Flirterfolg (09.0.2020)

Aphorismus

von  Hamlet

Obwohl ich mich in der eigenen Sprache viel besser ausdrücken kann, passiert es oft, dass ich mit meinem sehr bescheidenen Englisch oder Französisch erfolgreicher flirte. Es liegt wohl großenteils daran, dass die eigene Sprache stärker gefühlt wird, weil man sich damit identifiziert. Die eigene Sprache ist eine ernste Sache. Folglich will ich nichts falsch machen und komme deshalb schwerer ins Spiel. Dagegen ist der Gebrauch einer Fremdsprache immer spielerisch, insofern ich mich ja nur versuche, ohne dass ich Angst hätte, mich zu blamieren. Denn ich weiß, dass auch der andere weiß, dass ich mich sonst besser ausdrücken kann. Es ist entspannend, wenn die Begriffe nicht hundert Prozent passen müssen, wenn ich eine andere Sprachidentität annehmen darf, von der ich weiß, dass ich mich dahinter verstecken kann. Während man also in seiner Muttersprache enttäuschen kann, erfreut die Fremdsprache durch unfreiwilligen Humor, ja manchmal auch durch unfreiwillige Poesie; vor allem ist es aber der Charakter des Spiels, welcher der richtige Modus für den Flirterfolg ist. Und nicht zuletzt ist das auch ein Grund dafür, dass viele gerne reisen.



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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (06.01.24, 17:07)
Kann ich bestätigen. Ich glaube, der Hauptgrund für den Erfolg ist, dass die löchrige, fehlerhafte Ausdrucksweise mehr Projektion zulässt - und Projektion ist das Gelbe vom Ei beim Kontaktaufnehmen. Du deutest das an mit dem Sichverstecken hinter einer anderen Sprache.
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