Die Nachricht

Sonett

von  Janna



Es geht ihr gut. Sie scherzt ein wenig, plaudert

und lauscht dann irritiert ins Telefon

der Stimme mit dem fremden Unterton:

Ein Unfall ist geschehn. Der Sprecher zaudert.


Die Nachricht dringt ins Hirn und schafft dort Leere.

Sie glaubt sie nicht und fühlt sich sehr verwirrt.

So hofft sie still, man habe sich geirrt.

Viel später erst begreift sie all die Schwere.


Am Mittag steht sie stumm am Unfallort.

Den Leichnam darf sie nicht mehr sehen.

Man brachte ihn bereits am Morgen fort.


Ach nein. Sie kann, sie will es nicht verstehen.

Bestimmt ist er am Abend wieder da.

Der Kopf mag nicht begreifen, was geschah.






Anmerkung von Janna:

8.03.08

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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (27.08.23, 09:18)
Die Tragik hast Du gekonnt verreimt. LG Uwe

 Janna meinte dazu am 27.08.23 um 21:39:
Hallo Uwe, freue mich sehr über deinen Kommentar. Vielen Dank!

Liebe Grüße

Janna

 plotzn (27.08.23, 15:42)
Liebe Janna,

ich bewundere, wie treffsicher Du bei so schwierigen Themen die Balance hältst, um weder ins Pathetische noch ins Gefühllose abzudriften. Ich kann's nicht richtig ausdrücken, es liest sich für mich wie eine gefühlvolle, empathische Beschreibung.

Herzliche Grüße
Stefan

 Janna antwortete darauf am 27.08.23 um 21:45:
Hallo Stefa,

diese Sonette hab ich Jahrzehnte nach dem Tod meines Mannes geschrieben. Also zu der Zeit, als KV noch in seinen Anfängen war. Vielleicht liegt es daran, dass ich jedes Detail noch im Kopf hatte, die Worte flossen nur so aus mir heraus. Wenn du auf das Datum schaust, siehst du, dass zwischen beiden Sonetten nur 2 Tage lagen. Vielleicht lag es daran, dass damals kaum einer mit mir darüber sprechen wollte, viele wissen mit so einer Situation nicht umzugehen und ziehen sich zurück. Wenn man dann mit dem Schreiben beginnt, öffnet sich ein lang verschlossenes Ventil.

Vielen Dank für dein Lob, ich hab mich darüber sehr gefreut.

Liebe Grüße

Janna

 Dieter Wal (27.08.23, 23:57)
Fast protokollarisch wird der Schock über die Todesnachricht eines engen Angehörigen beschrieben. Und das in Sonettform. Wirkt sehr authentisch.
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