Rohe Weihnacht : Grabesstille Liebesnacht?

Drabble

von  filosofa

Der moderne Neuheide hat mit dem Weihnachtsfest einen faulen Kompromiss geschlossen: Er lebt mit dem Christkind, das der Himmel den Menschen schenkte, in Harmonie, indem er seinen eigenen Kind(eskind)ern am Heiligabend immer teurere Protzgeschenke macht, um Kommerzorgasmen in ihnen auszulösen, nach denen sie langsam im Laufe ihrer Jugendjahre so suchtgewohnt werden, dass sie lebenslang dafür zu schuften bereit sind.

 

Warum feiern "aufgeklärte"  A(nti)theisten ein Fest, das sie auslachen und nicht mehr verstehen? Warum erfinden sie nicht eigene Feiertage, um ihre schwachsinnigen Fortschrittskulte und Selbsterlösungsmythen zu zelebrieren? Jedes Jahr diese sentimentalbrutale Bescherungsschnulze unterm Kitschlichterbaum mit Loriot-Witzchen!

Der Himmel spotte ihres Spottes.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (28.11.23, 12:56)
Mit welchem Recht haben die Christen unser gutes, altes, heidnisches Fest des Sol Invictus (Wintersonnenwende) usurpiert? Sollen sie sich doch für die Geburt ihres Jesus, die gewiß nicht an diesem Tag stattgefunden hat, einen eigenen Festtag suchen. Wir Heiden holen uns unser Fest zurück!

 filosofa meinte dazu am 28.11.23 um 13:03:
Die Christen haben aus dem vorgefundenen Heidenritual erst ein geistiges Ereignis gemacht, und nun soll es wieder zum rohen Marktspektakel zurückgeschraubt werden?

Antwort geändert am 28.11.2023 um 13:04 Uhr

 Graeculus antwortete darauf am 28.11.23 um 13:08:
Vom Marktspektakel, vom rohen gar, habe ich nichts gesagt. Nur davon, daß es sich hier um ein ursprünglich heidnisches Fest handelt, das weit eher ein geistiges Ereignis war als die kuriose Vorstellung vom Sohn des allmächtigen Gottes (Schöpfers des Himmels und der Erde etc. pp.), der in die Windeln scheißt und nach dem Stillen ein Bäuerchen von sich gibt.

Antwort geändert am 28.11.2023 um 13:08 Uhr

 filosofa schrieb daraufhin am 28.11.23 um 13:21:
Die Neuheiden, die sich für "aufgeklaert" halten, kapieren Religion einfach nicht mehr und haben inzwischen ihre eigenen Aufklaerungsmaerchen entwickelt.
 
 Seit Europa so gut wie atheistisch ist, versteht es selbst die heidnischen "Naturvoelker" nicht mehr und hat ein weit groesseres  Suendenregister als das "finsterste Mittelalter".  

LG vom
Filosofa.

Antwort geändert am 28.11.2023 um 13:22 Uhr

 Augustus äußerte darauf am 28.11.23 um 13:30:
Frage ist doch, wieso hat die katholische Kirche über die Jahrhunderte den ursprünglichen heidnischen Volksglauben ausgerottet? Haben sie es versucht die heidnischen Elemente zu beseitigen und nicht bloß zu unterdrücken und für sich zu vereinnahmen? 
Wer weiß näheres dazu? 

Und überhaupt, da die alten Germanen allein nach Stämmen unterschieden und qualifiziert wurden, ist das heidnische in alle Richtungen individuell. 

Mit reichsgründung Deutschlands mit Hilfe Bismarcks war ganz Deutschland schon an die katholische Kirche angekettet.

