BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 23. Dezember 2014, 00:06
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Frontbericht: "KAFVKAesker Abriss"

Ein Frontbericht?
Schon wieder?
Ja, allerdings.
Ursprünglich war bereits vor zwei Wochen einer eingeplant gewesen, aber ENNIO MORRICONE musste ja seine Tour mit 160-köpfigem Orchester und Chor verschieben und ich war gezwungen zu improvisieren.

Genauso wie heute.
Ursprünglich wollte ich mich hier an dieser Stelle, so kurz vor Weihnachten, mit musikalischen Familien befassen. Naja, aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und 2015 ist auch noch ein Jahr.

Aber beginnen wir von vorne.
"Am Anfang war das Am" wie ALF ATOR von KNORKATOR jetzt sagen würde. Allerdings geht es heute weder um ihn, noch seine Band (was allein schon einen Frontbericht gerechtfertigt hätte), sondern um die ebenfalls aus Berlin kommenden KAFVKA.

Auf das Konzert im Kasselaner Asta-Club K19 kam ich durch eine Mitteilung von Facebook, dass die junge Dame, deren  Zitat vor zwei Wochen anstelle des geplanten Frontberichtes an dieser Stelle erschien, auf dieses Konzert gehen würde.
Neugierig wie ich nun einmal bin, vor allem wenn es um Konzerte in Kassel und Umgebung geht, schaute ich mir also die Veranstaltung bei Facebook an, und war bereits nach wenigen Zeilen der Beschreibung überzeugt.

Zitat:
"Crossover ins Gesicht. - Rap ins Gehirn. - Die Füße fest auf der Bühne.
Der Slogan der Berliner Crossover-Band KAFVKA fasst zusammen, was den Hörer auf der ersten Veröffentlichung der vier
Musiker erwartet und Besucher ihrer Konzerte sprechen nach den Gigs begeistert von „Such A Surge 2014!“, „Jennifer
Rostock, nur mit 'nem Rapper!“, oder „Eine Mischung aus Rage Against The Machine und Limp Bizkit..., aber auf deutsch!“
KAFVKA, übrigens geschrieben mit F und(!) V, erfahren eine beeindruckende Anerkennung, von jedem, der sie live
erleben durfte. Obwohl die Band fieberhaft ihr Debutalbum, das für Ende 2015 geplant ist, vorbereitet, wollen sie all jenen,
die auf ihren Konzerten für Stimmung sorgen, auch gerne etwas zurück geben und haben sich eine Woche im Proberaum
eingeschlossen und ihr aktuelles Bühnenprogramm auf Band festgehalten.
Entstanden ist eine begeisternde neun Tracks starke EP, auf der KAFVKA sich eindrucksvoll präsentieren und der Hörer
fast verführt wird, sich dazu hinreißen zu lassen, die oft politisch und gesellschaftlich kritischen Texte zu überhören.
„Komm, wir fahren nach Lampedusa – Halt' dich fit, fang' an zu rudern!“ ist nur eine Zeile aus vielen intelligenten
Wortspielen oder bissig-ironischen Statements.
Dass die Band jedoch nicht verbittert und betrübt durch die Welt zieht, zeigen Songs wie "Berlin, Berlin" oder auch der
Mitschnitt eines typischen KAFVKA-Gequatsches im Proberaum. Trotz allen ernsten Aussagen, ist Spaß an der Musik die
größte Triebfeder für Jonas (Vocals), Martin (Gitarre), Philipp (Bass) und Sascha (Drums). Und Spaß haben die vier
Berliner insbesondere an harten, energiegeladenen Crossover-Brettern, die zwischen Kopfnicken und Moshpit alles
zulassen, solange der Hörer dabei ebenfalls gibt, was er zu geben im Stande ist – und wir reden hier nicht von Geld!
Das Anagramm zu KAFVKA ist ABRISS!
"Probe I Raum I EP" erscheint am 05. Dezember 2014 über das Berliner Indielabel WOLFPACK Entertainment und wird
im Handel ausschließlich digital erhältlich sein. Wer eine CD erwerben möchte, muss dafür eine der zahlreichen Shows der
Band besuchen.
KAFVKA
Crossover ins Gesicht.
Rap ins Gehirn.
Die Füße fest auf der Bühne."

Gerade die erste Beschreibung, "SUCH A SURGE 2014", weckte mein Interesse, hatte ich genannte (inzwischen aufgelöste) Band doch schon früher sehr gerne gehört.

Lange Rede, kurzer Unsinn.
Ich machte mich am Samstag nach der Sportschau also auf nach Kassel und kam gegen 20:30 Uhr am K 19 an. Eine recht überschaubare Menge an Menschen stand vor der Tür des Clubs, die erstaunlicherweise noch geschlossen war. Laut Facebook und Plakat sollte der Einlass eigentlich schon um 19:30 Uhr erfolgen.
Aber ich stand kaum zwei Minuten und schon ging die Tür auf und man kam ins Warme. Wenn man vorher fünf Euro bezahlt und sich den obligatorischen Stempel zum Wiedereinlass (Rauchverbot im Club) abgeholt hatte.
Ein weiterer Euro ging für die Garderobe drauf, bevor es zum (für mich) vorerst wichtigsten Teil des Abends ging:
An die Theke gehen und fragen, ob ich Flyer für das  Metal Diver Festival in Marsberg am 14. März auslegen dürfte.
Ein kurzes "Klar, mach." befreite mich von meiner Sorge und mit einem Bier bewaffnet machte ich mich an die Arbeit.
Kurze Zeit später konnte man die Flyer auf der Theke, der Garderobe, einem weiteren Tresen und der Herrentoilette finden.
Zufrieden setzte ich mich in einen der in dem Club verteilten Kinosessel und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Diese entpuppten sich zunächst als meine Bekannte samt ihrer Schwester, die mich mit einer herzlichen Umarmung begrüßten.
Kurz darauf ging auch schon das Konzert mit der ersten der beiden lokalen Vorgruppen los: DINOSAURIER aus Kassel.
Ihr, laut Plakat, "Postpunk Omnicore" betitelter Musikstil, einer (meiner Meinung nach) Mischung aus Hardcore und Alternative Rock mit teilweise dreistimmigen deutschen Texten kamen beim Großteil der ca. 30 Anwesenden relativ gut an, was aber wohl auch daran lag, das die Bandmitglieder mit etlichen Zuschauern (u.a. auch meiner Bekannten) persönlich bekannt waren.
Mir persönlich konnten sie nur beim letzten Song ein leichtes Kopfnicken entlocken. Ob das etwas damit zu tun hatte, dass es der letzte Song war? Man munkelt.

