwesenheit der Plazenta. Darum heißt es doch Plazentatiere.“
„Weißt Du, dass bei den Beuteltieren die Hoden vor dem Penis liegen, bei den Säugetieren aber dahinter?“
„Bei mir nicht. Bei mir hängen sie darunter.“
„Weißt Du, dass Koalas eine Plazenta haben?“
„Echt? – Zeigt das nicht die Entwicklung?“
„Beuteltiere haben auch zwei Gebärmütter und zwei Vaginas.“
„Etwa auch zwei …?“ Ein Blick nach unten folgte.
„Ja. Entweder zwei oder einen gespaltenen.“
„Autsch.“
„Ist das spannend genug?“
„Aber klar. Es erklärt mir auch die Frage: jemand mit zwei Schwänzen kann gar nicht primitiver sein als jemand mit nur einem Schwanz.“

Das Gesprächsthema rutschte dann vollends ab. Der Zusammenhang zum Zentralabitur oder zur Verkürzung der Schulzeit blieb ungeklärt. Nur eines wurde wieder einmal deutlich: die interessanten Dinge lernt man nicht in der Schule …


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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 ViolaKunterbunt (31.01.08)
Mal abgesehen davon, dass Du die Kolumne unter P18 hättest setzen müssen, wenn Du weiter von dem Gespräch berichtet hättest, fällt mir als erstes auf, dass diese Kolumne irgendwie ganz anders ist als Deine sonstigen Kolumnen.
Witziger Dialog, den Du da aufgefangen hast, in den Du auch noch viele interessante Informationen reingebracht hast.
Gern gelesen. Liebe Grüße,
Viola
wupperzeit (58)
(31.01.08)
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 Bergmann (01.02.08)
Ich steige da nicht durch: Was willst du mit dem so (absichtlich) unsystematischen und abstrusen 'Dialog' zeigen?
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