Die Kirchen schmälern ja bis heute ihren Schäfchen den Geldbeutel. Über Milliarden Umsätze durch Mitgliedsbeiträge „Kirchensteuer genannt“ freuen sich die tonfrisurträger, die soweit noch die letzte Bastion gegen den Feminismus sind.

 filosofa ergänzte dazu am 28.11.23 um 13:47:
Die katholische Kirche hat ihr Suendenregister und ist doch das letzte Bollwerk gegen die moderne Barbarei, die sich fuer Frieden, Frauen, Vaterland und Forste austobt. Beispiel :
Laut Bibel ist die heutige Abtreibungspraxis Massenmord : 50 Mio. (!) geschätzte alljaehrliche Aborte weltweit, allein in der BRD rund 100.00 Todesopfer mindestens. Den Embryos wird dazu das Menschsein abgesprochen : Diese Ellbogenfreiheit heisst jetzt Emanzipation der Frau.

Antwort geändert am 28.11.2023 um 13:48 Uhr

Antwort geändert am 28.11.2023 um 13:50 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 28.11.23 um 13:48:
Inwieweit christliche Kirchen die Richtigen sind, jemandem Kommerzialisierung vorzuwerfen, ist auch noch eine Frage.
Vgl.
https://keinverlag.de/479258.text

Die Ära der Toleranz hat ca. 70 Jahre lang gedauert, vom Toleranzedikt Kaiser Konstantins bis zum Verbot der heidnischen Kulte durch Kaiser Theodosius, nicht länger. Und die christliche Heidenverfolgung hat tieftraurige Zeugnisse hinterlassen wie dieses von Palladas aus dem 4. Jhdt. u.Z., entstanden nach der Zerstörung des größten heidnischen Tempels der Antike, des Serapeions in Alexandria, durch den fanatischen christlichen Mob:

Ἄρα μὴ θανόντες τῷ δοκεῖν ζῶμεν μόνον,
Ἕλληνες ἄνδρες, συμφορᾷ πεπτωκότες,
ὄνειρον εἰκάζοντες εἶναι τὸν βίον;
ἢ ζῶμεν ἡμεῖς τοῦ βίου τεθνηκότος;

Sind wir nicht tot und bilden uns nur ein zu leben,
wir Griechen, die wir tief ins Unglück sanken, und
im Traume bloß das Leben sahen? Oder leben
wir selber zwar - indes das Leben unterging?

[Anthologia Graeca X 82]

 Graeculus meinte dazu am 28.11.23 um 13:49:
Allmählich dämmert mir, daß es sich bei filosofa um einen alten Bekannten handelt. Und schon bin ich weg.

 filosofa meinte dazu am 28.11.23 um 13:59:
Das Christentum hat aus deinen altgriechischen Sklavenhaltern das Beste herausgeholt, "Graeculus" : Augustinus erklärte den Armenpropheten Christus mit Platon, Thomas von Aquin begriff ihn mit Aristoteles. - Was kann man sich als Graezist mehr wuenschen?

Antwort geändert am 28.11.2023 um 14:18 Uhr

Antwort geändert am 28.11.2023 um 14:19 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 28.11.23 um 14:38:
Allmählich dämmert mir, daß es sich bei filosofa um einen alten Bekannten handelt. Und schon bin ich weg.
@Graeculus: Schnellmerker. Viele seiner Aphorismen finde ich ausnahmsweise wirklich gut.

 Dieter Wal meinte dazu am 28.11.23 um 14:42:
Frage ist doch, wieso hat die katholische Kirche über die Jahrhunderte den ursprünglichen heidnischen Volksglauben ausgerottet? Haben sie es versucht die heidnischen Elemente zu beseitigen und nicht bloß zu unterdrücken und für sich zu vereinnahmen? 

Wer weiß näheres dazu?


@ Augustus:  Guckst du.

 filosofa meinte dazu am 28.11.23 um 15:42:
Natürlich hat das Christentum ueberall am vorgefundenen Volksglauben angeknüpft und ihn uminterpretiert, um breite Volksreligion zu werden. Das war immer seine Politik gewesen ...

Man vergisst oft, dass es zuerst keine reiche Kirche war, sondern die Religion des Armenpropheten Jeshua ben Joseph, der beim gemeinen Volk Resonanz fand gegen die mit Rom kollaborierende Priesterkaste. Aber auch in Mittelalter gab es immer wieder Bettelmoenchsorden gegen die Amtskirche ...

