Handy Notizen sind keine Literatur

Stilblüte zum Thema Seelenkälte

von  Marlena

Hauptstadt, zum zweiten Mal dieses Jahr, beide Male habe ich nicht von mir hören lassen. Dennoch- jeder Kerl mit Nikes und Windbreaker trug dein Gesicht auf der Warschauer, nicht aus Sehnsucht, sondern Angst. Keine Ahnung, Berlin und du hatten schon immer viel gemeinsam, ein schwarzes Loch das jeden verschluckt der sich zu lange im Dunstkreis bewegt. Junkie Charme und das Gefühl von Zuhause, aber eben jenem vor dem ich immer schon fliehen wollte. Familie ist in meiner Sprache auch nur ein Synonym für Missbrauch, das weißt du doch.


Am Zoo war eine Ausstellung über queere Menschen und in meinem Kopf schallt deine Stimme die Schwuchtel ruft. Wie viel ich jedes Mal von mir zurück lassen musste, um in deine Welt zu passen, denke ich. Dachte ich damals schon, aber leichteres Gepäck und ungezwungener Sex gehen nun Mal Hand in Hand. Dieses Mal liegt in meiner eine mit lackierten Nägeln, ich weiß was du jetzt denkst, aber der Sex ist fantastisch und nicht weniger versaut als unserer, auch wenn du das nicht hören willst. 


Veganes Sushi und die ganze Zeit das Starren aus dem Fenster, ich kenne deine neue Straße nicht, doch es wären nur ein paar Minuten gewesen, das weiß ich. Irgendwo ist da immer noch ne Spritze in mein Herz gedrückt und was wäre noch von uns übrig, würde ich dort einmal aufräumen. Ausmisten. Sperrmüll Liebe, aber eben nur für das Drama. Das öffentliche. Hier schau Mal, den brauche ich nicht mehr, bedien dich doch. Dennoch das Augen Verdrehen. Ihr passt gut zueinander, aber werdet euch unromantisch zu Grunde richten.


Während ich das erste Mal in 10 Jahren Clean bin, bist du schon aus dem dritten Programm geflogen, absichtlich, ich weiß. Dass es Diamorphin nur in deiner- und in meiner Stadt gibt könnte fast schon romantisch sein, wäre da nicht diese ständige Sorge, die du nicht verdienst und die ich nicht ablegen kann.


Das Junkie Gelaber kann ich nicht lassen, das Schreiben und der erhobenen Zeigefinger, der stetig in deine Richtung zeigt, wo auch immer du gerade zugedröhnt liegen magst. Ich weiß, plakativ und eintönig, doch fuck it, dieses Schreiben ist der einzige Ort, an dem ich es aussprechen kann, ohne dass besorgte Blicke auf mich niederprasseln.


Bis heute muss ich in U-Bahn Stationen daran denken, wie eine Bierflasche nur knapp mein verheultes Gesicht verfehlte. Dein Zorn und meine Verzweiflung. Der Versuch dein Schreien in etwas zu übersetzen, was nicht mich meint und schlussendlich den Namen deiner Mutter trägt.


Es tut mir leid, ich weiß, das Versprechen niemanden die Perversionen aufzuzeigen, in denen du den Hass auf Sie in Orgasmen umwandelst habe ich gebrochen. Doch die Gewissheit, dass der einzige Ort an dem Liebe aus deinem Mund tropft, meine gespreizten Beine sind, war mir viel zu lange der einzige Trost.




Anmerkung von Marlena:

Seid froh, dass ich zu faul für einen Mehrteiler war.

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