BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 19. Februar 2019, 18:59
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UK vs US

Die Vereinigten Staaten von Amerika und das Vereinte Königreich von Großbritannien und Nordirland sind die beiden größten Musiknationen (und -märkte) der Welt. Aber wer ist die wahre Nummer Eins? Finden wir es heraus. Ich lasse die beiden musikalischen Supermächte in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten und um Punkte kämpfen. Am Ende gibt es dann den ultimativen Sieger. Hier also nun das Duell UK vs US.

Kategorie 1: Classic Rock/Hard Rock/Rock'n'Roll

"We are MOTÖRHEAD and we play Rock'n'Roll!"
Ja, diese Kategorie könnte schnell entschieden sein. Zumal die Briten neben MOTÖRHEAD auch Bands wie THE ROLLING STONES, QUEEN, DEEP PURPLE, WHITESNAKE, RAINBOW, DEF LEPPARD, UFO und natürlich THE BEATLES ins Rennen schicken.


Die Amerikaner halten mit ihren Rock'n'Roll-Ikonen ELVIS PRESLEY, BUDDY HOLLY, JERRY LEE LEWIS, FATS DOMINO und JOHNNY CASH stellvertretend für das gesamte Genre dagegen. An bedeutenden Bands gesellen sich noch GUNS 'N' ROSES, KISS, BON JOVI und MÖTLEY CRÜE dazu.

Da diese aber musikalisch größtenteils auf den britischen Bands aufbauen (und MOTÖRHEAD zudem als erste den "Heavy Metal Umlaut" benutzt haben) geht diese Runde an UK.

Zwischenstand: 1 : 0


Kategorie 2: Progressive Rock/Metal

Auch hier legen die Briten meisterhaft vor. An Größen wie PINK FLOYD, GENESIS, ASIA, URIAH HEEP, dem ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA und EMERSON, LAKE & PALMER führt kein Weg vorbei. Auch in der zweiten Reihe ist man mit YES und KING CRIMSON mehr als gut aufgestellt.

Können die USA da mithalten? In Sachen Prog Rock fallen nur KANSAS in die Liga der oben genannten Bands. Dafür haben sie bei den moderneren Klängen die Nase vorn. Neben TRANSATLANTIC wissen vor allem COHEED & CAMBRIA hier mit ihrem Sci-Fi Konzept zu überzeugen.
Auch in Sachen Prog Metal sieht es gut aus. DREAM THEATER sind weltweit die klare Speerspitze des Genres. Dahinter kommen mit TOOL, SYMPHONY X, THRESHOLD und CYNIC weitere Hochkaräter.


Aber wie in der ersten Kategorie muss ich hier den Punkt an UK geben. Die US-Bands bauen auch hier auf dem auf, was ihre Kollegen von der Insel erschaffen haben.

Zwischenstand: 2 : 0


Kategorie 3: Pop solo

Oh, das wird eine harte Nummer. Beide Länder fahren hier ihre größten Geschütze auf. Bei den Briten hören die auf solch illustre Namen wie ELTON JOHN, GEORGE MICHAEL, DAVID BOWIE, PHIL COLLINS, TOM JONES, JOE COCKER, CAT STEVENS, CHRIS NORMAN, KATE BUSH oder KIM WILDE.
Aber auch die jüngere Generation feuert aus allen Rohren: ROBBIE WILLIAMS, RITA ORA, ADELE, ALICE MERTON, OLLY MURS oder JAMIE CULLUM schlagen aktuell mächtig in die Charts ein.


Aber in Sachen Feuerkraft macht den Amis so schnell keiner was vor. MICHAEL JACKSON, PRINCE, MADONNA, WHITNEY HOUSTON, MARIAH CAREY, JUSTIN TIMBERLAKE, BRITNEY SPEARS, BEYONCÉ, JENNIFER LOPEZ und CHER machen klar, dass vor allem die Damen hier die Nase ganz weit vorn haben. In diesem Zusammenhang muss natürlich auch BARBRA STREISAND erwähnt werden.
TINA TURNER ist zwar ebenfalls in den USA geboren, hat ihre US-Staatsbürgerschaft aber 2013 abgegeben und ist seitdem schweizer Staatsbürgerin. Deshalb fällt sie hier auch nicht ins Gewicht.
An frischen jungen Talenten mangelt es in den USA ebenfalls nicht. MILEY CYRUS, SELENA GOMEZ, DEMI LOVATO und JACK JONES seien hier stellvertretend für eine ganze Genaration von hoffnungsvollen Sternchen am POP-Himmel genannt.


Diese Kategorie ist bislang die ausgeglichenste. Sowohl was Popularität, als auch Verkaufszahlen angeht. Da aber sowohl der "King" als auch die "Queen of Pop" aus den USA kommen, geht dieser Punkt knapp in die Staaten.

