Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Sonntag, 29. Mai 2016, 15:57
(bisher 4.025x aufgerufen)

Pi und Kopfzerbrechen

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumnist  AfD über Pi von Darren Aronofsky (USA 1998)

„1. Mathematik ist die Sprache der Natur. 2. Alles um uns herum lässt sich durch Zahlen wiedergeben und verstehen. 3. Stellt man die Zahlen eines beliebigen Systems graphisch dar, entstehen Muster. Folgerung: Überall in der Natur existieren Muster.“

Ähnlich wie bei Schach verstehe ich bei dem Spiel Go (Umzingelungsspiel) bloß die Regeln. Das war es dann auch schon. Ähnlich wie bei diesem Leben, das mich lebt.
Go ist eines der ältesten Spiele (ursprünglich aus China) und eines der komplexesten (bis vor kurzem besiegte der Mensch immer die Maschine; Deep Blue gelang das beim Schach schon 1996), obwohl es nur sehr wenig Regeln kennt. Bezeichnend. Nacheinander werden schwarze und weiße Steine auf die Schnittpunkte des Gitternetzes des Spielbrettes gesetzt. Mit einer Kette von Steinen versucht man die gegnerischen Steine zu umschließen, ihren Zustand von lebendig zu tot wechseln zu lassen. Es gewinnt, wer die größeren Gebiete auf dem Feld umschlossen hat. Man munkelt, Logik reiche nicht aus, um dieses Spiel zu gewinnen. Es bedürfe vielmehr einer gehörigen Portion Intuition. Nun ja. Entweder das stimmt nicht oder in den Tiefen der Prozessoren schlummert tatsächlich eine Art Eingebung, eine Art Phantasie.

Eine Zeitlang spielte ich Go mit einer Exfreundin, aber aus irgendeinem Grund endete fast jede Runde mit Stress. Diesen gab es, während der Protagonist von Pi das Spiel mit seinem Mentor spielte, nicht. Dafür aber an einer anderen Stelle. Der Mathematiker Maximillian Cohen entdeckt im Film eine 216-stellige Zahl. Er hält sie für die vollständige Abfolge der Zahl Pi. Einige paranoide Szenen später wird er von einer jüdischen Sekte verfolgt, die glaubt in der Zahl sei der Name Gottes enthalten. Eine Frau von der Börse denkt, mit dieser Zahl könne man Börsenwerte voraussagen und verfolgt ihn. Die Paranoia nimmt zu, Halluzinationen beginnen. Mit heftigen Kopfschmerzen und einer Bohrmaschine endet der Film.

Dieser, in Schwarzweiß gehaltene Film, bei dem die Kamera stets nah am Geschehen ist, war Darren Aronofsky erster und bisher bester Spielfilm. Wie bei so vielen Dingen sollte man es beim ersten Mal belassen. Gottbewahre, gibt es so etwas wie eine Wiedergeburt.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(09.06.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund (10.06.16)
Mir hat Aronofskys Black Swan (2010) ebenfalls sehr gut gefallen.
The Fountain (2006) fand ich sehr ambitioniert, aber letztlich künstlerisch grandios gescheitert, was mir aber noch immer viel lieber ist als diesen Mainstream-Mist wie Noah (2014).
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram