Heiligabend 2020 (Skizze)

Text

von  Cathleen

Heiligabend 2020 (Skizze)

Als Antwort auf das Pfund Kaffee
beschenkte mich der Hauswart auch.
Ein Schokomann hängt an der Tür.
Er stinkt nach Zigarettenrauch.

Muss ich tatsächlich noch mal los?
Das Meiste ist herangeschafft.
Zur Not sind Haferflocken da
und ein paar Flaschen Möhrensaft.

Ich setze mich an den PC.
Mir bleiben viele Stunden Zeit.
Mein Sohn kommt erst so gegen sechs.
Die Uhr schläft ein vor Langsamkeit.

Im Stockwerk über mir herrscht Ruh.
Normalerweise poltert dort
der Hauswart arg bezecht herum
und ich verstehe jedes Wort.

Bis vor zwei Jahren hat mein Sohn
zum Fest noch Gäste mitgebracht.
Die sind längst anderwärts liiert.
Dadurch entfällt die Küchenschlacht.

Das spart natürlich mächtig Geld.
Mein Konto ist so ziemlich leer.
Drum mime ich Zufriedenheit,
obwohl Besuch mir lieber wär.

Zur Vesper mag ich dies Jahr nicht.
Das Singen, es fällt leider aus.
Und außerdem herrscht Maskenpflicht.
Ich hör die Glocken auch zu Haus.

Der Briefkasten gähnt mich laut an.
Bloß Pizzawerbung, ach, wie nett!
Ich selber tipp ja auch nur Mails
im Zeitalter von Internet.

Ich breite die Geschenke aus.
Mit grauer Nase kommt mein Sohn:
Ein Freund von ihm kriegt keine Luft,
liegt auf der Intensivstation.

Im selben Augenblick macht’s ‚puff!’,
und Hoppenstedts sind hell entzückt.
Das Kernkraftwerk, es explodiert,
wenn man die falschen Knöpfe drückt.

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