In der nun folgenden Umbaupause unterhielt ich mich kurz mit den beiden Mädels und fragte sie u.a., ob sie evtl. ein paar Flyer in der Damentoilette auslegen würden. Werbung will schließlich gestreut werden.

Die zweite Vorband waren die ebenfalls aus Kassel kommenden ELECTRIC FISH AND THE LIPGARDENS. Eine, allein schon von der Optik her, interessante Combo, bestehend aus einer etwas verstört wirkenden Keyboarderin, die auch die Samples und eine Loop Machine bediente, einer über 1,80 m großen Bassistin, die aufgrund ihrer hellgrün-pink-orangenen Pumps fast an der 2-Meter-Marke kratzte, einem älteren Schlagzeuger im blau-blümierten Oberhemd, den ich hauptberuflich als Mathe- und Englischlehrer an der benachbarten Uni einstufen würde und seinen Kollegen Deutschlehrer im augergine-farbenen Anzug (samt farblich passendem Hemd und Krawatte) an Gitarren und Gesang.
So bunt zusammengewürfelt diese Band auch aussah, ihr "Wave Blues Rock" gefiel mir vom ersten Ton an. Musikalisch irgendwo zwischen ERIC CLAPTON, THE DOORS, ANNE CLARK und NIRVANA angesiedelt, erschufen sie Klänge, bei denen ich mich mehr als einmal dabei ertappte, wie ich mit geschlossenen Augen in eine andere Welt abtauchte.
Darum geht es doch bei Musik, aber leider passiert so etwas heutzutage nur noch selten. Umso mehr genoss ich diesen musikalischen Trip, während dem ich irgendwann mein Haargummi entfernte und die Soli auf meiner Luftgitarre begleitete.
Ganz großes Kino, auch wegen der längsten Spielzeit des Abends. Und das als Nicht-Headliner!

Der waren ja, wie bereits oben angedeutet, KAFVKA aus Berlin.
Und das sie "Crossover" spielen, sah man ihnen bereits an ihren Outfits an: Kappen und (bis auf den in langen Jeans auftretenden Sänger) kurze Hosen samt Kniestrümpfen.  SUICIDAL TENDENCIES lassen grüßen.
Oder ebenfalls oben genannte SUCH A SURGE, von denen tatsächlich eine ganze Menge in dieser Band steckt.
Vor allem die mal politischen, mal ironischen Texte können ohne weiteres mit den Vorreitern des deutschsprachigen Crossovers mithalten.
Diese Texte waren zudem verpackt in groovende, packende Songs, die mich dazu veranlassten, hemmungslos die Luftaxt zu malträtieren und so den angestauten Frust der Vorwoche (Das Weihnachtsgeschäft ist der Alptraum eines jeden Logistikers.) abzubauen. Genau das hatte ich gebraucht, ohne es zu wissen, bis es soweit war.

Nach dieser schweißtreibenden Angelegenheit kaufte ich mir noch eine CD und ein T-Shirt (Merke: Undergroundbands leben davon und müssen entsprechend unterstützt werden.) bevor ich mich mit einer Cola in einen der etwas mehr abseits stehenden Kinosessel warf um erst einmal wieder runter zu kommen.
Was nach ca. einer Viertelstunde so halbwegs der Fall war. Naja, zumindest war ich wieder in dieser Welt, zurechungsfähig und fahrtüchtig (Während des ganzen Abends hatte ich übrigens nur zwei kleine Bier und mehrere Colas getrunken.).
Ich verabschiedete mich noch von meiner Bekannten, die gemeinsam mit ihrer Schwester und zwei anderen Bekannten, die sie da getroffen hatten, noch die Kasselaner Nacht unsicher machen wollten.
Mich hingegen zog es nach diesem Abriss (den ich übrigens immer noch (es ist Montag Abend) im Nacken spüre) nur noch nach Hause.
Der obligatorische Nach-Konzert-Zwischenstop im Restaurant "Zur goldenen Möwe" durfte natürlich nicht fehlen, bevor ich gegen 2 Uhr nachts erschöpft aber glücklich wieder daheim ankam.

So ein ungeplanter Frontbericht kann sich doch ganz schön ziehen.
Aber wie heisst es so schön? "Unverhofft kommt oft."

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Konzerte/Festivals, zu denen es 2015 evtl. einen Frontbericht geben könnte.

Platz 5: M.I.S.E. Open Air
Platz 4: CARLOS SANTANA in Berlin
Platz 3: Bang Your Head!!! Festival
Platz 2: die HAMMERFALL Deutschland-Tour

und

Platz 1: Metal Diver Festival

Danke fürs Reinhören.

euer BLACKHEART


Song der Woche: "The Cage" von SONATA ARCTICA

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (24.12.14)
Gerne gelesen, aber der seltsame Zeilenumbruch in der ersten Hälfte hat es mir nicht leicht gemacht...
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