Zwischenstand: 2 : 1


Kategorie 4: Pop Gruppe

In dieser Kategorie dominieren die Neunziger ganz eindeutig. Zu Beginn dieses Jahrzehnts waren TAKE THAT die weltweite Nummer Eins in Sachen Boygroups. Die größte Konkurenz im eigenen Land waren EAST 17. Und auch CAUGHT IN THE ACT bestanden zumindest zu 50% aus Briten. (Die anderen beiden waren Niederländer.)
Mit den SPICE GIRLS kam dann die größte Girlgroup der Welt ebenfalls aus dem Vereinigten Königreich. Und auch die ALL SAINTS waren nicht gerade unerfolgreich. Gegen Ende der 90er wurde dann die gemischte Pop-Gruppe S CLUB 7 gegründet, die auch eine eigene Fernsehserie hatten.


Bereits 1984 wurden NEW KIDS ON THE BLOCK gegründet, die somit als Urväter und Blaupause aller späteren Boygroups gelten. Ihre Fußstapfen wurden später insbesondere von den BACKSTREET BOYS und *NSYNC ausgefüllt. Beide Bands wurden von Manager LOU PEARLMAN zusammengestellt, der später auch noch die Bands NATURAL, US 5 und O-TOWN managen sollte.
In Sachen Frauenpower sind hier ganz klar DESTINY'S CHILD hervorzuheben. Aber auch EN VOGUE sind im Popgeschäft nicht gerade unbekannt.


In dieser Kategorie haben die USA sowohl in Sachen Quantität, als auch Qualität die Nase vorn und holen so den Ausgleich.

Zwischenstand: 2 : 2


Kategorie 5: Heavy Metal

BLACK SABBATH haben den Heavy Metal erfunden. Das genügt eigentlich schon für den Sieg in dieser Kategorie. Um seine Ansprüche auf diesen Punkt aber noch zu untermauern schickt das Königreich IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SAXON, DIO und die gesamte NWoBHM (New Wave of British Heavy Metal) ins Rennen.

Und überrennen die amerikanischen Rebellen damit gnadenlos. MANOWAR, ICED EARTH und VICIOUS RUMORS leisten zwar heftigen Widerstand, aber da es kaum Back Up im klassischen Heavy Metal Bereich gibt (NIGHT DEMON und VISIGOTH sind allerdings durchaus vielverprechende Kandidaten), ist diese Schlacht schnell entschieden. Daran können auch epische Underground Helden wie JAG PANZER, MANILLA ROAD oder OMEN nicht mehr viel ändern. Die USA fokussieren sich da auf andere Metal Genres...

... und überlassen den Briten diesen Punkt.

Zwischenstand: 3 : 2


Kategorie 6: Thrash Metal

ONSLAUGHT. Das wars. Mehr hat UK nicht im Angebot. Und wenn doch, dann ist es so sehr Underground, dass es bestenfalls im Londoner U-Bahn-Plan verzeichnet ist.

Muss ich hier wirklich noch Bands anführen? Na gut, der Fairness halber: SLAYER, MEGADETH, ANTHRAX, EXODUS, TESTAMENT, OVER KILL, DEATH ANGEL, HIRAX, NUCLEAR ASSAULT, ...

Noch Fragen?

Zwischenstand: 3 : 3


Kategorie 7: Death Metal

Hier fahren die Briten mit NAPALM DEATH, BOLT THROWER und BLOODBATH drei schwere Geschütze auf. Aus dem Hintergrund schießen auch CATHEDRAL und PARADISE LOST. Wird das reichen?

Die Erfinder des Death Metal sind DEATH und kommen aus den USA. Advantage Team Blue. Aber auch ansonsten haben die USA, besonders der Staat Florida einige weitere Brocken Todesblei zu bieten, die auf so illustre Namen wie CANNIBAL CORPSE, SIX FEET UNDER, OBITUARY, DEICIDE oder MALEVOLENT CREATION hören. Damit mörteln die USA auch diesen Punkt ein.

Zwischenstand: 3 : 4


Kategorie 8: Punk (Rock)

"Anarchy in the UK" ist der passende Song für diese Kategorie und er kommt von den SEX PISTOLS, einer Legende des Punk Rock (auch wenn sie nur zusammengecastet waren). Ebenso legendär sind natürlich auch THE CLASH, die mit "London Calling" zudem eine weitere Hymne der Punkbewegung der späten 70er Jahre lieferten.
Weitere, auch heutzutage noch relevante Bands sind THE EXPLOITED, G.B.H., COCKNEY REJECTS, DISCHARGE und UK SUBS.
Außerdem sollte hier auch das Genre Post Punk erwähnt werden, aus dem sich später die Gothic Szene mitentwickelte. Auch hier waren britische Bands ausschlaggebend, namentlich vor allem NEW MODEL ARMY und SIOUXSIE AND THE BANSHEES.
In Sachen Hardcore Punk sollte auch die ANTI-NOWHERE LEAGUE nicht unerwähnt bleiben.


