Zypresse – der Lieblingsbaum von V. van Gogh

Gedicht

von  Georg Maria Wilke

Die Zypresse, spitzer Dachshaarpinsel,
malt Sonne und Mond, ins Wolkenlose,
der Himmel sträubt sich gegen Dunkelheit,
er rauscht und flüchtet in den Tag –
Zypressenbaum, du Sägeblatt, schneidest
in den Himmelsdom, Luna und Sol,
das Firmament teilt spiegelgleich den Raum,
die Mondfackel, stillt den schwellenden Brand
und frisst den Himmel, teilt das weite Zelt
in Zwei: Sonne – Mond, abtrünnige Lichter.
Die Hörner des Widders stechen (gleich Moses)
die Weisheit in den blauen Dom,
schreiben Worte wie Gebote in das Blau,
die Erde wirft die Schatten der Vernunft
in den Zypressenbaum, der einer Flamme gleich
den Traum der Nacht verschlingt.


Anmerkung von Georg Maria Wilke:

Vincent van Gogh ist im Tierkreiszeichen Widder geboren,
auf seinen Bildern findet man dieses Sternbild oft gemalt.
Die Zypresse hat ihn sein ganzes Leben begeistert,
deshalb findet man sie auf vielen seiner Bilder. Er schrieb
1889 an seinen Bruder: "Zypressen beschäfzigen mich dauernd. Ich möchte mit ihnen gerne etwas Ähnliches wie meine Sonnenblumenbilder schaffen, denn es wundert mich, dass sie noch nie so gemalt wurden, wie ich sie sehe.
Sie sind so schön in Linie und Proportion wie ein ägyptischer Obelisk."

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(02.12.11)
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 Tintenklexe meinte dazu am 02.12.11:
finde ich auch!
LG, Gabi

 Georg Maria Wilke antwortete darauf am 02.12.11:
Danke für so ein großes Kompliment.
Liebe Grüße, Georg

 franky (02.12.11)
Hi lieber Georg,

Bin beeindruckt mit welchem feinsinnigem Auge du aus diesen Bildern liest.
Werde immer wieder überrascht.

LG Franky
KoKa (43)
(02.12.11)
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 irakulani (02.12.11)
Wenn man dein Gedicht liest, habe ich van Gogh's Bild (er) vor Augen. Du hast ein bisschen etwas von dem, was die Bilder ausmacht, mit deinen Worten nachempfunden. Das ist großartig!
Man spürt förmlich den speziellen Pinselstrich Van Gogh's!

L.G.
Ira
Al_Azif (34)
(02.12.11)
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 Georg Maria Wilke schrieb daraufhin am 02.12.11:
Hallo Al_Azif, dein Kommentar hat recht gute und weiterführende Ideen.
Bei der Wiederholung der Zypresse geht es mir um den Eindruck, beim laut Vorlesen, dass sich die Zypresse als Bild, als Wesen immer wieder neu aufbaut, also es geht mir nicht so sehr um eine logische Verbindung. Mit den Hörnern hatte ich einen Michelangeloeffekt, der sich mir förmlich aufdrängte.
Das Arbeiten an einem wie-Vergleich ist meist das schwerste bei gemalten Bildern und bei den formulierten Sprachbildern. Ich arbeite daran in den unterschiedlichsten Versuchen.
Habe vielen Dank für deinen konstruktiven Kommentar - ich werde ihn zu Herzen nehmen.
Liebe Grüße, Georg
sol (32)
(05.12.11)
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