KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Sonntag, 21. Juni 2009, 22:27
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BRIEFE AN KARL SEEMANN

152. Kolumne



Am Rhein, 6.1.2000

Lieber Karl Seemann,

In den Weihnachtsferien habe ich mich geordnet. Ich habe gelesen, Briefe geschrieben, viele liegengebliebene Sachen erledigt, einige neue literarische Texte geschrieben - ich begann mit einem neuen Zyklus, Halbträume - und ich begann, es war notwendig geworden, vor allem auch aus beruflichen Gründen, aber auch weil ich, wenn ich noch lange lebe, die Zeit, wie sie ist, bestehen muss, den Umgang mit dem PC zu erlernen. Es ist nicht schwer. Zum Glück schenkte mir die Freundin meines Sohnes ihren alten PC, als sie in eine neue Wohnung zogen, und für mich ist der Rechner noch neu genug - und unerwartet nützlich (und zwar für die literarischen Texte, die ich speichere und nach Belieben ändern kann...).

Ich las großartige Texte, endlich hatte ich Zeit für neue Bücher, neue Autoren.
Ich las Gert Hofmanns Rückkehr des J.M.R. Lenz nach Riga, ein wunderbarer Text, der eine würdige Fortsetzung des
Ich las Briefe aus Amerika (1998) von Joachim Zelter, ein direkter Nachfahre des Freundes von Goethe, ich kenne J.Z. persönlich, er warf eine Wissenschaftskarriere in Harvard hin, um Schriftsteller zu werden, der Wissenschaft müde, müde vor allem weil dieser Betrieb die Ethik der Herrschenden stützt. Ich habe noch keine so tiefgründige und harte Abrechnung mit der Universität (und universaler Ein-Bildung) gelesen wie diesen subtilen Brief-Roman, der viel mehr ist als ein Campus-Roman.
Und weitere Bücher.

Und ich las Ihre Gedichte in den drei Bänden, von denen ich einige, aber die meisten eben doch noch nicht kannte.
Die Gedichte sagen sanft und leise, manchmal aber still und hart die Schwere des Lebens, sie deuten sie an, sie schreien sie schweigend heraus. Leid. Die Erfahrung des Älterwerdens wird schwer erlitten. Das lyrische Ich liebt das Leben, kann es nicht loslassen, obwohl es vielleicht will, und das Leben wird (oder wurde) nicht einfach geliebt, sondern sehr gebrochen, Dem Ideal, dem Wunsch, dem Traum steht gegenüber das erkennende Bewusstsein, das Erkannte, das Erlittene, auch das Unsagbare, das was keiner wissen kann. So heißt es in einem Gedicht zu Leben und Tod: von Nacht zu Nacht. - Zwischen Nichts und Nichts, so definierte der philosophische Dichter Ernst Meister, oder so ähnlich.
Mit schwarzer Kreide ist in der Tat ein zentrales Buch, aber ich finde, Grenzbereich fällt nicht zurück, ist auf gleich guter Ebene:
Zu den schönsten Gedichten, die ich von Ihnen kenne, gehört „Erinnerung“. Darin scheint noch Lebenskraft auf, wenn auch verhalten und ohne jede Hoffnung. Immerhin gibt es Verse, Worte - also auch Liebe und also selbstgesetzten Sinn, allerdings steht am Ende Schweigen, ganz am Ende verschwindet das Licht in der Schwermut der Landschaft, die für das Leben (eines Menschen) steht.
Immerhin, auch die Schneefelder wachsen, also leben („Heute“), aber was können wir von ihnen ernten?
Als wenn das Leben von Anfang an tot ist („Memorial“), so hoffnungslos ist es, da schon der Morgen unseres Lebens vom Tod gezeichnet ist.
Die Sprache stirbt mit („Dieser Faden, gerissen -"), aber sie erschafft auch Leben („Minute aus Sprache und Schnee").
Was bleibt? "Ausharren". Auch das Schweigen gehört zur Sprache. (Auch das Nichts, auch der Tod? Zu welcher - übergeordneten - Sprache?) Der Sprache wird hier noch einiges zugetraut: "Schneisen schlagen von Wort zu Wort" - das ist viel! Leben durch Sprache, durch Mitteilung an ein Du, an viele, die Sprache ist immer auch Tat.

