BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 18. Juni 2018, 20:09
(bisher 401x aufgerufen)

Das Individuum. Die Band. Das Werk. Die Trennlinie?

Kann man von den Taten einzelner Bandmitglieder auf die gesamte Band schließen?
Haben diese Taten Auswirkungen auf das Werk dieser Band?
Gibt es da vielleicht eine Formel, anhand derer man herausfinden kann, ob man eine Band noch hören darf oder nicht?
Nein. Man muss sich jeden Fall einzeln anschauen und für sich selbst diese Entscheidung fällen.

Ich stelle euch nun ein paar dieser (aktuellen) Fälle vor, die allesamt am rechten Rand angesiedelt sind.

Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass zwei Mitglieder der schwedischen Black Metal MARDUK größere Bestellungen bei einer rechtsradikalen Organisation (u.a. Flyer, Aufkleber, etc.) getätigt haben.
Bandchef MORGAN STEINMEYER HAKANSSON fiel zwar in den Neunzigern auch mit einigen braungefärbten Äußerungen auf, distanziert sich aber inzwischen von diesen. Er findet allerdings, dass der Nationalsozialismus und der 2. Weltkrieg interessante Themen sind, mit denen er sich (neben biblischen Themen und dem Tod) oft und viel auseinander setzt. Auch in seinen Texten.
In einem Statement distanziert sich die Band zwar von rechtem Gedankengut, allerdings gibt es in der Black Metal-Szene immer wieder solche Fälle.

Die SCHUSTERJUNGS sind eine der bekanntesten Oi!-Bands Deutschlands, die auch auf diversen Oi!- und Punk-Samplern vertreten ist. Laut eigener Aussage fühlen sie sich dem Skinheadkult und der Arbeiterklasse verbunden. Bei "Arbeiterklasse" denkt man natürlich sofort an die Gewerkschaften.
Bassist KLATSCHER allerdings scheint da eine andere Assoziation zu haben. Im Juni wurde er auf dem Neonazi-Festival in Themar gesichtet, wo er angeblich auch bei den Headlinern, der Rechtsrock-Band KATEGORIE C, den Bass spielte. In meinen Augen ein eindeutiges Zeichen, auch wenn es einige anders sehen werden.

Aber wer denkt, dass sich solches Verhalten nur in solchen musikalischen "Nischen" zeigt, der irrt. Ich nenne nur ROGER WATERS, ehemaliger Bassist von PINK FLOYD, der bei Konzerten immer wieder mit antisemitischen Äußerungen auffällt und auch offen eine israelfeindliche Organisation unterstützt.
Ich hatte eigentlich vor, mir mal eine seiner "The Wall"-Shows anzuschauen, aber nachdem ich von diesem Verhalten erfahren hatte, änderte ich meine Meinung.

Man sieht, dass es schwierig ist.
Werden Fans von MARDUK die Band jetzt boykottieren?
Wird sich die unpolitische Oi!-Szene jetzt von den SCHUSTERJUNGS abwenden?
Werden sich Liebhaber von PINK FLOYDs Werken diese nun nie wieder anhören?
Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.

Allgemein empfielt es sich, immer auch mal hinter die Musik einer Band zu schauen. Ob es gefällt, ist eine ganz andere Frage.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen.

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Songs, die ich nicht als "Song der Woche" ausgewählt habe, obwohl sie zur Niederlage der Deutschen gegen Mexiko passen würden (Der eigentliche "Song der Woche" hat übrigens nichts mit diesem Spiel zu tun.).

Platz 5: "Mexico" von ALESTORM
Platz 4: "Tequila" von THE CHAMPS
Platz 3: "Der Puppenspieler von Mexiko" von ROBERTO BLANCO
Platz 2: "Loco in Acapulco" von THE FOUR TOPS

und

Platz 1: "Mexiko" von BÖHSE ONKELZ

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Hold the Line" von TOTO

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (19.06.18)
Ja, jeder sollte so seine persönlichen Grenzen ziehen. Ich z.B. sehe keine Filme mit Schausspielern, die für die sog. Scientology-Kirche arbeiten.

 keinB meinte dazu am 19.06.18:
Tatsache?
Wie hältst du's mit Filmen von metoo-"Verdächtigen"?
Graeculus (69) antwortete darauf am 19.06.18:
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 keinB schrieb daraufhin am 19.06.18:
Weinstein. Den ich bewusst nicht namentlich genannt habe, da sich die Debatte nicht auf ihn beschränkt.
Graeculus (69) äußerte darauf am 19.06.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 keinB ergänzte dazu am 19.06.18:
Hör doch auf, mich für blöd verkaufen zu wollen, Graeculus. ;)

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.06.18:
Tja, keinB, das ist 'ne gute Frage: Soll man all die Arbeit der anständigen Menschen ablehnen, weil sich Jahre später der Produzent als Riesen-A. herrausstellt? Und was wäre, z.B, wenn Herr Weinberger (s)eine Strafe abgessen hätte und dann wieder Filme prodzieren würde, dürfte die man dann guten Gewissens sehen?

 keinB meinte dazu am 19.06.18:
Auch so meinte ich das nicht, Dieter.

Ich halte Kevin Spacey immer noch für einen überragenden Schauspieler. Und ich werd den Teufel tun und mir einen neuen Lieblingsfilm suchen. Macht mich das jetzt zu einer Belästigungs-Sympathisantin? Zu einer metoo-Verharmloserin? Na?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.06.18:
Manche denken das wohl so, ja, leider.
Würdest Du denn zukünftige Spacey-Filme gucken (wenn es welche gäbe)?

 keinB meinte dazu am 20.06.18:
Käme darauf an, ob mich die Story interessiert. Ist bei Filmen mit Scientology-Mitgliedern (oder mit/von Menschen mit fragwürdigen/m Ansichten/Verhalten) auch so.

Jetzt weiß ich aber immer noch nicht, wie du das handhabst - siehe meine Eingangsfrage.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 20.06.18:
Ich bin da noch unschlüssig. Einerseits interessiert mich das Privatleben von Schauspielern nicht, andererseits gibt es auch dort für mich ein Grenze. Tom-Cruise-Filme zu ignorieren fällt mir z.B. leicht, er ist ein talentfreier Mime und die Filme sind dämlich.
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