KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Dienstag, 09. März 2010, 13:07
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Ego sum, ergo cogito

184. Kolumne

Mein Motto: Ich denke, also bin ich. Ich bin, also denke ich.


Bild: Ego

Ein grandioses Bild, mit welchem Sie sich als Schriftsteller vorstellen!
An sich .. naja, ein geheimnisvolles Bild.
Durch dieses ultimative hightech Handy an Ihrem rechten Ohr wirken Sie so… jung und vielbeschäftigt.
Obwohl Ihre Mundwinkel nach unten zeigen, sehe ich ein leichtes Schmunzeln. Wenn ich allerdings mal die untere Gesichtspartie mit meiner Hand abdecke und nur Ihre Augen betrachte, dann scheint es, als ob Sie intensiv Ihrem Gesprächspartner zuhören würden. Aber in Wirklichkeit hören Sie ihm bestimmt gar nicht zu, sondern denken an.. etwas ganz Wundervolles. ( Ich hoffe, Sie telefonieren nicht mit Ihrer Flamme.) So weit entfernt. Genau, Sie wünschen sich an einem ganz anderen Ort zu sein. Wobei, wenn ich noch mal flüchtig drauf schaue, dann ist dieses Foto eigentlich viel zu perfekt. Es ist kein „Schnappschuss“. Keine spontane Fotografie. Ohhh nein. Sie haben es gestellt.
... Sie bringen mich zum Lächeln.
Gute Nacht.


Ich mag:
Klassische und zeitgenössische Musik. Bach. Mozart. Beethoven. Schubert. Schumann. Brahms. Verdi. Richard Wagner (Tristan, Ring, Parsifal). Mahler. Schönberg. Berg. Hindemith. Strawinsky. Schostakowitsch. Bartok. Blacher. Stockhausen. Schnittke. Kancheli. Gubaidulina...
Die Beatles (vor allem Sgt. Pepper's Lonely Heart Club Band, White Album). Rolling Stones (insbesondere Their Satanic Majesty's Request). Dave Brubeck. Georges Brassens. Bob Dylan. "Die Klavierlehrerin" (Udo L.) Tango. ...
Giovanni Bellini. Leonardo. Raffael. Dürer. Altdorfer. Rembrandt. Velasquez. Goya. Picasso. Dalì. Mirò. Macke. Klee. Beckmann. Kirchner. Calder. Chillida. Gerhard Richter...

Goethe. "Faust". Schiller. Kleist. Büchner. Thomas Mann. Den "Zauberberg". Ionesco. Miller. Frisch. Jandl. Thomas Bernhard. Rainald Goetz. Paul Auster. Jelinek...

Radfahren. Schwimmen. Lesen.
Reisen: Deutsche Städte und Landschaften, vor allem Berlin, Dresden, Halle, Weimar, Erfurt, Eisenach, Württemberg, Harz, Bremen, Lübeck, Ruhrgebiet, Wuppertal, Leipzig, ... - Begegnungen mit Freunden, Bekannten, Autoren... ITALIEN (alles!). Frankreich (vor allem Provence, Bretagne). SPANIEN (Costa Brava, Barcelona, Gerona). TÜRKEI. GRIECHENLAND. ÖSTERREICH (Wien). UNGARN (Budapest). ÄGYPTEN!!! (Nil. Assuan. Luxor. Kairo) SCHWEIZ (Tessin!). HOLLAND (Amsterdam). BELGIEN. London. Prag. USA (New York, Grand Canyon, Boston, San Francisco, New Orleans, Arizona, Chicago, ...)

Korrespondieren mit allen, die ich kenne (Briefe, emails).

Bier. Wein. Espresso. Campari. Currywurst. Bockwurst. Eis.

Restaurants. Cafés. Flanieren. ...

Abends mit Freunden (auch Familie) zusammensein. Gespräche. Diskussionen.

Meine Schule, meine Schüler, meine Kollegen, meine Fächer, die Literatur...

Schach.

Theater (alles - Oper, Tanztheater). Theater. Theater.