Dunkel sind die Gedichte in Schatten und Wort. Auch hier, im Titelgedicht, wird deutlich, dass vom Tod angetrieben das Wort fällt, es fällt aus dem Schatten die Nacht und das Wort. Das Gedicht erinnert mich an das Wort von Heinrich Böll: „Alles Geschriebene ist gegen den Tod geschrieben." Aber natürlich ist dieser Kampf aussichtslos. Das Trotzdem dieser Haltung ist heroischer Nihilismus (Camus, Der Mythos von Sisyphos, fällt mir dazu ein).
In dem Band Mit schwarzer Kreide, den Sie ein Schlüsselbuch nennen, wird das Scheitern des Menschen gleich zu Anfang (in dem Gedicht „Metamorphose") deutlich. Wir, die Erben des Fluchs, der von Anfang an auf uns lag, nehmen uns selbst zurück, beinahe wissend.
Zu den mir liebsten Gedichten gehört „Vom Schatten", das so wenig sagt und doch so viel ahnt. Das Nichtwissen ist wissend ausgesagt, kürzer, lyrischer geht es nicht. Am Ende steht die völlige Auslöschung, sogar die der Erinnerung an uns. Und trotzdem schreiben Sie Gedichte, schreiben für die kurze Zeit, in der wir leben, für die kurze Zeit, wenn wir Erinnerungsglück haben, nach unserem Tod. Deswegen tut Erinnerung so weh: Weil wir hier schon ermessen können, dass wir nicht(s) mehr sind, wenn wir erst weg sind. Schon unsere eigene Erinnerung ist reduziert, unwahrhaft, schmerzlich nur aus Erkenntnis des Endes: Das Erlebte ist vorbei, vergangen, als wäre es nie dagewesen. Nur in unserem göttlich bestimmbaren Bewusstsein, nur in uns selbst können wir eigentlich leben, und wenn es hoch kommt, in und mit einem Partner, mehr ist nicht möglich, mehr ist nicht erlebbar.
„Resumee" steht mir noch näher. Hier ist es vielleicht das Vage des Endes, das wie Hoffnung gelesen werden kann - aber es ist nichts als Hoffnung, d. h. ohne jede Garantie, das ist kein Glaube, also keine Gewissheit, also nicht viel, vielleicht nur - nichts. (Die beiden letzten Verse.)
"Früh im Jahr" zeigt den kontemplativen, melancholischen, resignierten Menschen. Zeit löst sich fast auf, dann wird auch alles relativ, aber immer noch fällt dem lyrischen Ich das Verlogene in der Politik auf, dem dann der Nebel der eigenen Zukunft am Ende gegenübergestellt wird.
„Wir tragen die Stigmen / längst unter der Haut" heißt es in „Untergänge" - das Christushafte an uns, aber hier ohne das theologische Gebäude, hier ist Stigma trotz Christusbezug eher Mythos, der wahrste, einfachste, realste und doch geheimnisvollste Mythos, der sich auflöst, wenn wir sterben: Der Tod, der in uns wohnt.
„Mit schwarzer Kreide", das Titelgedicht, ist wieder eines der besten. Schwarz auf schwarz geschrieben - das kann man nicht lesen, aber das ist doch die Schrift der Gedichte. Die geschriebene Botschaft oder Wahrheit ist schwarz, dunkel, aber gewiss - ja sie ist auch Lebensmotor, und das klingt in dem Gedicht an: „im Munde brennt das Meer, feuriger Sand" - das leben brennt, es verbrennt (uns).
Ich will es dabei belassen - mir gefallen noch besonders in diesem Band: „Nacht", „Land", „Vergessen" und „Gedichte".

