Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 13. September 2012, 13:31
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Zwei Filme

von  Dieter_Rotmund


Zu We need to talk about Kevin, Großbritannien/USA 2011, von Lynne Ramsay

Steven Soderbergh ist das, was man früher einen "Tausendsassa" nannte. Er macht vieles und die Sachen sind sehr unterschiedlich. Man kann ihn nicht so recht in eine Schublade stecken, das ist ein angenehmer Zug. Oberflächlich setzen ihn viele nur mit Ocean's Eleven (2001) in Verbindung, einen äußerst harm- und belanglosen Film, der man sofort wieder vergessen kann und auch tatsächlich vergisst und der wegen dieser Qualitäten ein großer Erfolg war. Ich denke lieber an sein Contagion (2011), schon wegen Kate Winslet. Hach!
Warum ich das erzähle? Weil Soderbergh der Produktionsleiter von We need to talk about Kevin war. Das bedeutet zunächst einmal, er hat den Film unterstützt, egal wieviel eigene Arbeit er tatsächlich reinsteckte. Entgegen seinem Titel ist We need to talk about Kevin nicht geschwätzig, sondern ein Film, der in Bildern spricht. So müsste jeder Film sein, wer bebilderte Hörspiele sehen will, sollte RTL- und Sat1-Vorabendserien schauen.
Jeder kennt diese Amokläufe in Schulen, wie sie in fast regelmäßig zu nennender Folge stattfinden. Sie haben eine gewisse Faszination. In We need to talk about Kevin bekommen sie eine neue Perspektive, die einer Mutter. Das macht Hauptdarstellerin Tilda Swinton ganz prima und überzeugend. Einzig der Epilog ist etwas lang geraten, die letzten fünf Minuten könnte man getrost der Fantasie des Zuschauers überlassen, aber jungen Regisseurinnen wie Ramsay fehlt da oft das Selbstvertrauen. Aber wirklich schlechter macht das diesen sehr guten Film nicht.

Zu Was bleibt, Deutschland 2012, von Hans-Christian Schmid

Das deutsche (Kino-)Filmdrama ist weiterhin so gut wie schon seit einer ganzen Weile. Wann hat das eigentlich angefangen? Vielleicht mit Tykwers Winterschläfer (1997) oder schon mit Matthias Glasners Die Mediocren (1996)? Tykwer macht inzwischen internationale Großproduktionen von mäßiger Qualität, Glasner schaffte immerhin noch 2006 mit Der freie Wille ein echtes Highlight. Leider kennt die, die so konstant gute Qualität liefern, kaum einer mit Namen. Besser gesagt: Nur wenige sind bereit, sich mal ein paar Regisseure zu merken. Dabei wäre es eine gute Entscheidungshilfe, wenn es darum geht, ins Kino zu gehen. Inhaltsangaben sind es nicht, sie haben meistens die unterirdische Qualität von Klappentexten. Konkret sind das: Sebastian Schipper, Ulrich Keller, Christian Petzold, Maren Ade, Nicolette Krebitz, Christoph Hochhäusler und Andreas Kleinert.
Und auch Hans-Christian Schmid, von dem der aktuelle Was bleibt stammt. Der Film fängt harmlos an und steigert sich langsam und kontinuierlich. Zunächst ist nur der Schauplatz, eine dieser Nachkriegs-Villen rund um Bonn (brillant ausgewählt) bedrückend. Was bleibt zieht den Zuschauer langsam in diese Familie. Familie, das heißt natürlich: Lügen. Der Film: Klasse.

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