Kälte ist nicht gefühllos

Text

von  Pearl

Der Gläserne Mensch lebt in der großen Stadt und trägt keinen Namen. Er ist einfach.
Er ist der letzte seiner Art. Manchmal ist er einsam. Dann versucht er den Mond mit den Händen zu erreichen, da er so wie er aus einem milchig vergilbten Glas ist.

Seine Zeit ist die Nacht. Am Tag fühlt er sich fremd, alles erscheint ihm so hektisch, so grell.

Wenn er aber etwas Schönes macht (singt zum Beispiel) fliegen Tauben auf das gegenüberliegende Dach und er ist ein wenig weniger einsam.

Oft setzt er sich nahe an die befahrene Hauptstraße, im Sommer, denn er liebt das Geräusch vorbeiziehender Autos. Das weckt sein Fernweh. Doch er weiß, keine Reise würde jemals so schön sein wie diese herbe Sehnsucht.

Am Friedhof knickt er sich immer eine Blume ab, er stellt sie nie ins Wasser, denn das Schöne an Blumen ist ihr Verwelken. Eine verwelkende Blume ist wie ein gläserner Mensch.

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