Fußballstadien.

Alle Museen für alte und neue Kunst. Kassel: documenta.

Romanische Kirchen... moderne Architektur (z.B. Libeskind):

Schreiben. Geschichte(n) erfinden.

Arthur. Meine Freunde.

Die Frauen. Die Liebe.

Meine Liebste...


Mich charakterisiert:
Ich will ein Kompendium meiner Welt-Anschauung schreiben, und da ich die Welt bin, ein Kompendium meiner selbst: Als Theater, als Spiel mit der Welt, also mit mir.
Und doch stehe ich auch in einem Leben, das ich nicht bin, in dem ich werde. Und was ich nicht werden kann, spiele ich in meinen Figuren.
Ich lebe eine unio mystica mit meinem alter ego, also mit der Welt in mir und außer mir: Ganz werden, ganz sein in der Metamorphose von Fragment zu Fragment. Das Fragment ist das Atom des Ganzen. Dabei ist mein spielendes Ich absolutistisch stark: Ich leite mich von mir selbst ab.
Mein Über-Ich ist Spielball des starken Ichs. Die Herrschaft des Es will ich nicht, vor allem nicht ihre kapitalistischen Formen. Ich will die absolute Herrschaft des Ich, die eine intersubjektive Vernunftherrschaft des Einzelnen über sich selbst ermöglicht. Erst solche Ichs, die eine Herrschaft des Über-Ichs nicht benötigen, ermöglichen die Freiheit, eine mündiger lebbare Außenwelt zu erschaffen.
Die interne Affirmation meines Ichs (ich, Gott, bete mich an) ist die dialektische Voraussetzung seiner Aufhebung. Die Synthese ist nicht die Herrschaft eines Über-Es, sondern die Erhebung meines Unter-Ichs zu einem Ich der freien Mit-Ichs (um mich freier und reicher zurückzuerlangen).
Der dialektische Eskapismus ist eine weitere Voraussetzung, die eigene, und dann die Wir-Geschichte zu gestalten.
Ich kann trotz des utopischen Moments, der meinen Geschichten innewohnt, nicht verhindern, dass sie zugleich zutiefst pessimistisch gedacht werden können (meine Geschichten sind, im Stillen, Arthur Schopenhauer gewidmet), weil sie beides sind: Utopie als Trotz- und Trostgrund, also Religion, und Spiel mit dem Tod aus tiefer Melancholie, also der Versuch, mitten auf der Flucht die Laufrichtung zu ändern.
Mein höchster Wunsch ist Selbsterschaffung als Gegenbewegung zur Welt, wie sie mir widerfährt und mich verwundet.
Das Schreiben hat immer auch eine therapeutische Dimension, als Trost und heiteres Spiel mit mir und der Welt.
In der Tat, das ist die größte Aporie, zugleich der größte innere Widerspruch in (m)einem Leben: Zu wünschen, dass die Welt gebessert und der Tod besiegt werde, und insgeheim zu hoffen, dass sie ungefähr bleibe, wie sie ist, weil ich ohne Verletzung, ohne Todesgewissheit gar nicht leben, also gar nicht schreiben könnte. Ich könnte mich sonst nicht gebären, und mir bliebe unbewusst, dass sich die Welt in mir erschafft.
Ich will diese Widersprüche dialektisch begreifen, weil ich muss, und nur so, in einem ernsten Spiel, kann ich sie erleiden, er-leben, er-tragen und aufheben. Ich bin ein gesalbter Sisyphos.
Das doppelte Aufheben von These und Antithese, diese von Hegel geschaffene Denk-Bewegung, ist meine ‘formale Religion’.


Was ich nicht mag:
Früh morgens aufstehen.


tagaufnahme

die einschläge kommen näher | im plastikgewitter
des unfugs

noch zischt verlangen | leise im hirn
in den traumknoten

in der mitte | des großen netzes
inszeniert sich das nichts

da verliere ich | mich und dich
so schlimm ist das schöne

wenn ich stürbe
würdest du mir fehlen

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