01_Letter from Birmingham jail_Martin Luther King

Rezension

von  DavidW

1

Ein Bürgerrechtler (und Prediger) sitzt im Gefängnis und schreibt an befreundete Geistliche.


EIN MENSCH, der in einem demokratischen Land im Gefängnis sitzt, kann immer noch schreiben.

Kann immer noch:

Lesen und schreiben.

Ein anständiger Mensch sein.

Ein einflussreiche politische Person sein.

Kann immer noch im Recht sein.


Er verteidigt sein "extremistisches" Vorgehen vor seinen Freunden, die "direkte Aktion", für die er ins Gefängnis geworfen worden war.


"In jeder gewaltfreien Kampagne gibt es vier grundlegende Stufen: Fakten sammeln, um festzulegen, wo Ungerechtigkeit existiert. Verhandlungen. Selbstreflektion und Selbstreinigung. Konkrete Aktion."


Er ist christlicher Prediger. Er benennt Gott als seine Instanz, sieht sich als gerechte Person. Aber er kennt auch Aristoteles, Plato, Hegel. Er kennt gerechtes Recht und ungerechtes Recht.

Er war gebildet, hatte eine gute historische Bildung bis in die Antike zurück, benutzt das deutsche Wort "Zeitgeist."


Seine Proteste richteten sich gegen die damalige Rassendiskriminierung in den USA.


Klar schreibt er "Neger" (Negro), und "Neger-Gemeinschaft" (Negro-community), und Netzwerk. aber darum ging es damals ja auch. Er schreibt auch "Weiße" und differenziert soziologisch in der Beschreibung einer Gruppe "moderater Weißer."

"Nigger" lehnt er als Herabwürdigung ab, aber auch eine Differenzierung in "white" und "colored", sobald sie diskriminierend wirken soll.

"Negro" war damals eher identitätsstiftend.

(Das zu den heutigen Terminologien und Empfindlichkeiten hierzulande)


Das war erst 1963 gewesen.



2

Wie übersetzt man überhaupt "Brotherhood" korrekt?

Die Gleichberechtigungsfrage die Geschlechter betreffend war damals noch ganz unbewusst! Erst einmal die Hautfarbe.


Ich habe mich in einer (unveröffentlichten) Rezension einmal schrecklich schriftlich darüber aufgeregt, dass die (preisgekrönte) Übersetzerin völlig unangemessener Weise "Labour Day" ins Deutsche unübersetzt gelassen hatte, anstatt "Tag der Arbeit" hinzuschreiben. Was dem Identitätsstiftenden Charakter des Werks leider....



3

Ein zweiter Text von Martin Luther King im Bändchen, eine Predigt, beschreibt uns indirekt die damalige Variante des amerikanischen Christentums. Oder kann als Gospel in Textform gelesen werden. Wie zu lieben? Inklusive Gott zu lieben. Wobei es ältere als auch ausdifferenziertere Meinungen zum Thema, wie Gott lieben?, gibt. Oder nicht lieben können, oder nicht lieben wollen, gibt. Aber dieser war für damals und dort bestimmt sehr gut.



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