3. Kapitel Meine Aktionen laufen wie am Schnürchen

Roman zum Thema Mord/Mörder

von  Jorge

3. Kapitel  Meine Aktionen laufen wie am Schnürchen

Ich habe eigentlich sehr viel erreicht. Die ganze Stadt spricht über mich.
Ich hatte nun schon achtmal den Riesenkick. Einmal wäre es fast schief gegangen.

Wenn die Bullen meine Nadelkarte  bzw. Petras  Tagebuch hätten, wäre es ein leichtes Spiel für sie. So tappen sie total im Dunkeln.
Ohne meine Notizen würde ich selbst vieles was war,  verdrängen.
Beim ersten Mal  lief alles total genial:
Ich fuhr mit meinem neuen grauen Ford bei dem größten Sauwetter durch die Randgebiete von Bremen. Die Scheibenwischer mussten ganze Arbeit leisten.
Mein Vater sagte immer zu mir, „ein Angler braucht viel Geduld, bis der Fisch an der Angel zappelt.“  Fast verlor ich an diesem Apriltag des Vorjahres die Geduld.
Dann sah ich ihn, meinen ersten Fisch: Dorothea. Sie lief die Bremerstraße Richtung Tannen entlang. Alles an ihr triefte, das Haar, der dicke Rollkragenpulli, ihre blaue Wollhose – alles. Ängstlich blickte sie damals in mein geöffnetes Seitenfenster.
Ich sagte: „Wo wollen Sie denn bei dem Sauwetter hin, kann ich Sie ein Stück mitnehmen?
„Gerne, wenn ich Ihnen Ihr schönes Auto nicht durchweiche.“ Und schon saß sie neben mir.
„Wo soll die Reise denn hingehen?“, fragte ich nach.
„Ich muss nach Bremen zum Fährgrund. Aber Sie können mich gleich hier an der Tankstelle rauslassen. Ich wollte von dort sowieso meine Freundin anrufen, die kann auch mal was für ihre Dora tun.“

„Bleiben Sie ruhig sitzen. Sie haben Glück. Ich hole meine Frau aus Bremen ab.
Die arbeitet dort im Finanzamt  in der Gerhard-Rohlfs-Straße, das ist doch gleich bei Ihnen um die Ecke, nicht wahr.“
Ich nahm wahr, dass sie nun volles Vertrauen zu mir hatte.
Ich blickte kurz nach rechts und wir lächelten uns an.
Ich sagte zu ihr:“ Holen Sie sich mal vorsichtig von der Rückbank meine Wattejacke, die ist trocken und warm  und ziehen Sie bloß diesen nassen Sack aus. Ich werde auch nicht hinsehen.“
Sie griff dankbar nach hinten, holte meine gesteppte Wattejacke nach vorn und begann mit dem Ausziehen  ihres Rollkragenpullis.
Ich fuhr langsamer, musste tatsächlich einer Riesenpfütze ausweichen.
Ich hielt an und sagte lachend: „So werden Sie sich noch den Hals  verrenken. Machen Sie mal beide Arme hoch!“  Sie gehorchte wie ein Kind. Mit der linken Hand  umschloss ich fest ihre beiden Handgelenke und sagte: „So, das haben wir gleich.“
Gleichzeitig griff  ich mit der rechten Hand um ihren Kopf herum und  drückte ihr den nassen Pulli in den Mund.
Ich sprach noch beruhigend auf sie ein und wunderte mich, wie schnell ihre Gegenwehr  aufhörte. So einfach war das alles.
Stolz machte ich mir ein paar Notizen über mein erstes Fischlein.
Wie gesagt  Dorothea M. vom Fährgrund.
Sie sah jünger aus, als es in ihrem Perso stand -  53 Jahre.
Ich ließ mir viel Zeit, achtete auf den kleinsten Fussel meiner Steppjacke.
Nichts durfte auf mich zurückfallen.
Am Wardamm kurz vor Wolmertshausen  legte ich sie vorsichtig in den Straßengraben,
freute mich über dieses alles wegwaschende Sauwetter  und trat die Heimfahrt an.

Ach so, die gelben  Nadeln  markieren die genaue Einstiegstelle, die roten Nadeln markieren den Aktionsort,  blau den Ablegeort  und grün den Heimathafen meiner Fische.
Bei Dora lagen die blaue und grüne Nadel dicht beieinander.
Jede Aktion erforderte also vier Nadeln.  Nun stecken 32 Nadeln auf Papas Fahrradkarte.
Ich werde erstmal pausieren. Mal sehen, wie hoch die Wellen in der Presse noch schlagen.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(05.01.10)
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 Jorge meinte dazu am 05.01.10:
Liebe Gerda, ich danke dir fürs treue Reinlesen und Kommentieren.
Der tendenzielle Fall des Leseinteresses dämpft meine Schreibwut etwas ab und ich werde nicht täglich ein neues Kapitel schreiben, obwohl es mir Spaß gemacht hat. Krimis sind nicht jedermanns Sache. LG Jorge
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