Mein Leben geht so dahin. Nicht wie das des Lenz. Ich gehe ganz sicher auch leichter durchs Leben als Sie - noch -, meine Melancholie ist klein. Ich lebe gern, bin auch immer noch gern Lehrer (so gut ich kann). Aber ich muss doch auch schreiben, und wäre ohne solche Arbeit nicht froh. Mir geht es gut, ich habe einen gelungenen Sohn, da haben wir Glück gehabt, meine Frau und ich. Ich habe in meiner Frau einen guten Partner. Wir sind aber nicht gefeit gegen Krankheit und Schicksal (oder Zufall).
Ich habe kleine Pläne. Ich will den DICHTUNGSRING ausbauen, wandeln, erhalten. Gerade jetzt gelang mir die Aufnahme neuer Autoren im nördlichen Rheinland-Pfalz in unsere Autorengruppe. Darunter auch Thomas Krämer, der Vorsitzender des Schriftstellerverbandes in Rheinland-Pfalz ist, zu dem ich nun auch gehöre.

Meine Prosa entwickelt sich (fast von allein) weiter. Ich komme langsam zu größeren epischen Formen - es dauert noch, aber ich spüre es in mir.
Ich lege einen kleinen Text, den ich jetzt schrieb, bei.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2000!
Herzlichst: Ihr Ulrich Bergmann

***

Lieber Karl Seemann,

herzlichen Dank für Ihr Lebenszeichen: Die Gedichte.
Die neue DICHTUNGSRING-Ausgabe (Nr. 30 zum Thema „Fragmente“) ist fertig und geht bald in den Druck. Die Herausgeberin, Francisca Ricinski-Marienfeld, hatte vor einiger Zeit, so mein Kenntnis-stand, ein Gedicht von Ihnen herausgesucht. Ich hoffe, dass sie es trotz der immer kurz vor Drucklegung notwendigen Kürzungen drin lassen wird.

Ihre Gedichte gebe ich wieder in die Redaktion. Unsere nächste Ausgabe steht unter dem Thema „Fremdland“, das in uns Fremde, und alle die erlittenen Entfremdungen, gehört dazu. In Ihren Gedichten ist Fremdland immer wieder formuliert, und sei es das Land unseres Todes, das uns fremd bleiben muss, bis wir sterben oder es erwarten als Erlösung und endlich als Zustand der Ruhe.

Im Mai - und zwar auf der Mainzer Minipressen-Messe - will die uräus-Handpresse Halle meine ARTHURGESCHICHTEN herausbringen. Ich bin so froh darüber, weil ich an der ersten Prosa, die ich je ernsthaft schrieb, sehr hänge. Ich hatte diese 1996/97 geschriebenen Texte, es wurden am Ende über 150, seither teils stark revidiert, meist gekürzt, vieles umformuliert, und vor allem habe ich für den uräus-Druck nur die bessere Hälfte der Texte gewählt, sodass sie sich nun viel besser machen. Natürlich schicke ich Ihnen nach Erscheinen ein Exemplar.

Neuerdings wurden Gedichte von mir ins Rumänische übersetzt. Die Gedichte und ein Prosatext (zur Lage der Belletristik im 3. Jahrtausend) erschienen in der Zs. ANTITEZE, Pietra Neamt. Die Rumänen mögen auch meine kleinen Erzählungen - und so rechne ich im nächsten Jahr mit einer Buchveröffentlichung in Rumänien; eine Anthologie mit Texten einiger DICHTUNGSRINGer erscheint auch.

Darf ich noch einmal fragen, ob Sie aus der Zeit Ihrer Mitarbeit in der „Eremitenpresse“ Texte oder Erinnerungsdokumente haben? Sie fänden in mir einen neugierigen Leser! Vielleicht ließe sich auch eine Dokumentation machen, die Erik Martin im MUSCHELHAUFEN abdrucken würde. Wenn Sie wollen, vereinbare ich das mit Erik Martin; geben Sie mir bitte Bescheid.
Ist Ihr erster Gedichtband „Im Antlitz der Nacht“ überhaupt noch erwerbbar? Anders gefragt (da mich vor allem der Inhalt interessiert): Ist eine Kopie der darin enthaltenen Gedichte zu bekommen? Auch in dieser Hinsicht bin ich neugierig: Wie Ihre ersten Gedichte (im Unterschied?) zu den späteren aussehen.

