Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Samstag, 19. April 2014, 10:17
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Die Frauen sind unser Unglück

von  Dieter_Rotmund


Über Witching and Bitching, Originaltitel Las Brujas de Zugarramurdi, Regie Alex de la Iglesia, Spanien/Frankreich 2013

Misogynie als Leitmotiv. Das trauen sich nicht viele Filme. Die Frau als spinnengleiche Schlampe, die - mal mehr oder weniger offen – das Leben der Männer (fern-)steuert und nach kurzem, anfänglichen Gegurre zur Hölle macht. Der Mann als Getriebener, als Ausgelieferter, als sich immer tiefer ins feminine Spinnennetz verfangener Fatalist.
Dass Witching and Bitching es nicht ganz so ernst meint mit diesem Weltbild, wird dem Zuschauer schnell klar, im Vorspann läßt man bildlich ein paar berühmte, mutmaßliche „Witches“ (Hexen) Revue passieren. Darunter auch Margaret Thatcher und Angela Merkel.
Bewundernswert ist die Konsequenz der Filmemacher, diese Linie nicht zugunsten einer Political Correctnes zu verlassen und damit den Humor entscheidend zu verwässern. Sie folgen nicht dem aktuellen Diktat, dass Ironie nur noch auf Ansage funktionieren muss.
Der Film ist zweigeteilt. Die ersten 50% sind der urban-moderne Teil: Ein halbgeglückter Überfall auf ein Pfandhaus, eine Schießerei und Verfolgungsjagden in einer menschnevollen Innenstadt. Eine kleine Metapher am Rande: Der Kriminelle im „Spongebob“-Kostüm wird gleich am Anfang gnadenlos erschossen. Ein Leben, das ein völliges Aufgehen im Beruf bedetet, darf es für den Mann nicht geben. Nach dem Topos von Witching and Bitching existiert für ihn nur ein Leben in Abhängigkeit von den Frauen.
Der Film heißt im Original Las Brujas de Zugarramurdi, also „Die Hexen von Zugarramurdi“. Zugarramurdi, das ist ein kleiner Ort in den Pyrenäen (das ist das Gebirge zwischen Frankreich und Spanien), der sich offenbar dem Hexenkult verschrieben hat. Mit der Flucht der Männer aus der Stadt ins ländliche Hexendorf, in dem sie unausweichlich stranden, endet der „reale“ Teil. Dann beginnt der „fantastische“ Part. Der hat zuweilen Längen, offenbar sonnten sich die Filmemacher sehr in ihrer Lust am Filmemachen, an den Köstumen, den Figuren, dem großen Finale. Der große Finale mit einem Teufel, der in seiner weiblichen Monstrosität alles übertrifft. Wie gesagt, etwas zu lang der zweite Teil, aber visuell durchaus sehenswert.
Witching and Bitching/Las Brujas de Zugarramurdi konnte man in Deutschland nur während der im März durch das Land tingelnden „Fantasy Filmfest Nights“ in den Kinos sehen. Von einer Plastikscheibe und im Fernsehapparat macht das Werk sicherlich nur halb soviel Spaß.

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