KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Dienstag, 14. September 2010, 15:10
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Schreibhemmung

220. Kolumne

Bergmann: Deine Latinos gehören mit zum Besten hier auf KV.
loslosch Schon mal was von Schreibblockaden gehört?
Bergmann ?
argot Möglichkeit 1) losloschs „latinos“ sind Nebenausflüsse einer schreiberischen Tätgikeit: je mehr der Hauptarm zu stocken oder zu versiegen droht, desto stärker werden diese Nebenergüsse produziert.
Möglichkeit 2) Lob wie das Deine führen zu Schreibblockaden, weil sie den inneren Anspruch, gutes und nützliches zu schreiben, erhöhen, und damit die innere Angst, an diesen Maßstäben zu scheitern.
loslosch Nr. 2: Treffer.
Bergmann Ich bekomme bald Angst vor mir selber. Andererseits: Ich zerbreche nicht an meinen Ansprüchen... Was stimmt da nicht?
argot Schreibblockaden können durchaus unterschiedliche Ursachen haben.
James N. Frey meinte, die häufigste sei Faulheit.
Ich persönlich glaube, dass es meistens ein merkwürdiger Perfektionismus ist, der einen stocken lässt. Ich selber habe das öfter erlebt, wenn Du das nicht kennst, dann neigst Du zu Deinem Glück einfach nicht an dieser - hätte jetzt beinahe „Störung“ gesagt ... (Beziehungspunkte richtig setzen, uff) an diesem Problem.
Mir ging es nicht selten so, dass ich nach einer extrem gut bewerteten Hausarbeit beim selben Dozenten Schwierigkeiten hatte, eine Nachfolgearbeit zu schreiben, weil ich das Gefühl hatte, mich steigern zu oder zumindest diese hohen Erwartungen nochmal einlösen zu müssen.
Dieses Gefühl ist für den normalen Arbeitsprozess extrem hinderlich un führt, wie gesagt, zu Blockaden.
loslosch Dieses ernstliche Stockungsproblem kenne ich aus der Beobachtung. Zum Glück spreche ich mich, auch im Rückblick auf meine Jugendzeit, davon weitgehend frei. Es gibt ja noch das umgekehrte Problem, erst dann richtig loslegen zu können, wenn der Termindruck gewachsen ist. Damit bin ich besser vertraut.
Bergmann Lo: Termindruck war und ist für mich immer gut. Allerdings betrifft das nicht mein literarisches Schreiben! Hier ist es umgekehrt: Ich muss innerlich frei werden, und so konnte ich bisher nur in den Ferien Neues schreiben, während ich außerhalb der Ferien nur kleine Sachen schreiben konnte, etwa alle die KV-Texte.
argot: Nach größeren Abschlüssen (Schülertheater oder Erzähltexte) hatte/habe ich nur kurz das Gefühl einer wohligen Leere. Ich sehe bei mir mehr das Problem des Anfang(en)s. Das ist nicht das Gleiche wie Schreibhemmung. Ich brauche zum Schreiben eine längere Phase, wo ich mich auf Umwegen der eigentlichen Arbeit nähere, indem ich scheinbar ganz andere Dinge tue, Informationen und Materialien einhole, oft gar nicht zum Thema gehörig, plötzlich dann doch verwendbar, usw. Darunter gibt es auch Ablenkungs- und Aufschiebe-Aktionen, die ich selber durchschaue. Aber das ist alles nicht gleichzusetzen mit Schreibhemmung. Vielleicht sind es unbewusst zielgerichtete Lockerungsübungen und Vorbereitungen. Anders gesagt: Nach dem Schreiben ist vor dem Schreiben
(Tiecks Erzählung "Des Lebens Überfluss", die ich gerade mit zunehmendem Gewinn lese, ist bestimmt auch so eine Art der Vorbereitung auf mein fortgesetztes Schreiben an meinem Roman. Tiecks haarsträubend ironische Erzählung über eine Liebe, die sich über sämtliche materielle Voraussetzungen hinwegzusetzen versucht - um nur einen Aspekt zu nennen -, regt mich schon rein strukturell an, ist also indirekt schon zum Schreibprozess gehörig...).

9.-11.8.2010

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 loslosch (22.10.10)
Ist das nicht aus dem Konstruktionsbüro eines gewissen Herrn Sokrates, Projekt Mäeutik? Lo
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