Nachruf auf W. K.

Text

von  Cathleen

Für Wolfgang Knoch

Nun steht er nicht mehr da,
der stille Zeitungsmann.
Es geht mir mächtig nah.
Weil ich’s nicht ändern kann.

Ich möchte jetzt nicht hör'n,
dass jeder gehen muss.
Für ihn kam er zu früh,
der unverhoffte Schluss.

Zu jeder Jahreszeit
war er an seinem Platz.
Um nicht allein zu sein.
Und manchmal für die Katz.

Er drängte sich nie auf,
hielt nur die Zeitung hin.
Oft ging ich dran vorbei,
wenn ich ganz ehrlich bin.

Er suchte keinen Streit,
zog wer die Nase kraus.
Bei aller Ärmlichkeit
ging Würde von ihm aus.

Einmal in all den Jahrn
hat er von sich erzählt,
von Arbeitslosigkeit,
der Flut und wenig Geld.

Ich hörte zu. Zerstreut.
Denn meine Bahn, sie kam.
Heut frag ich mich, warum
ich nicht die nächste nahm.

Ob auf dem letzten Weg
wohl jemand bei ihm war?
Die Wärme einer Hand,
ein Wort, ein Augenpaar?

Ich fürchte leider, nein.
Und hoff das Gegenteil.
Sein ganzes Einsamsein
durchdringt mich wie ein Pfeil.

Es geht mir mächtig nah.
Weil ich’s nicht ändern kann.
Nun steht er nicht mehr da,
der stille Zeitungsmann.

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