Antwort geändert am 28.11.2023 um 15:42 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 28.11.23 um 16:11:
Germanen wurden erobert, deren Besatzer erließen Gesetze. Darauf gab es die Wahl zwischen Hinrichtung oder Taufe.

 filosofa meinte dazu am 28.11.23 um 16:40:
Es war Krieg, und Christenverfolger waren auch nie zimperlich gewesen. Seit Kaiser Konstantins christlicher Staatsreligion gab es leider keine Christen mehr wie die alttestamentarischen Propheten gegen die Herrscher, das stimmt, aber die Heidenmissionierung lief später anders ab, als die Aufklaerer bis heute glauben : Lies bitte moderne unabhängige Kirchenhistoriker wie Arnold Angenendt.  Hexenverfolgung, Heilige Folterinquisition  und Indianermissionierung waren grossenteils Greuelmaerchen, wie die Forschung heute klarstellt.

Antwort geändert am 28.11.2023 um 16:56 Uhr

 Augustus meinte dazu am 29.11.23 um 13:05:
Willig ist keiner der Heiden zum Christentum übergetreten. Clevere Handelsreisende in Form von wanderpredigern verkauften päpstliche Produkte im Lande. Zweigfilialien wurden in jedem Dörfchen eröffnet. Jeden Sonntag fand eine Veranstaltung zu den neusten Produkten statt. Mitgliedsbeiträge wurden erhoben für die Mitgliedschaft in der Kirche. Abweichler wurden gejagt und gehetzt und bestraft. 

Na ja. Es irrt der Mensch solange er strebt, so auch im Glauben.

 filosofa meinte dazu am 29.11.23 um 13:23:
A(nti)theismus ist heute wohlfeiler Mainstream und hat allein in den zwei säkularen Sozialismen des 20. Jahrhunderts viel mehr Opfer gefordert als der Monotheismus in zwei Jahrtausenden : weit ueber 100 Mio. Menschen.
Was einstige Zwangsmissionierungen ausserhalb des Kriegsrechts betrifft, hatten selbst Paepste diese Praxis verurteilt.

 Beislschmidt (10.12.23, 10:19)
Endlich ....

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) reagiert positiv auf die heute vorgestellten Empfehlungen mit Thomas Tuchel zur „Lehrkräftegewinnung und Trainerausbildung für einen hochwertigen Unterricht“ der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission  des DFB.

 Quoth (10.12.23, 17:10)
Warum feiern "aufgeklärte"  A(nti)theisten ein Fest, das sie auslachen und nicht mehr verstehen? Warum erfinden sie nicht eigene Feiertage, um ihre schwachsinnigen Fortschrittskulte und Selbsterlösungsmythen zu zelebrieren? Jedes Jahr diese sentimentalbrutale Bescherungsschnulze unterm Kitschlichterbaum mit Loriot-Witzchen!
Starke Polemik.

 eiskimo meinte dazu am 10.12.23 um 17:20:
Ich finde das nicht nur stark und polemisch formuliert, sondern als Frage auch absolut berechtigt.
Wäre auf eine Antwort gespannt....

 Dieter Wal meinte dazu am 10.12.23 um 17:22:
@Quoth: Stimmt. Und um überflüssigerweise die polemische Frage ernsthaft zu beantworten: Na weil wir mit Matthäus und Lukas die allein schon literarisch schönsten Geburtserzählungen Jesu haben, die man sich vorstellen kann.

 Quoth meinte dazu am 12.12.23 um 22:09:
@eiskimo: Die Rituale überleben den Glauben an ihren ursprünglichen Sinn, haben sich "verselbständigt". Das ist meine Antwort auf filosofas Frage.
@ Dieter Wal: Sie (die Geburtserzählungen) werden ja auch regelmäßig als Zierrat der Rituale benutzt.

 filosofa meinte dazu am 29.12.23 um 16:41:
Nicht jedes Ritual überlebt einen  ursprünglichen  Glauben. Warum gerade dieses? Weil es vielleicht doch existentiell relevanter ist?
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