Das Schicksal oder der Zufall hat im letzten Jahr auch mich hart angefasst, genauer gesagt: Meine Frau. Am 20.11. wurde ein bösartiger, überaus seltener Tumor zum Glück restlos aus dem Unterleib geschnitten. Die Operationm dauerte über 8 Stunden. Im Januar folgten Bestrahlungen. Der Zustand meiner Frau ist gut, und sie kann auf völlige Gesundung hoffen.
Die schulische Arbeit strengt mich in dieser Lage mehr an als sonst. Zum Glück macht sie mir grund-sätzlich weiterhin Freude. Mit meiner Theater-AG probe ich die Komödie „Kunst“ von Yasmina Reza; das Stück werden wir wieder in Dresden an unserer Partnerschule (Gymnasium Dresden-Cotta) aufführen, es ist das 5. Gastspiel dort seit 1998. Mit meinem 12er Grundkurs Deutsch las ich Goethes „Faust“ (den I. Teil ausführlich, den II. Teil in Auszügen), und vor drei Tagen sahen wir eine rasante Aufführung des „Urfaust“ im THEATER DER KELLER in Köln. In der 9. Klasse analysiere ich zur Zeit einen Spielfilm, und zwar MATRIX (USA 1999) und LOLA RENNT (D 1999), zwei sehr bemer-kenswerte Filme, auch in philosophischer Hinsicht. Im Philosophie-Unterricht der 10. Klasse ist Wirklichkeit das Thema (zum Beispiel Platos Höhlengleichnis, dazu Texte von Max Frisch, Günter Anders etc.).

Dies für heute. Ihnen alles Gute! Herzlichst:
Ihr Ulrich Bergmann

***

Lieber Karl Seemann,
im neuen DICHTUNGSRING 28/29, der im September endlich erscheinen wird, sind zwei Gedichte von Ihnen. Ich schicke Ihnen das Belegheft dann zu.
Ich entdeckte in einer Literatur-Zeitschrift Ihren neuen Gedichtband „Tagmond“ (im Geest-Verlag), in dem viele bereits veröffentlichte Gedichte sehr schön zusammengefasst sind, und Sie oder der Verlag gaben dem Band ja auch den abschließenden Untertitel „Lyrik eines Lebens“. Allerdings hoffe ich, dass es sich nicht um einen wirklichen Abschied vom Schreiben handelt.
Ich habe alle Ihre Gedichte noch einmal gelesen …
Neulich trug ich einige Ihrer Gedichte in unserer Redaktionssitzung vor und gab alle Kopien Ihrer Gedichte an Horst Saul, einen Arzt in Bad Neuenahr, der jetzt neu zu unserer Autorengruppe gestoßen ist; ich lernte ihn über Francisca Ricinski-Marienfeld und Thomas Krämer kennen. Es ist Brauch im DR nicht nur eigene Texte zu lesen, sondern auch Texte anderer Autoren vorzustellen.

Interessant fand ich den Hinweis auf der Rückseite des „Tagmonds“, dass Sie in den 50er Jahren Mitarbeiter in der Eremitenpresse waren. Wenn es aus dieser Zeit und zu dieser Zeit Texte / Erinnerungen gäbe, so fänden Sie in mir einen neugierigen Leser!
Ist Ihr erster Gedichtband „Im Antlitz der Nacht“ überhaupt noch erwerbbar? Anders gefragt (da mich vor allem der Inhalt interessiert): Ist eine Kopie der darin enthaltenen Gedichte zu bekommen? Auch in dieser Hinsicht bin ich neugierig: Wie Ihre ersten Gedichte (im Unterschied?) zu den späteren aussehen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Herzlichst: Ihr UB

***

Am Rhein, 1.4.2001

Lieber Karl Seemann,

herzlichen Dank für Ihren Brief vom 28.3. und das Exemplar der Eremitenpresse Im Antlitz der Nacht. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür. Ich las die Gedichte gestern Nacht. Dieser Band gehört zum Schönsten, was ich in der Lyrik kenne.

