Heute gibt es Wellen, nicht hohe, aber sie kommen in einem dysharmonischen Rhythmus aus allen Richtungen. Die rote Fahne hängt. Ich bleibe nahe am Uferrand, hüpfe ein bisschen, lasse mich schaukeln, aber richtiges Schwimmen ist nicht möglich.
Als Kind war mein erklärtes Ziel der rote Ball. Ich schwamm - auch alleine - weit ins Meer hinaus. Unser Vater hatte uns das Vertrauen ins Meer gelehrt. Aber auch den Respekt und die Vorsicht. Mir war klar, ich war eine gute Schwimmerin und wenn mir die Puste ausging, war mein Rettungsanker die Totenstellung.
Es ist schön unbeweglich auf dem Meer zu liegen. Die Augen aufs Blau des Himmels gerichtet. Es ist besser, es ist friedlicher als ein Gebet.
Nun ist es wieder Abend und nur noch wenige Badegäste zieren den für Ende Juni spärlich besuchten Strand. Kinder spielen, tote weißviolettliche Tintenfische wurden ans Ufer angetrieben. Es ist ruhig und mir fällt auf, dass die hiesigen Möwen viel größer sind als jene Kalabriens. Ich rieche den Duft von Pinien, Salzwasser und Sand.