Aber wenn es um Hardcore geht, führt kein Weg an New York vorbei. AGNOSTIC FRONT, BIOHAZARD, MADBALL, PRO-PAIN und SICK OF IT ALL machen da keinerlei Gefangenen. Hervorgegangen ist diese Szene aus der New Yorker Punk Szene der 70er Jahre. Hier waren die NEW YORK DOLLS und später die aus Washington D.C. zugezogenen BAD BRAINS federführend. Und natürlich THE RAMONES, die dem gesamten Genre in den USA zu einem ungeahnten Höhenflug verhalfen.
Heutzutage wird das Genre Punk Rock in den USA mehr und mehr durch poppige Einflüsse verwässert. Bands wie GREEN DAY oder BLINK 182 sind damit zwar sehr erfolgreich, entfernen sich aber zusehends von ihren Wurzeln. Manche nennen es "Entwicklung", ich nenne es "Degeneration".


Aufgrund der Innovationskraft und der Attitüde geht dieser Punk(t) an die Briten.

Zwischenstand: 4 : 4


Kategorie 9: HipHop

Ähnlich wie beim Thrash. Nur hört hier der einzig namhafte Interpret auf den Namen DIZZEE RASCAL.

Soll an dieser Stelle wieder unnötiges Namedropping erfolgen, ...

...oder geben wir den Punkt einfach ohne jeden weiteren Kommentar an Team Blau? Dachte ich mir.

Zwischenstand: 4 : 5


Kategorie 10: elektronische Musik

Gerade in den 80ern zu Zeiten des Wave waren Künstler von der Insel sehr gefragt. In jeder guten 80er-Compilation finden sich Songs von Bands wie ULTRAVOX, HEAVEN 17, ERASURE oder ORCHESTRAL MANOEUVRES IN THE DARK (kurz O.M.D.). Auch in den 90ern konnten Bands wie FAITHLESS oder THE PRODIGY große Erfolge feiern.
Aus dem Wave entwickelte sich die Richtung Dark Wave, die die zweite maßgebliche Grundlage der Gothic Szene bildet. Und auch hier haben britische Acts wie NITZER EBB und VNV NATION ein gewichtiges Wort mitzureden.


Die Musikrichtung House wurde zwar in Chicago erfunden und DJ FRANKIE KNUCKLES wird dafür heute noch verehrt, aber ansonsten haben die USA in dem Bereich nicht viel zu bieten.
Im Bereich Dark Wave kann man hier höchstens THE CRÜXSHADOWS anführen.


Somit geht auch dieser Punkt an Team UK.

Zwischenstand: 5 : 5

Damit steht es unentschieden. So will ich dieses Duell aber nicht enden lassen. Also machen wir weiter mit einer weiteren Kategorie, die alles entscheiden wird.


Kategorie 11: Bonusrunde (alles andere)

Was fällt mir da zu Musik von den britischen Inseln noch ein? Natürlich die traditionellen schottischen Dudelsäcke, deren Klang mir sehr gut gefällt.
Ansonsten das Phänomen Brit Pop, das Bands wie OASIS oder BLUR hervorgebracht hat.


Die USA haben den Vorteil, dass sie durch die Einwanderung verschiedener Volksgruppen auch vielfältige musikalische Einflüsse bekommen haben, die sich auch grandios entwickeln konnten. Aus der Musik der afrikanischen Sklaven entwickelten sich Jazz, Soul und Blues, woraus sich widerum der Rock'n'Roll und seine diversen Spielarten entwickelte. Aus dem Soul entstand R'n'B und schließlich HipHop. Country und Western Music sind seit Jahrzehnten Dauerbrenner im US-Radio.
Auch regional gibt es verschiedene Szenen, die die Vielfalt des Musiksektors in den USA wiederspiegeln. Den New York Hardcore oder den Florida Death Metal habe ich ja bereits genannt. Aber auch Bay Area Thrash Metal oder Grunge aus Seattle sind weltweit bekannt. Es gibt in den USA musikalisch für jeden etwas und noch viel mehr zu entdecken.


Endstand: 5 : 6

Am Ende wurde es noch einmal knapp und letztendlich konnten die USA nur aufgrund ihrer Fläche und der damit verbundenen Vielfalt gewinnen. Würde Irland allerdings zu UK gehören, sähe das Bild vermutlich anders aus.
Selbstverständlich stehen alle genannten Bands und Künstler nur stellvertretend für alle, die in diesem Bereich beheimatet sind. Ich habe mir lediglich die bekanntesten Namen herausgepickt. Und auch hier besteht selbstverständlich kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich bin auch nur ein Mensch und kann unmöglich alles wissen. Aber ich entdecke immer wieder Neues und meine Kolumne soll euch als Ansporn dienen, dies ebenfalls zu tun.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der weiteren musikalischen Länder.

Platz 5: Irland
Platz 4: Schweiz
Platz 3: Brasilien
Platz 2: Finnland

und

Platz 1: Schweden

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Broken" von BURDEN OF GRIEF

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Easy (32)
(19.02.19)
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