Und Dank für die Gedichte: ortung. 1, ortung. 2 - und vor allem Kassandrisches Land. Ich werde dieses große Gedicht, das ich nicht kannte, in die nächste DICHTUNGSRING-Ausgabe (Nr. 31: Fremdland) stellen, die ich zusammen mir Gerd Willée herausgebe. Können Sie mir das Entstehungs-jahr dieses Gedichts noch mitteilen?

Mit Freude las ich Ihre zwei Gedichte - wieder unmittelbar in meiner Nähe - in der BRÜCKE 118.

Für den Karl-Seemann-Artikel im MUSCHELHAUFEN benötige ich - außer den Gedichten - insbesondere biografische Notizen und Dokumente von Ihnen. Erik Martin, der für so ein Projekt auf jeden Fall zu gewinnen ist, will ich erst ansprechen, wenn ich genügend Material habe (Briefe, Mani-feste, schriftliche Erinnerungen etc, auch Fotos - ich denke durchaus an einen Umfang von ca. 20 Seiten, dazu dann noch Gedichte), um eine adäquate Dokumentation schreiben zu können. Ich würde das gern unternehmen, bin aber auf Ihre Mithilfe unbedingt angewiesen; Sie müssten mir geeignete Materialien schicken und ggf. noch zu schreibende Erinnerungen wenigstens zusagen - dann lässt sich das Projekt in aller Ruhe für die Ende 2002 erscheinende Nummer umsetzen.

Die neue DICHTUNGSRING-Ausgabe mit dem Schwerpunkt Fragmente ist nun abgeschlossen, Ihr Gedicht ist drin. Beim Erruieren von Daten zu Autoren telefonierte ich mit Daniel Schneider, der im Geest-Verlag eine philosophische Erzählung veröffentlichte. Er kannte Sie! Ich lud den jungen Daniel Schneider, 23, zur nächsten DICHTUNGSRING-Sitzung ein, als Gast, mit dem denkbaren Ziel einer DR-Mitgliedschaft. - Die Dänin Lynne Rypdal schickte mir ihren neuen Gedichtband (ebenfalls im Geest-Verlag) zu. - Vielleicht kennen Sie die beiden?

Beigefügt 5 Gedichte von mir (Ausdruck + Diskette) für die HERBST-Gedicht-Anthologie, die Sie für den Geest-Verlag gestalten. Ich danke Ihnen für die Einladung an dieser Anthologie mitzuwirken. Es war kein geeigneterer Herausgeber für gerade dieses Thema zu gewinnen. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.
Ich selber favorisiere von meinen Gedichten Ein Stück Nacht und kleine fuge (oder tagaufnahme).
Eine Kurzvita ist beigefügt.
Ich werde im nächsten DICHTUNGSRING (Anfang 2002) für die Anthologie werben - eventuell zusätzlich mit einer Rezension eines Kollegen.

Ich möchte noch zwei Autoren für Ihre Herbst-Anthologie vorschlagen, die geradezu lyrische Spezialisten für dieses Thema sind:
Holger Benkel, Lessingstraße 19, 39218 Schönebeck. Benkel erhielt 1996 für seine Lyrik den Georg-Kaiser-Preis des Landes Sachsen-Anhalt. Ich halte ihn für einen bedeutenden Lyriker unserer Zeit.
eje winter (Elke Trefz-Winter), Baumschulallee 7, 53115 Bonn. Elke TW gehört zu den Autoren des DICHTUNGSRING, sie schreibt ebenfalls wichtige lyrische Texte.
Es lohnt sich beide Autoren zur Teilnahme aufzufordern.

Ich kann mir den Verlust Ihrer Frau jetzt vielleicht halbwegs vorstellen.
Ich sage mir manchmal: Ohne meine Lebensbegleiterin, ohne meine Frau, wäre mein Leben soviel weniger - ich kann es nicht genau formulieren -, dass der Sinn meines Lebens ins Wackeln käme, so wichtig mir die Literatur ist. Meine Frau ist zur Zeit wieder in der Klinik. Der anus praeter wurde zurückverlegt. Die Operation verlief gut, aber die ganzen Umstände demoralisierten sie etwas. Nun ist alles gut, aber wir sind verurteilt zu etwa fünf Wartejahren, immer das Damoklesschwert über uns.

