BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 08. Oktober 2013, 00:17
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Tolle Ranz!

"Wenn der Kerle heut noch leben würde, den sollten se erschlagen."

So oder ähnlich äußert sich ein Kollege von mir, wenn ein Song von MICHAEL JACKSON im Radio läuft.
Auch zu Homosexuellen hat er eine ziemlich eindeutige Meinung:

"Die solln ja von mir weg bleiben."

Wenn ich ihm dann aber entgegne, dass er dann auch Bands wie JUDAS PRIEST oder QUEEN nicht hören dürfte, weil deren Sänger ja auch homosexuell sind, bzw. waren, dann wiegelt er ab, von wegen, das wäre ja was anderes.

Aber jetzt mal unter uns: Hat das, was der Mensch in seinem Schlafzimmer oder wo auch immer treibt, irgendeinen Einfluss auf die Musik, die er macht? Und ist das überhaupt wichtig?

Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, ob und wieviel Wahrheit in den Anschuldigungen gegen JACKO steckt, aber ist "Thriller" deswegen ein schlechteres Album? Oder "Bad"?
Hätte der Song "Black or White" eine andere Aussage? Oder der "Earth Song"?

Ich glaube nicht.
Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass man den Künstler und seine Werke als zwei verschiedene Sachen sehen sollte.

Anders herum betrachtet: Was wäre, wen man jemandem, der noch nie etwas von MICHAEL JACKSON (weder von der Person, noch seine Musik) gehört hätte, einen Song von ihm vorspielen würde und diesem Menschen der Song gefällt?
Würde er ihm dann immer noch gefallen, wenn man ihm sage würde, dass der Song von einem Menschen gesungen wurde, der mehrfach wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht stand?

Ich wage es zu bezweifeln.

Weil der (moderne) Mensch nicht bereit ist, das Kunstwerk unabhängig vom Künstler wahrzunehmen.

Genau so wäre es bei einem Bild, das man auf einmal nicht mehr schön findet (was man vorher aber tat), nachdem man erfahren hat, dass es von ADOLF HITLER gemalt wurde.
Ein krasses Beispiel, ich weiß, aber so tickt der moderne Mensch leider nun einmal.

Deshalb an dieser Stelle nochmals mein Appell: Immer das Werk unabhängig vom Künstler betrachten und beurteilen. Sei es in der Musik, der Malerei, der Bildhauerei oder der Literatur.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der homosexuellen Musiker.

Platz 5: ELTON JOHN
Platz 4: GEORGE MICHAEL
Platz 3: GAAHL
Platz 2: FREDDIE MERCURY

und

Platz 1: ROB HALFORD

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Crazy Nights" von LOUDNESS

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 TrekanBelluvitsh (01.10.13)
Ich denke, ganz so einfach ist das nicht, das trennen von Musiker und Werk. Es ist und bleibt ein mulmiges Gefühl zurück, wenn man die Scheibe von MAYHEM hört, auf der Mörder und Opfer zusammenspielen. Und ich habe auch den traurigen Verdacht, dass gerade das, die Musik für manche interessant macht. Der schöne Schauer halt, wenn man daheim im Sessel sitzt und nichts befürchten muss. Ich persönlich finde so etwas übrigens zum kotzen...

Und RICHARD WAGNER war nun einmal das, was man einen Protofaschisten nennen könnte und seine unsägliche Germanentümelei findet sich auch und besonders in seinen Werken. Und wenn er sagte (sinngemäß) "Ein Jude könne seine Musik nicht richtig verstehen", dann besteht da ein Zusammenhang zwischen Künstler und Werk. Und selbst die, die seine antisemitische Hetze gegen FELIX MENDELSOHN-BARTOLDY zu relativieren versuchen, in dem sie sagen, da wäre es mehr um den Konkurrenzkampf gegangen, müssen wohl zugeben, das WAGNER dann ein rückgradloser Opportunist war.

Darum kann ich dir nicht zustimmen. Es ist falsch, grundsätzlich zwischen Künstler und Werk zu trennen. Es ist etwas schwieriger. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als in jedem Fall hinzusehen.

P.S.: Wer Menschen nach ihrer sexuellen Ausrichtung beurteilt, ist nicht dumm, er ist ein RASSIST!

 TrekanBelluvitsh (01.10.13)
...ich noch mal...

Mir ist noch etwas eingefallen, ein weiteres Argument dagegen, zwischen Künstler und Werk grundsätzlich zu unterscheiden:

Jedes Werk hat immer eine Intention und die kommt immer von dem/der Schaffenden. Wenn man zwischen diesen Punkten trennt, ignoriert man sogar ein Stück des Werkes, denn der Prozess der Entstehung gehört immer zum Werk selbst. Darum ist es ja auch kein Zufall, dass die Künstler selbst uns oft diesen Prozess im Nachhinein beschreiben, bzw. dieser von den Lesern/Hörern/Zusehern versucht wird zu rekonstruieren. Was das Schreiben betrifft, gibt es dafür sogar eine -schaft: die Literaturwissenschaft!

Noch drei Beispiele:
- Die Kritik an SLAYERS "Angel of death" kann man durchaus auf die Trennung von Künstler und Werk zurückführen.
- Kunst, die sich einzig und allein am Zeitgeist orientiert - heute würde man sagen: die nur kommerziell ist (obwohl dies natürlich zuweilen eine schwierige Unterscheidung ist) -, muss dieses Etikett ertragen und hat oft auch gar nichts dagegen. Weil es das ist, was die Künstler wollten.
- In GRIMMS Märchen trifft man fast ausschließlich auch eine eindimensionale Schwarz-weiß-Zeichnung der Charaktere. Dies ist so gewollt und sagt eben viel über die Einstellungen und Absichten der beiden Brüder im Bezug auf Literatur aus. Und dafür sind sie - weniger die Märchen selbst - auch schon zu Lebzeiten kritisiert worden.


Tja, wie schon Walter Giller immer meinte: "Es bleibt schwierig..."

 Dieter_Rotmund (01.10.13)
Gerne gelesen, das Problem an sich gibt es ja nicht nur in der Popmusik. So finde ich z.B. die Filme von Leni Riefenstahl klasse - allerdings nur handwerklich gesehen. Es gibt ein paar tolle Schauspieler, die ihr Geld leider zu Scientology tragen (nein, ich meine nicht Tom Cruise, den schlechtesten Schauspieler wo gibt) und Hobbyfaschist Walt Disney hatte auch ein paar dolle Ideen und und und...
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