REIMEREIEN ZUR SPRACHE (10) – auch mit diktatoren die das sagen / haben und nicht nach ihr'n opfern fragen...

Gedicht zum Thema Gedanken

von  harzgebirgler

VERSAGEN

wer sich versagt was andre tun
kann oft gewissensreiner ruh'n


*


wenn mund mal zungenbrecher spricht
kann’s echt sein dass die zunge bricht
egal ob’s frische fische sind
die fritze fischt, des fischers kind,

oder jener postkutschkasten *
den zu putzen kutscher hassten
zwar wohl nicht grad doch sie lachten
lauthals auch kaum wenn sie’s machten...
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* Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten


*


wer seine stimme abgibt kann noch sprechen
ist sprachlos kaum - er stimmt ja „nur“ für was
das können welche selbst mit stotterschwächen
ansonsten wäre stimmabgabe krass

wer seine stimme abgibt bei so wahlen
der macht von seinem bürgerrecht gebrauch
und braucht dafür nicht einen cent zu zahlen -
doch drauf verzichten kann er freilich auch

der nichtwähleranteil war früher kleiner
das liegt an politikverdrossenheit
„es kümmert sich um uns eh ernsthaft keiner!“

so denken viele seit geraumer zeit
die ihre stimme dann bei sich behalten
und deshalb bleibt nicht weniges beim alten...


*


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die sprache wirkt - das wissen diktatoren
wenn gegen sie das wort jemand erhebt -
oft nachhaltig in off’nen hörerohren
weshalb quasi ein damoklesschwert schwebt

über jedem der kritisch wagt zu reden
er wird gern einfach ratzfatz weggesperrt
und mancherorts trifft dieses schicksal jeden
der sich um diktatorenmacht nicht schert

das gleichschalten der hirne und der presse
sichert so diktatoren ihre macht
an widerstand besteht da null interesse

worüber ihr geheimdienst emsig wacht -
am liebsten lassen sie loblieder singen
und kritiker komplett zum schweigen bringen...


*


ob sie entspringt die sprache
im wald gleich einem bache
an eines berges fuße
und bald mit ein’ger muße
gewaltigeren strömens
wie auch die moldau böhmens
im lande sich entbreitet
zur blüte es begleitet
das weite land des geistes
dem menschen eigen heißt es
dank netzend elementes
aus wörtern oh man kennt es
glaubts jedenfalls zu kennen
so oft wir namen nennen
von dingen und von sachen
die uns gedanken machen
wobei wir wiederkäuen
was weisere gebeuen
auf unscheinbare weise
taubenfußmäßig leise
ist freilich eine frage
nicht nur für feiertage....


*


die sprache spricht den menschen an...
und sagt zu ihm: „du tor,
wie kommst du dir so eloquent
doch mich beherrschend vor!

ich bin's vielmehr dem du verdankst
was du im wesen bist
oder hast du in echt gedacht
daß es umgekehrt ist?!“

die sprache spricht den menschen an
fast wie wer licht anmacht
weil er dank ihr nur der sein kann
der alles nimmt in acht *

entspricht er ihrem anspruch nicht,
auf ihn zu hör'n zu taub,
verfehlt er wozu er bestimmt
und wird des irr-sinns raub


* „Μελέτη τὸ πᾶν” - “Nimm in die Acht das Ganze als Ganzes“ (Periander von Korinth)


*


diktator - der das sagen hat


im fundus des lebens gibt’s menschen en masse
und mancher der macht hat der sagt sich „ich lass'
jetzt springen millionen mal über die klinge
ich zettele krieg an und seht nur ich bringe
die menschen dazu zu den waffen zu greifen
und keiner der mann ist wagt dabei zu kneifen
mit klingendem spiel gehts zur front und ins grab:
was ich für kanonen viel futter doch hab!“...


*


die sprache sprach einst so bei sich
„ja ja die menschen sprechen mich
echt tausendfach in aller welt

doch selbst wenn wer den mund mal hält
spricht's oftmals bände zweifellos
und entspringt gleichfalls meinem schoß!“



*


es kommt nur auf den menschen an
sofern er dem entspricht
was ihn einst erst entspringen ließ
ansonsten sicher nicht

dann läßt’s ihn nämlich ungerührt
über die klinge spring’
ver-rückt sein wesen aus dem ort
wo jedwed ding anfing

diese verrücktheit ist längst schon
global total im schwang
so bahnt sich unaufhaltsam an
des ich-tiers niedergang...


*


VERSPRECHEN : eine/r gibt sein wort
und hand schlägt darauf ein -
sprache ist dann der wahrheit hort
so sollt's zumindest sein

bei barschel war's einst lug und trug
der sprach von wort und ehr'
und als die stund' der wahrheit schlug
gab's ihn auch bald nicht mehr *

VERSPRECHEN heißt jedoch zugleich:
statt “schwarz” sagt eine/r “schwanz”...
seit freud ist das bedeutungsreich ''
und echt kein firlefanz

denn es enthüllt was wer's sagt denkt
das stellt dem mund ein bein
der sich zwar groß nichts bei verrenkt
doch vielsagend kann's sein...


*https://de.wikipedia.org/wiki/Barschel-Affäre

**https://de.wikipedia.org/wiki/Freudscher_Versprecher


*


WER GERNE VON SICH REDET
HAT MEIST NICHT VIEL ZU SAGEN


******





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Kommentare zu diesem Text


 Regina (13.03.24, 10:00)
Dort bei den Diktatoren,
bist du da einst geboren,
hast deinen Mund du aufgesperrt,
schon wirst du eilig weggezerrt.

Doch bei den Demokraten,
gewachsen und auch wohlgeraten,
sprichst, was du willst, bleibst immer frei,
der Macht ist dein Wort einerlei.

LG Gina

Kommentar geändert am 13.03.2024 um 10:02 Uhr

 harzgebirgler meinte dazu am 13.03.24 um 10:36:
die sprache ist gefährlichstes der güter*
drum züchten diktatoren zungenhüter -
es gibt indes auch längst woke tendenzen
in freier welt die rede zu begrenzen.

beste dankesgrüße vom harzer

*hölderlin, im walde
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