Ehrlich währt am längsten

Gedicht

von  Pfeiffer

Als Kind spiel' ich im Park und seh'

Auf einer Bank ein Portemonnaie.

Das Portemonnaie ist voll mit Scheinen,

'Ne große Summe, will ich meinen.

Da vorn entfernt sich grad' ein Mann.

Ich lauf' ihm nach und sprech' ihn an.


"Her mit der Börse", sagt der laut,

"Hast du gar etwas rausgeklaut?"

Er zählt die Scheine, geht davon.

Kein Dank und auch kein Finderlohn!

Dabei hat man mir doch erklärt,

Dass Ehrlichkeit sich stets bewährt ...


Und später dann, mit 17 Jahren,

Da habe ich erneut erfahren,

Dass Ehrlichkeit nicht unbedingt

Mir Lob und Anerkennung bringt.

Man bat mich häufig loszulaufen

Und was im Laden einzukaufen,


Dort sah ich jemand etwas klau'n,

Um danach schnellstens abzuhau'n.

Als Polizisten zu mir kamen,

Da nannte ich des Diebes Namen.

Mein Freund will seither keiner sein.

Sie nennen mich "Verräterschwein."


Wenn Leute dummes Zeug erzählen

Und mich mit blöden Thesen quälen,

Dann sag' ich ihnen ins Gesicht:

"Dein Schwachsinn int'ressiert mich nicht!"

Auch wenn's mir Ärger oft beschwert:

Mir ist die Ehrlichkeit was wert.


Doch bringt mein Hang zum Ehrlich sein

Mir leider überhaupt nichts ein.

Deshalb müsst ihr's mir nicht verübeln,

Allmählich komme ich ins Grübeln:

Ob Ehrlichkeit am längsten währt,

Scheint mir noch mal bedenkenswert.



















 


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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (26.03.22, 16:46)
Damit haben wohl viele Kinder ihre Erfahrungen gemacht. Danach sind sie - hoffentlich - klüger geworden.
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