Unser ganzes Leben ein Herbst-Gedicht.

Der Winter kommt, plötzlich oder langsam, bestimmt.

Ihnen alles Gute! Eine glückliche Hand für die Herbst-Anthologie!
Herzlichst:
Ihr UB

***

10.7.2001

Lieber Karl Seemann,

anbei das Belegexemplar DICHTUNGSRING 30 mit Ihrem Gedicht „Verwandlung“ (S. 70).
Frau Francisca Ricinski-Marienfeld bat mich Ihnen das Heft an ihrer Stelle zu schicken, weil ich Sie nun schon so lange kenne.
Frau R-M hat ihr Gedicht absichtlich an der Stelle placiert, allerdings steige ich nicht immer ganz hinter ihr Gliederungs-Konzept („Vom Leichten zum Schweren“), aber das ist nicht schlimm, denn die Gedichte wissen ja auch nichts von so einem Konzept. Teile des Universums, das keine Ganzheit sein muss, sind sie ja ohnehin.
Jetzt, wo rechtzeitig die Sommerferien gekommen sind, erledige ich den Versand an die über einhundert Abonnenten, dazu an etliche Autoren, was mir aber große Freude macht. An einige Abonnenten und an die Autoren schreibe ich ein paar Zeilen, man kennt sich im Lauf der Jahre immer besser. Und nun komme ich auch zu den vielen seit April liegengebliebenen Briefen.
Das Schuljahr war wie immer am Ende recht schwer. Erst das Abitur, dann die verdammten Korrekturen. Aber auch guter Stress: Meine Theater-AG spielte die schöne hintergründige Komödie „Kunst“ von Yasmina Reza (ein Stück für drei Schauspieler, ich besetzte es mit drei Mädchen aus der 11. Klasse; das Stück war 1995 das meistgespielte in Frankreich und wurde und wird auch in Deutschland gespielt), wir gastierten auch wieder an unserer Partnerschule, dem Gymnasium Dresden-Cotta und nahmen mit Erfolg an den „1. Euskirchener Schul-Kultur-Tagen“ teil. Im nächsten Schuljahr werde ich wieder Klassenlehrer einer 9, und mit denen mache ich auch ein Theaterstück - plus Dresden.
In diesem Sommer werde ich auch wieder ein paar Texte schreiben - für den konzipierten Roman reicht die Zeit und derzeit auch die Kraft nicht, ich werde noch am Konzept arbeiten und, wenn es hoch kommt, ein oder zwei ‘Versuchs-Kapitel’ schreiben.

Ich erinnere an das mir am Herzen liegende Projekt (vgl. meinen letzten Computer-Brief):
Für den Karl-Seemann-Artikel im MUSCHELHAUFEN benötige ich biografische Notizen und Dokumente von Ihnen. Erik Martin, der für so ein Projekt auf jeden Fall zu gewinnen ist, will ich erst ansprechen, wenn ich genügend Material habe (Briefe, Manifeste, schriftliche Erinnerungen etc, auch ein paar Fotos - ich denke durchaus an einen Umfang von ca. 20 Seiten, dazu dann noch Gedichte), um eine adäquate Dokumentation schreiben zu können. Ich würde das gern unternehmen, bin aber auf Ihre Mithilfe unbedingt angewiesen; Sie müssten mir geeignete Materialien schicken und ggf. noch zu schreibende Erinnerungen wenigstens zusagen - dann lässt sich das Projekt in aller Ruhe für die Ende 2002 erscheinende Nummer umsetzen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute in dieser hellen und warmen Jahreszeit, vor allem gute Gesundheit und Erfolg bei Ihren schriftstellerischen und dichterischen Tätigkeiten.

Herzlichst: Ihr UB

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

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(23.06.14)
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