19. Strophe

Text

von ManMan

19
Sie hat noch andere Wünsche, die ich ihr erfüllen soll
zum Beispiel den, mit ihr zusammen
eine neue Sprache zu erlernen.

Mehr noch: sie drängt, und seit ich bei ihr wohne
kann ich mich diesem Drängen kaum entziehen.
Manchmal verkläre ich die Zeit meines Alleinseins

und müsste es doch besser wissen
denn jene Zeit war voll von Sehnsucht nach der einen
und dieses neue Haus, in dem wir wohnen
ist doch auch was Feines...

Aber halt! Ich schweife ab und komme jetzt zur Sache.
Ich lade alle, die es mögen, ein
an der Eröffnung des Französischkurses teilzunehmen:
sieben Frauen, unter ihnen die Geliebte
zwei Männer, einer davon ich.

Nicht zu vergessen unsere Lehrerin Madame Gluzot
jünger als ich, doch älter als Vanessa
rothaarig, nett und voller Energie
eine Persönlichkeit, die Eindruck macht.

Man lernt sich kennen in der ersten Stunde
zwei junge Mütter schränken ein, sie kämen nur
wenn ihre Kleinen gut behütet und versorgt
im Kindergarten sind.

Zwei Reisebüro-Angestellte
eine blond und eine schwarz
deren Chef den Kurs bezahlt

zwei Ruheständlerinnen, beide Witwen
und Vanessa, die Geliebte
Hausfrau, wie sie lügt
manchmal tätig als Bedienung..

Der zweite Mann entpuppt sich
als Polizist mit Bildungshunger
immer schon an Frankreich interessiert.

Nette Leute, die Franzosen, sagt er
mehr Kultur als hier bei den Germanen.
Keiner widerspricht: Hier sind alle frankophil.

Eine Stunde lang bemüht sich dann Madame Gluzot
uns erste Wörter beizubringen: nicht ohne Erfolg
stellt der Polizist anerkennend fest.

Am Ende sagen alle au revoir
wir winken freundlich aus dem Auto
Vanessa sagt, sie sei zufrieden.

Das hatte mir gefehlt, erklärt sie nachdenklich
Geld wird in meinem Leben viel zu wichtig...

Vanessa! Du bist reich!—Du auch, du bist mein Mann!

Wir sind daheim. Komm, sagt sie, komm zu mir
ich habe Lust auf dich, mein Schatz
doch als sie mich umarmt, wirkt sie verlegen
und ich bin es auf einmal auch.

18. Strophe

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20. Strophe

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